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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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– steht der Umzug der Queen an erster Stelle; als Bild fürs Auge aber übertrifft ihn dieser hier; und darin reicht er fast an den Festzug von Jaipur heran – und der war ein Traum der Verzauberung.

[1898 – 1905]
    Mein Debüt als Literat 28
    Von Mark Twain (vormals »Mike Swain«)
     
    1. Oktober 1898
. In jenen frühen Tagen hatte ich in einer Zeitung an der Ostküste bereits eine kleinere Sache (»Der berühmte Springfrosch von Calaveras«) veröffentlicht, doch war ich nicht der Ansicht, dass sie zählte. Meiner Auffassung nach konnte jemand, der nur kleine Sachen in Zeitungen veröffentlichte, nicht den Anspruch erheben, Literat zu sein; er musste darüber hinauswachsen; er musste in einer Zeitschrift erscheinen. Dann erst wäre er Literat und dazu noch berühmt – und zwar auf der Stelle. Bei mir waren diese beiden Ambitionen stark ausgeprägt. Es war 1866. Ich bereitete meinen Beitrag vor und schaute mich dann nach der besten Zeitschrift um, in der ich mir erste Lorbeeren verdienen könnte. Ich wählte
Harper’s Monthly
. Der Beitrag wurde angenommen. Ich unterzeichnete ihn mit »Mark Twain«, denn an der Pazifikküste war dieser Name bereits im Umlauf, und ich hatte die Absicht, ihn mit diesem einen Wurf auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Der Artikel erschien in der Dezemberausgabe, und einen Monat lang saß ich da und wartete auf die Januarausgabe – denn diese würde das Jahresverzeichnis mit den Namen der Beiträger enthalten, mein Name stünde darin, und ich würde berühmt werden und das Bankett geben, das mir vorschwebte.
    Ich gab das Bankett nicht. Den Namen »Mark Twain« hatte ich nicht deutlich genug geschrieben; für die Drucker von
Harper’s
war er neu, und sie gaben entweder
Mike Swain
oder
MacSwain
in den Satz, ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Jedenfalls wurde ich nicht gefeiert und gab das Bankett nicht. Ich war Literat, aber das war auch schon alles – ein begrabener Literat; lebendig begraben.
    Mein Artikel handelte vom Brand des Klippers
Hornet
am 3. Mai 1866 auf See. Einunddreißig Mann waren an Bord gewesen, und ich hielt mich gerade in Honolulu auf, als die fünfzehn abgemagerten und gespenstischen Überlebenden dort eintrafen, nach dreiundvierzigtägiger Fahrt in einem offenen Boot durch die heißen Tropen und mit Lebensmittelrationen
für
zehn Tage
. Eine bemerkenswerte Reise, durchgeführt von einem Kapitän, der selbst bemerkenswert war, denn sonst hätte es keine Überlebenden gegeben. Er war Neuengländer von bester seemännischer Herkunft aus alten tüchtigen Zeiten – Kapitän Josiah Mitchell.
    Ich hielt mich auf den Inseln auf, um Briefe für die Wochenausgabe der
Sacramento Union
zu verfassen, einer wohlhabenden einflussreichen Tageszeitung, die überhaupt keine Verwendung dafür hatte, es sich aber leisten konnte, zwanzig Dollar die Woche für nichts auszugeben. Die Eigentümer waren liebenswerte und wohlgelittene Männer; zweifellos längst tot, aber in meiner Person gibt es wenigstens einen, der sich voller Dankbarkeit an sie erinnert; denn ich wollte die Inseln unbedingt sehen, und sie hörten mich an und gaben mir die Gelegenheit dazu, obwohl es so gut wie unwahrscheinlich war, dass sie auf irgendeine Weise davon profitieren könnten.
    Ich hatte mich bereits etliche Monate auf den Inseln aufgehalten, als die Überlebenden eintrafen. Damals war ich an mein Zimmer gefesselt und konnte nicht gehen. Hier nun bot sich die großartige Gelegenheit, meiner Zeitung einen Dienst zu erweisen, und ich war nicht in der Lage, sie zu nutzen. Zwangsläufig steckte ich in großen Schwierigkeiten. Aber durch einen glücklichen Zufall weilte zur selben Zeit auch Seine Exzellenz Anson Burlingame hier, auf dem Weg, seinen Posten in China anzutreten, wo er vorzügliche Arbeit für die Vereinigten Staaten leisten sollte. Er kam, ließ mich auf eine Trage legen und in das Krankenhaus schaffen, in dem die Schiffbrüchigen versorgt wurden, und ich musste nicht einmal Fragen stellen. Um all das kümmerte er sich selbst, und ich brauchte nichts weiter zu tun, als Notizen anzufertigen. Es sah ihm ähnlich, sich so viel Mühe zu machen. Er war ein großer Mann und ein großer Amerikaner; und es lag in seiner edlen Natur, von seinem hohen Amt herunterzukommen und, wann immer es ihm möglich war, Freundschaftsdienste zu leisten.
    Um sechs Uhr abends waren wir mit der Arbeit fertig. Ich aß nicht zu Abend, denn wenn ich die anderen Korrespondenten schlagen wollte, durfte ich keine

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