Meine geheime Autobiographie - Textedition
ihr Geschlecht, ihr Analphabetentum, ihre frühe Umgebung und die ˆzusammen mit denˆ hemmenden Bedingungen, unter denen sie ihre großen Gaben nutzte ˆdemonstrierteˆ und ihre Siege im Felde und ˆnicht weniger alsˆ vor den Gerichten erfocht, die sie auf Leben und Tod anklagtenˆ,ˆ –/ so ist sie die bei weitem außergewöhnlichste Person, die die Menschheit je ˆbislangˆ hervorgebracht hat . ˆ, und in keiner Sprache liegt uns eine so bemerkenswerte Geschichte vor wie die Gerichtsakten über die Verurteilung und Rehabilitierung Jeanne d’Arcs.
3. Ich habe die Laufbahn Jeanne d’Arcs schon in vergangenen Jahren studiert; darüber hinaus habe ich ein Buch über ihre Lebensgeschichte geschrieben und veröffentlicht: Aber ich bin wie jetzt stets bereit, eine weitere Lanze zu Ehren der Jungfrau zu brechen.ˆ
Der Brief
Sehr geehrter Mr. X:
Auf meinem Schreibtisch finde ich die ersten beiden Seiten von Miss Z’ Übersetzung mit Ihren eingetragenen Korrekturen. Danke, dass Sie sie geschickt haben.
Ich habe die erste Seite meiner korrigierten Einleitung geprüft und will jetzt beginnen, ein paar Notizen zu Ihren Korrekturen zu machen. Wenn ichauf Eingriffe stoße, die mir keine Verbesserungen zu sein scheinen, werde ich meine Gründe dafür anführen. Vielleicht kann ich Ihnen auf diese Weise behilflich und damit nützlich sein, so wie Sie mir nützlich sein wollten.
NOTIZEN
ABSCHNITT I.
Erster Absatz.
»Jeanne d’Arc«. Das ist ziemlich kleinkariert und nicht sehr stilvoll. Bei einfachen Menschen unserer Nation und Sprache ist Johanna unter diesem Namen nicht bekannt. Ich stelle fest, dass in den kurzen Ausschnitten aus den Prozessen, die Sie mir freundlicherweise zugeschickt haben, mehrere Male der Name der Gottheit vorkommt; um konsequent zu sein, werden Sie das Wort »Gott« streichen und stattdessen »Dieu« einsetzen müssen. Versäumen Sie das nicht.
Erste Zeile.
Was ist verkehrt an
»bei den«
? Und warum
»Prozess«
? Hat Ihnen irgendein schlecht unterrichteter Mensch weisgemacht, es habe nur einen statt eines halben Dutzends gegeben?
Das nächste halbe Dutzend Korrekturen.
Haben Sie nicht bemerkt, dass Sie den Satz, indem Sie das Wort
»beide«
von der richtigen Stelle entfernen, zu einer Dummheit machen?
»Gänzlich.«
Warum fügen Sie eines Ihrer abgedroschenen Lieblingswörter an einer Stelle ein, wo es nichts Nützliches bewirkt? Können Sie in Ihrem literarischen Grab nicht ohne dieses Wort ruhen?
Nächster Satz.
Sie haben darin keine Verbesserung vorgenommen; haben Sie ihn nur deswegen geändert, um ihn geändert zu haben?
Zweiter Absatz.
Jetzt machen Sie sich schon an meiner Interpunktion zu schaffen. Merken Sie nicht, dass Sie mir bei Ihrer Beschränktheit in einer so delikaten Kunst nicht Ihre Hilfe aufdrängen sollten? Und glauben Sie, dass Sie dem abschließenden Nebensatz genau die richtige Politur hinzugefügt haben?
Zweiter Absatz.
Woher wissen Sie, dass es sein »eigenes« Schwert war? Es hätte auch ein geliehenes sein können. In Fragen der Geschichte bin ichvorsichtig, und Sie sollten mir nicht Aussagen in den Mund legen, für die Sie keine Belege anführen können. Ihre anderen Korrekturen sind Unsinn.
Dritter Absatz.
Dito.
Vierter Absatz.
Ihr Wort »direkt« ist irreführend; es könnte als »sofort« ausgelegt werden. Schlichte Klarheit ist besser als ausgeschmückte Unklarheit. Ich sehe Ihre sensitive Randbemerkung:
»Verweis auf Moskau – für französisches
Gefühl eher unfreundlich.«
In der Tat habe ich mich nicht mit französischen Gefühlen befasst, sondern lediglich mit der Feststellung der Tatsachen. Über die Franzosen habe ich mehrere unhöfliche Dinge gesagt – an einer Stelle habe ich sie eine »undankbare Nation« genannt –, aber Sie waren so damit beschäftigt, Kommata und Semikola zu lektorieren, dass Sie sie übersehen haben und es nicht mit der Angst zu tun bekamen. Der nächste Absatz endet mit einer Verunglimpfung der Franzosen, aber ich habe gute Gründe zu der Annahme, dass Sie sie als ein Kompliment missverstanden haben. Es ist entmutigend, einen Verstand wie den Ihren verstehen zu wollen. Sie sollten ihn hervorholen und darauf tanzen. Das würde ihm etwas von seiner Starrheit nehmen. Und manchmal sollten Sie ihn gebrauchen; das würde helfen. Hätten Sie das hin und wieder in Ihrem Leben getan, wäre er nicht so versteinert.
Fünfter Absatz.
Das halte ich bislang für Ihr Meisterstück! Sie haben die große Kunst, eine schlichte und
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