Meine geheime Autobiographie - Textedition
Berichte seiner Untergebenen und fand heraus, dass er kaum einen Fehler gemacht hatte. Um genau zu sein, sagte er, habe er zwei Fehler gemacht.
Das ist seine Stellungnahme, wie ich mich an sie erinnere, denn mein Gedächtnis ist nicht vollkommen zuverlässig, und vielleicht übertreibe ich auch.
(Diese und andere Stellungnahmen von mir müssen Colonel Fred Grant zur
Überprüfung vorgelegt werden.)
Der General verlor auch auf andere Weise Zeit. Drei Artikel für
Century
waren geschrieben und vergütet worden, doch im Sommer zuvor hatte er versprochen, noch einen vierten zu verfassen. Er hatte einen Rohentwurf angefertigt, ihn jedoch nicht vollendet.
Die Century-Leute hatten die Artikel bereits angekündigt und befürchteten jetzt, der General würde sie nicht mehr vollenden können. Zu dieser Zeit war der Gesundheitszustand des Generals publik geworden, und die Zeitungen waren voll von Berichten über seine lebensgefährliche Erkrankung. Mehrmals suchten ihn die Century-Leute auf, um den vierten Artikel zu bekommen, und das kränkte und verletzte Colonel Fred Grant, denn er wusste, dass ihnen wie aller Welt bekannt war, wie sterbenskrank sein Vater war. Colonel Grant fand, sie sollten mehr Rücksicht an den Tag legen – mehr Menschlichkeit. Wann immer seine schwindenden Kräfte es erlaubten, arbeitete der General sporadisch an dem Artikel, entschlossen, ihn möglichst zu vollenden,
weil er sein Versprechen gegeben habe und unter keinen Umständen
davon abrücken werde, solange ihm noch die leiseste Möglichkeit bleibe, es zu
erfüllen
. Ich fragte, ob es nicht einen Vertrag oder eine Abmachung gebe, was die Century-Leute für den Artikel zahlen sollten. Er verneinte. Da sagte ich: »Verlangen Sie $ 20 000 dafür. Das ist er wert – er ist das Doppelte wert. Diese Summe verlangen Sie für den unvollendeten Artikel; den geben Sie ihnen mit der Bemerkung, er werde noch mehr wert sein, sollte der General sich in der Lage sehen, ihn zu vollenden. Das dürfte ihren Überschwang abkühlen und Ihnen ein wenig Ruhe verschaffen.« Einen so hohen Preis wollte er nicht fordern, glaubte jedoch, sie zu einer Zahlung von $ 5000veranlassen zu können, wenn er ihnen den Artikel überließe. Es lag auf der Hand, dass die Bescheidenheit der Familie in Geldangelegenheiten unzerstörbar war.
Um diese Zeit unterhielt ich mich eines Tages mit General Badeau, als ich auf seinem Tisch einen Stapel maschinengeschriebener Manuskriptseiten sah, nach der ersten Seite griff und zu lesen begann. Ich sah, dass es sich um eine Schilderung der Belagerung von Vicksburg handelte. Ich zählte eine Seite durch und kam auf etwa 300 Wörter, alles in allem auf 18 000 bis 20 000 Wörter.
General Badeau sagte, dies sei einer der drei Artikel, die der General für den
Century
geschrieben hatte.
Ich erwiderte: »Dann haben sie nicht das geringste Recht, auf dem vierten Artikel zu bestehen, denn in diesem einen steckt mehr als genug, um zwei, drei gewöhnliche Zeitschriftenartikel daraus zu machen.« Eine Abschrift dieses und der beiden anderen Artikel befand sich damals im Safe von Century; daher war der Verpflichtung zu einem vierten Artikel auch ohne einen solchen zusätzlichen Artikel Genüge getan; und doch meinten die Leute von Century, ohne den vierten Artikel sei der Vertrag nicht erfüllt, und bestanden darauf. Zu dem üblichen Preis, den mir der
Century
für meine Artikel zahlte, wäre dieser Artikel über Vicksburg, hätte ich ihn verfasst, rund $ 700 wert gewesen. Mithin hatten die Century-Leute dem General nicht mehr gezahlt, als sie mir gezahlt hätten, und dies
einschließlich
der Sonderzuwendung von $ 1000, die sie ihm hatten zukommen lassen.
Man kann die Dimensionen dieses Schwindels gar nicht überbewerten. Wenn die Leute von Century überhaupt etwas wussten; wenn sie nicht bis ins Mark von Ignoranz und Dummheit durchdrungen waren, dann wussten sie, dass eine einzige Manuskriptseite von General Grant mehr wert war als hundert Seiten von mir. Aber
tatsächlich
waren sie in einem solchen Ausmaß von Ignoranz und Dummheit durchdrungen. In ihrem eigenen Verständnis waren sie aufrecht, ehrenwert und gutherzig, und wenn ihnen jemand hätte klarmachen können, dass es beschämend war, einen sterbenden Soldaten so zu übervorteilen, hätten sie das Unrecht wiedergutgemacht. Doch alle Beredsamkeit, mit der ich sie überschüttete, bewirkte nichts, reingar nichts. Sie glaubten noch immer, dem General gegenüber sehr großzügig
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