Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde
auf. Auch im Geflecht von Miss Fleeta Bells Hut hatte sich etwas verfangen, das verdächtig nach Pfannkuchenteig aussah. Ich betrachtete den Kehrbesen, der in der Ecke stand. In der Handschaufel lagen die Scherben von ein, zwei Tellern unseres Blue-Willow-Geschirrs. Offenbar hatte es eine kleine Auseinandersetzung gegeben. Wie gerne wäre ich fünf Minuten zuvor eine Fliege an der Küchenwand gewesen, auch wenn mich das wahrscheinlich völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.
»Guten Morgen, mein Schatz«, sagte Veraleen und bot mir einen Stuhl an. Ich nahm Platz. Auf dem Tisch standen bereits Butter, Honig, eine Auswahl selbst gemachter Marmeladen sowie ein Teller mit köstlich duftenden Würstchen.
»Sie heißt Merilee!«, sagte Grandma, indem sie sich die Hände an der Schürze abwischte. Dabei sah sie so aus, als hätte sie einen ekelhaften Geschmack im Mund. „Ich habe dafür gesorgt, es hätte viel schlimmer kommen können«, hörte ich sie murmeln. Dann stellte sie die Kekse auf den Tisch. Worüber hatte sie gerade geredet? Über meinen Namen? Wofür hatte sie gesorgt?
»Ich weiß, wie sie heißt, Ms Monroe«, entgegnete Veraleen, bevor ich etwas erwidern konnte. »Ich bemühe mich nur um einen liebevollen Ton. Daran scheint es hier nämlich zu fehlen.«
So langsam bereute ich, dass ich nicht einfach im Bett geblieben war. Grandmas Retourkutsche hätte vermutlich nicht lange auf sich warten lassen, wäre in diesem Moment nicht Bug hereingekommen. Sie trug ihren Pyjama, hatte lustig abstehende Haare und setzte sich sehr leise auf ihren Stuhl. Grandma beugte sich zu ihr herab und küsste sie auf den Kopf.
»Schau, was ich für dich habe, Bug. Ein Frühstück wie für eine Königin.«
Bug hatte morgens nie viel Appetit, doch heute schob sie nur mit einer rüden Bewegung den Teller weg. »Wann kommt Mama nach Hause?«
»Bald!«, antworteten Veraleen und Grandma im Chor, worauf sie einander finstere Blicke zuwarfen.
»Dein Daddy holt sie morgen nach Hause«, fügte Veraleen hinzu. »Er hat gesagt, gestern hätte es mit dem Laufen schon ganz prima geklappt.«
Bug strahlte. »Wirklich?«
»Ich hab dir doch versprochen, dass deine Mama wieder gesund wird. Ich habe ihr jeden Tag einen speziellen Tee gekocht, der ihre Kopfschmerzen lindert.« Veraleen deutete auf eine dicke schwarze Kanne, die auf dem Herd stand.
»Dieses Gebräu ist vollkommen nutzlos«, schaltete sich Grandma ein, ging zu Bug und stellte ihren Teller wieder vor sie hin. Als unsere Blicke sich für einen Augenblick trafen, grinste sie einfältig.
Veraleen stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. Ich fragte mich, ob in Kürze noch mehr Pfannkuchenteig an der Decke landen würde. Auch die Hunde schienen sich das zu fragen, denn in diesem Moment begannen sie, hechelnd mit dem Schwanz zu wedeln.
Bug starrte Grandma und Veraleen mit großen Augen an.
»Deiner Mama geht es wirklich schon viel besser«, bekräftigte Veraleen. »Und das hier wird sie wieder ganz gesund machen.« Sie hackte ein paar Kräuter und warf eine Handvoll davon in die Kanne.
»Da, wo ich herkomme«, begann Grandma, während sie zur Spüle ging, »nimmt man das Leben so, wie es ist. Und bei manchen Leute ist sowieso Hopfen und Malz verloren.« Sie murmelte: »Hell-in wird nie ganz normal werden.« Sie ließ
einen Keks für Weenie auf den Boden fallen. »Manche Dinge lassen sich nicht heilen. Und schon gar nicht mit Kräutern.« Ich dachte daran, dass auch Veraleen gesagt hatte, Grandma sei nicht zu helfen.
»Ich frage mich wirklich, wo Sie herkommen, Ms Monroe«, erwiderte Veraleen. »Dort scheint man ja eine sehr positive Lebenseinstellung zu haben.« Grandma hat nie ein Wort darüber verloren, was sie getan hat, bevor sie an der Bushaltestelle auf ihrem Koffer saß und von Grandpa aufgelesen wurde.
»Das geht Sie nichts an«, sagte Grandma und drehte den Wasserhahn auf. »Aber wie sind Sie überhaupt hierhergekommen? Ein richtiges Bauernmädchen bleibt doch immer auf seiner Ranch.«
Ich sah, wie Veraleen leicht zusammenzuckte. Sie füllte einen Teller mit Keksen und Würstchen und spannte Frischhaltefolie darüber. »Und das geht Sie nichts an«, erwiderte sie lächelnd, während sich ihre nachgezogenen Lippen leicht kräuselten.
Grandma imitierte ihren Gesichtsausdruck und rollte mit den Augen wie ein vierjähriges Kind. »Sie haben wirklich mehr Falten als ein alter Mastochse, aber ansonsten sehe ich keinen Unterschied.« Bug knabberte an
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