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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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wert sei. Ich antwortete, vierzig Dollar die Woche. Er sagte: »Ich habe in meinem Leben noch nie jemanden beschwindelt, und ich will mit Ihnen keinen Anfang machen. Vierzig Dollar die Woche ist mein Geschäft nicht wert. Sie bleiben, wo Sie sind, und ich will versuchen, mein Leben hiermit zu bestreiten.«
    1864 verließ ich Nevada, um einen Aufenthalt in der Strafanstalt zu vermeiden (in einem anderen Kapitel werde ich das erklären müssen), so dass offenbar volle zehn Jahre vergingen, bis sich John Mackay plötzlich zum ersten hundertfachen Millionär entwickelte. Anscheinend setzte sein Wohlstand im Jahre 71 ein – die Entdeckung wurde 71 gemacht. Ich weiß noch, wie sie zustande kam. Ich kann mich noch an die Einzelheiten erinnern,denn sie wanderten quer durchs ganze Land bis zu mir nach Hartford. Es gab da einen 500 Meter langen Tunnel, der unten in den Berghang getrieben worden war und in großer Tiefe unter einem Teil von Virginia City verlief. Man hatte ihn wegen eines Erzgangs gegraben, diesen jedoch nicht gefunden, und ich glaube, die Suche war längst aufgegeben worden. Als nun Mr. Fair (der spätere US-Senator und Multimillionär) in dem stillgelegten Tunnel umhertastetete, stieß er – so die Geschichte – auf ein reiches Erzvorkommen und ging zu John Mackay, um ihm von seinem Fund zu berichten. Sie prüften den Schatz und stellten fest, dass es eine große Lagerstätte gab. Sie schürften auf die übliche Art und konnten deren Bedeutung und Reichhaltigkeit nachweisen. Sie glaubten, es handele sich um einen »Kamin« – vermutlich gehöre er zur »California« oben am Berghang, die über einen stillgelegten Schacht verfügte, oder vielleicht zur »Virginia«, die nicht länger betrieben wurde – ein leeres Bergwerk, um das sich niemand kümmerte. Die Männer beschlossen, dass dieses Erzvorkommen genau genommen zur »California« gehöre und durch eine Tücke der Natur den Berghang hinabgerutscht sei. Sie überredeten O’Brien – einen Silberexperten in San Francisco –, sich als Geldgeber zu beteiligen, und erwarben an den aufgegebenen Claims eine Mehrheitsbeteiligung, die sie, da besteht kein Zweifel, für diese Summe – $ 26   000 – erhielten. Sechs Jahre später war sie $ 160   000   000 wert.
    Wie gesagt, war ich nicht dabei. Ich war sechs, sieben oder acht Jahre hier an der Ostküste gewesen – aber Freunde von mir bekundeten Interesse. John P. Jones, der kürzlich nach einer ununterbrochenen Amtszeit von vielleicht dreißig Jahren als US-Senator zurückgetreten ist, wohnte in San Francisco. Er empfand große Zuneigung zu zweien meiner alten Freunde – Joseph T. Goodman und Denis McCarthy. Sie waren die Inhaber der Zeitung gewesen, für die ich arbeitete – des
Virginia City Enterprise
–, und hatten es in dieser Position zu großem Wohlstand gebracht. 1858 waren sie in San Francisco junge Druckergesellen gewesen, Schriftsetzer, und als sie hörten, dass in dieser unbekannten Gegend Nevadas Silber entdeckt worden sei, gingen sie in die Sierras, um ihr Glück zu versuchen. Als sie in diesem elenden kleinen Nest, Virginia City, ankamen, hatten sie kein Geld, um damit ihr Glückzu versuchen. Sie hatten lediglich Jugend, Elan und Hoffnung. Dort trafen sie Williams (sein Name in Gesellschaft war »Stud« Williams), der eine Wochenzeitung gegründet hatte. Er hatte einen Gesellen, der die Zeitung mit seiner Hilfe und der eines Chinesen setzte und in einer Handpresse druckte. Sie alle schliefen in einem Raum – kochten und schliefen und arbeiteten und verbreiteten mit ihrer Zeitung Neuigkeiten. Nun denn, Williams hatte vierzehn Dollar Schulden. Er sah keine Möglichkeit, mittels seiner Zeitung aus diesen herauszukommen, und verkaufte sie für zweihundert Dollar an Denis McCarthy und Goodman. Sie sollten die Schulden in Höhe von vierzehn Dollar übernehmen und außerdem die zweihundert Dollar zahlen, in dieser Welt oder in der nächsten – darüber gab es keine endgültige Vereinbarung. Aber Viginia City wuchs, neue Minen wurden entdeckt, neue Leute begannen herbeizuströmen, und es war die Rede von einer Farobank und einer Kirche und von all den Dingen, die eine christliche Grenzstadt ausmachen. Prosperität breitete sich aus, und Goodman und Denis ernteten den Lohn. Ihre eigene Prosperität war so groß, dass sie ein dreistöckiges Backsteingebäude errichteten, für die Stadt eine wunderbare Sache, und ihr Geschäft expandierte derart, dass sie an vielen Tagen elf Kolumnen neuer

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