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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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ein Vermögen vorausgeahnt; dieses Vermögen werde ihm bestimmt auch jetzt zufallen. Ich fragte ihn, wer das Buch veröffentlichen werde, und er antwortete, zweifellos die Century Company.
    Ich fragte ihn, ob der Vertrag aufgesetzt und unterschrieben sei.
    Er antwortete, eine Rohfassung sei aufgesetzt worden, aber noch nicht unterschrieben.
    Ich sagte, ich hätte große, schmerzliche Erfahrungen mit dem Schreiben und Publizieren von Büchern gesammelt und glaubte, falls er es nicht für unschicklich hielte, mir den Vertragsentwurf zu zeigen, ihm von Nutzen sein zu können.
    Er erwiderte, er habe nichts dagegen, mir den Vertrag zu zeigen, da dieser nicht weiter als bis zu einer Erörterung der Klauseln gediehen sei, ohne dass eine der Parteien Versprechen gemacht oder erhalten habe. Er fügte hinzu, er vermute, dass das Angebot von Century recht und billig sei, und man gehe davon aus, dass er es annehmen, das Geschäft abschließen und den Vertrag unterzeichnen werde.
    Er las mir den Vertragsentwurf vor, und ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte.
    Wenn ein Verleger die Chancen eines Buches von einem unbekannten Autor hoch genug einschätzt, um es zu drucken und auf den Markt zu bringen, ist er gewillt, ein Risiko einzugehen und dem Mann 10 Prozent Tantiemen zu zahlen, und genau die zahlt er ihm auch. 10 Prozent Tantiemen kann er schon noch riskieren, mehr aber nicht. Wenn von dem Buch 3000 oder 4000 Exemplare verkauft werden, entsteht bei einem gewöhnlichen Buch kein Verlust, und beide Parteien haben einen Gewinn gemacht; wenn die Verkaufszahlen jedoch 10   000 Exemplare erreichen, erhält der Verleger den Löwenanteil des Profits und wird ihn erhalten, solange sich das Buch weiter verkauft.
    Wenn sich von einem solchen Buch mit Sicherheit 35   000 Exemplare verkaufen lassen, sollte der Autor 15 Prozent Tantiemen erhalten, will sagendie Hälfte des Nettoerlöses. Wenn sich von einem Buch mit Sicherheit 80   000 Exemplare oder mehr verkaufen lassen, sollte er 20 Prozent Tantiemen erhalten, das heißt zwei Drittel des Nettoerlöses.
    Hier nun war ein Buch, das geradezu prädestiniert dafür war, sich im ersten Jahr seiner Veröffentlichung zu mehreren hunderttausend Exemplaren zu verkaufen, und doch hatten die Leute von Century die Dreistigkeit besessen, General Grant die gleichen 10 Prozent Tantiemen anzubieten, die sie jedem unbekannten Komantschen angeboten hätten, von dessen Buch sie mit gutem Grund glauben mochten, dass sich nur 3000, 4000 oder 5000 Exemplare verkaufen ließen.
    Wäre ich mit den Century-Leuten nicht persönlich bekannt gewesen, hätte ich gesagt, es handele sich um den vorsätzlichen Versuch, die Unwissenheit und die vertrauensselige Natur eines Mannes auszunutzen und ihn zu bestehlen; aber ich kenne die Century-Leute und weiß daher, dass sie keine derart niedrigen Absichten verfolgten, sondern ihr Angebot nur einem unerschöpflichen Vorrat an Ignoranz und Dummheit entstammte. Sie waren daran interessiert, nicht nur Zeitschriften, sondern auch Bücher zu veröffentlichen, und hatten sich auch schon an einem Buch versucht, waren jedoch aufgrund ihrer Unerfahrenheit gescheitert. So vermute ich, dass sie ängstlich waren und im Fall des Generals ein Angebot unterbreitet hatten, das sich ihnen als vernünftig und risikofrei empfahl, womit sie nur bewiesen, wie beklagenswert unwissend sie waren und wie wenig der Situation gewachsen. Das zeigte sich hinreichend an einer Bemerkung, die der Geschäftsführer dieser Firma einige Monate später mir gegenüber machte: eine Bemerkung, die ich an geeigneter Stelle zitieren und behandeln werde.
    Ich sagte General Grant, das Angebot von Century sei lächerlich und dürfe nicht einmal für einen Augenblick in Erwägung gezogen werden.
    Ich vergaß zu erwähnen, dass der Vertragsentwurf gleich zwei Vorschläge enthielt – entweder 10 Prozent Tantiemen oder die
Hälfte des Erlöses
aus den Buchverkäufen nach Abzug
aller damit verbundenen Ausgaben
einschließlich büromiete, bezahlung einer bürokraft, werbung undALLEM ANDEREN, ein höchst kompliziertes Arrangement, das kein geschäftstüchtiger Autor den 10 Prozent Tantiemen vorziehen würde. Offensichtlich hielt man10 Prozent und die Hälfte des Erlöses für ein und dasselbe – diese unwissende Bagage erwartete also, dass sich von dem Buch nur 12   000 oder 15   000 Exemplare verkaufen ließen.
    Ich sagte dem General, ich könne ihm genau erklären, was er erhalten sollte: Wenn er die

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