Meine geheime Autobiographie - Textedition
Anmeldungen, aber
aus Gefälligkeit und in Anbetracht der Tatsache, dass ich auf das Telefon dringend
angewiesen war, wurde ich an die erste Stelle gesetzt; mein Gerät wurde unverzüglich
angeschlossen, und in den letzten Januartagen begann es einwandfrei zu
funktionieren. Diesen einwandfreien Zustand bewahrte es eine Stunde, dann war es
tot. Danach tat Mr. Cecchieinen ganzen Monat lang sein Bestes,
um die Ursache herauszufinden. Die Gesellschaft brachte alle möglichen Gründe vor
außer stichhaltigen; und das Telefon blieb stumm. Ende Januar hörte ich aus
zuverlässiger Quelle, dass die Gräfin zu einer Freundin, offenbar der einzigen, die
sie in Italien hat, gesagt habe, dass, hätte ich die Angelegenheit in die Hände
ihres Geliebten gelegt, es überhaupt keine Probleme mit dem Telefon gäbe. Ich fuhr
in die Stadt, und Mr. Cecchi rief bei der Gesellschaft an und forderte sie auf, ein
für alle Mal zu erklären, wann sie meinem Telefon wieder Lebensatem einzuhauchen
gedenke. Man erwiderte ihm, die Gräfin drohe mit einer Klage über achtzehn Francs
für den Schaden, der durch die Errichtung eines Telefonmastes auf ihrem Grundstück
entstanden sei, tatsächlich aber belaufe sich der Schaden auf nicht mehr als fünf
Francs, wenn überhaupt. Außerdem habe man soeben eine Anweisung der Gräfin erhalten,
begleitet von einer Drohung ihres Anwalts, meinen Apparat spätestens bis zum vierten
Februar mittags auszubauen. Ich bat Mr. Cecchi, der Gesellschaft mitzuteilen, dass
ich, sollte ich nicht vor Sonnenuntergang in der Lage sein, per Telefon mit meinem
Haus zu kommunizieren, auf Schadenersatz in Höhe von fünfundzwanzigtausend Francs
klagen würde, da sie den Vertrag mit mir nicht erfüllt habe. Die Verbindung zu
meinem Haus wurde binnen einer Stunde hergestellt und ist seitdem nie wieder
unterbrochen worden. Die Ausrede der Gräfin für das Verbot eines Telefons, dessen
besonderer Zweck es war, rasch Ärzte herbeirufen zu können, um das bedrohte Leben
einer Nachbarin zu retten, bestand darin, dass ich von ihr keine schriftliche
Genehmigung erhalten und sie nicht gebeten hatte, ins Haus zu kommen und zu sagen,
wo der Apparat aufgestellt werden solle. Ich hatte fast schon meinen Glauben an die
Hölle verloren, bis ich Bekanntschaft mit der Gräfin Massiglia machte.
Wir haben schon einmal
in einer florentinischen Villa gewohnt. Das war vor zwölf Jahren in der Villa
Viviani, schön und eindrucksvoll auf einem Hügel in der Vorstadt Settignano gelegen,
mit Blick auf Florenz und das große Tal. Eine gute Freundin, Mrs. Ross, deren
prächtige Burg zwölf Gehminuten entfernt war, hatte sie für uns aufgetan und
komfortabel hergerichtet. Sie wohnt noch immer dort und ist uns mehr als einmal eine
große Hilfegewesen, seit wir in die Fänge der blaublütigen
Bestie, der die Villa di Quarto gehört, geraten sind. Das Jahr, das wir in der Villa
Viviani verleben durften, bildet einen eindrucksvollen Kontrast zu den nunmehr fünf
Monaten, die wir in dieser herzoglichen Baracke zugebracht haben. Unter meinen alten
Manuskripten und meinen wahllos und unregelmäßig geführten Tagebüchern findet sich
eine Schilderung jenes Jahres, das mir noch in angenehmer Erinnerung ist, und ich
will einige Auszüge daraus zusammenstellen und sie hier einfügen.
Als wir im Frühjahr 92
auf dem Weg nach Deutschland, der Badeanstalt der Krankenwelt, durch Florenz kamen,
führten wir Verhandlungen über eine Villa, die Freunde von uns abschlossen, nachdem
wir weitergereist waren. Als wir drei oder vier Monate später zurückkehrten, stand
alles bereit einschließlich Dienstboten und Dinner. Es braucht bloß einen Satz, um
dies hinzuschreiben, aber ein träger Mensch ist schon erschöpft, wenn er nur an die
Planung, Arbeit und Mühe denkt, die sich dahinter verbirgt. Denn es bereitet weniger
Mühe und mehr Genugtuung, zwei Familien zu beerdigen, als ein Heim für eine
auszuwählen und einzurichten.
Der Standort der Villa war ideal, drei Meilen von
Florenz entfernt an einem Hügelhang. Die blumenübersäte Terrasse, auf der sie stand,
blickte auf abfallende Olivenhaine und Weinberge; rechter Hand, hinter einigen
Hügelvorsprüngen, lag Fiesole, auf seine steilen Terrassen geduckt; unmittelbar im
Vordergrund erhob sich die imposante Masse der Ross-Burg, die Gemäuer und Türmchen
reich an milden Witterungsflecken vergessener Jahrhunderte; in
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