Meine geheime Autobiographie - Textedition
er und seine Frau erlernten ihn in kürzester Zeit. Er erlernte ihn etwas besser als alle anderen und verdiente sich bis 1886 oder 87 ein gutes Auskommen damit; dann verkaufte er die Plantage für ein Mehrfaches des ursprünglichen Preises.
Vor einem Jahr war er hier, und wir trafen uns. Er lebt im Garten Kaliforniens – in Alameda. Vor seinem Besuch an der Ostküste hatte er zwölf Jahre seines Lebens in die aussichtsloseste, schwierigste und eigensinnigste Studie investiert, die seit Champollions Zeiten durchgeführt worden ist; er wollte herausfinden, was jene Skulpturen bedeuten, auf die man unten in den Wäldern Zentralamerikas stößt. Und er fand es heraus und veröffentlichte ein großartiges Buch, das Resultat seiner zwölfjährigen Recherchen. In dieser komplexen Studie entschlüsselt er den Sinn jener Hieroglyphen – und seine Position als erfolgreicher Experte wird von Wissenschaftlern in London und Berlin und anderswo, die auf diesem Gebiet tätig sind, anerkannt. Er selbst jedoch ist nicht bekannter, als er es vorher war – bekannt ist er nur diesen Leuten. Sein Buch erschien um 1901.
Der Bericht in der
New York Times
besagt, dass der Fund der großen Erzader einen Sturm der Spekulation heraufbeschwor und die diversen Minenim Umkreis auf dem Aktienmarkt einen Wert von fast $ 400 000 000 erzielten; sechs Monate danach war der Wert um drei Viertel gesunken; und 1880, fünf Jahre später, waren die Aktien der »Consolidated Virginia« unter $ 2 das Stück gefallen und die Aktien der »California« nur noch $ 1,75 wert – denn inzwischen war die Bonanza zugegebenermaßen erschöpft.
10. Januar 1906
In den nächsten zwei, drei Monaten muss ich einige Reden halten, und auch während der vergangenen zwei Monate hatte ich mich zu ein paar Reden verpflichtet – und plötzlich fällt mir auf, dass Leute, die es auf sich nehmen, bei Versammlungen dieser oder jener Art, besonders bei Gesellschaftsbanketten, Reden zu halten, sich bei der Vorbereitung oft unnötig viel Mühe machen. In der Regel ist Ihre Rede bei einem Gesellschaftsbankett kein besonders wesentlicher Teil Ihrer Ausrüstung für die Veranstaltung, aus dem einfachen Grund, weil Bankette in der Regel deshalb gegeben werden, um ein Ereignis von nur vorübergehendem Interesse zu feiern oder um einen Gast von Rang und Namen zu ehren – also nichts von Bedeutung, nichts, meine ich, worauf man sich konzentrieren müsste, wenn man bei einem solchen Ereignis redet, wohingegen die eigentlich wichtige Sache vielleicht darin besteht, dass sich der Redner, solange er an der Rampe steht, einigermaßen interessant macht und es vermeidet, die Leute zu ermüden und zu verärgern, die nicht das Privileg haben, Reden zu halten, und auch nicht das Privileg haben, sich aus dem Staub zu machen, wenn andere Leute dazu ansetzen. Daher erfordert die gewöhnliche Nächstenliebe zu diesen Leuten, dass der Redner ein paar Vorbereitungen trifft, statt mit völlig leeren Händen hinzugehen.
Jemand, der häufig Reden hält, kann für ihre Vorbereitung nicht viel Zeit erübrigen, und vermutlich geht er mit leeren Händen hin (so wie ich es mir angewöhnt habe), in der Absicht, von anderen unvorbereiteten Rednern, die vor ihm sprechen, Texte einzusammeln. Nun trifft es in jedem Fall zu, dass Sie sich, wenn Sie es auf Platz 3 oder einen der nachfolgenden Plätze derRednerliste geschafft haben, mit Sicherheit darauf verlassen können, dass der eine oder andere Vorredner alle Anregungen bereitstellt, die benötigt werden. Ja, wahrscheinlich erhalten Sie mehr Anregungen, als Sie benötigen, und das könnte peinlich werden. Schließlich möchten Sie zu allem Gesagten sprechen, und das ist natürlich eine gefährliche Sache. Sie sollten einen der Texte wählen und dazu sprechen – und dann steht es hundert zu eins, dass Sie sich, kaum dass Sie zwei Minuten an der Rampe stehen, wünschen, Sie hätten einen anderen gewählt. Von dem, den Sie gewählt haben, werden Sie abkommen, denn Sie werden merken, dass es einen anderen gibt, der besser ist.
An diese nach meiner Erfahrung alte, alte Tatsache werde ich durch einen Vorfall erinnert, der sich neulich abends im Players zutrug, wo zweiundzwanzig meiner Freunde aus alten Tagen im Players Club mir zu Ehren ein Dinner gaben, aus Genugtuung, mich nach dreijähriger Abwesenheit, die durch die Dummheit des Clubvorstands veranlasst worden war, wiederzuhaben – eines Vorstands, der seit Gründung des Clubs im Amt gewesen war, oder
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