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Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
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bringen. Er meißelte die Statue für seine Frau - wo immer sie auch sein mochte. Er tat es nur für sie.

Fünfzehntes Kapitel
    E s hagelte in jener Nacht, als Bug und ich Onkel Dal besuchten und ich seinem großen Geheimnis auf die Schliche kam. Hagelkörner, so groß wie Flummis, prasselten auf das Dach, als bearbeitete es ein Riese mit seinen Fäusten. Am nächsten Morgen hüpften dann unzählige Frösche durch Jumbo, als seien sie direkt vom Himmel gefallen. Das ist ein Zeichen, sagte Veraleen, und wie neue Freunde seien solche Zeichen von Gott gesandt, um uns etwas Wichtiges mitzuteilen. Grandma zufolge besteht das Problem allerdings darin, dass sie stets schlimme Ereignisse ankündigen. Auch mir schien es kein Zufall zu sein, dass die Frösche ausgerechnet heute aufgetaucht waren. Denn heute standen in der Schule die mündlichen Referate an und vor keinem Tag des gesamten Schuljahres graute mir mehr.
    Grandma hatte schon den ganzen Morgen über am Herd gestanden und düstere Prophezeiungen über Hagel und Frösche, Pest und Hungersnot, Mamas Unfall und den nahenden Weltuntergang von sich gegeben. Biswick rannte wie aufgedreht durch den Garten und versuchte, Frösche zu fangen. Veraleen musste all ihre Überredungskünste aufbieten, um ihn zum Frühstück hereinzulocken. Als er endlich in die Küche stapfte und sich immer noch mehrere Frösche an seine Hose klammerten, sagte Grandma düster: »Die solltest du lieber zerquetschen, Junge, denn wenn ein Babyfrosch auf dir herumkrabbelt, nimmt er Maß für dein Totenhemd.«

    Biswicks Gesicht erstarrte. Zwar wusste er nicht, was ein Totenhemd ist, doch schien er es irgendwie zu ahnen. Vielleicht lag es an ihrem bedrohlichen Unterton. Er begann zu weinen.
    Grandma drehte sich um und spülte einen Topf aus. Veraleen warf ihr einen bösen Blick zu und versuchte, Biswick zu beruhigen. »Komm, mein Schatz, iss noch ein bisschen, dein Bus kommt gleich.« Wenige Minuten später begleitete sie ihn aus der Hintertür, nahm beiläufig die Frösche von seiner Hose und schleuderte sie so schnell ins Gras, als würde sie Grandma Glauben schenken. Ich schnappte mir unsere beiden Rucksäcke und folgte ihnen.
    Nachdem Biswick in den Bus gestiegen war, sprachen Veraleen und ich kein Wort über das, was vorgefallen war, selbst wenn ein Frosch zwischen uns hindurchsprang. Wir vermieden es beide, zu Boden zu blicken.
    »Du brauchst heute nicht zur Schule zu gehen, Merilee. Wir verstehen das alle«, sagte sie.
    Als ich zu unserem Haus zurückblickte, sah ich, wie ein Vorhang sich bewegte. Ich wollte lieber dem schlimmsten Schultag des Jahres ins Auge sehen, als dorthin zurückzukehren, wo düstere Reden über Gräber und Totenhemden geschwungen wurden. Also nahm ich mich zusammen, stieg auf mein Fahrrad und strampelte los.
    Der Tag der mündlichen Referate.
    Ich habe in der Klasse noch nie etwas vorlesen können, ganz gleich ob es sich um Pu der Bär oder Krieg und Frieden handelt. Obwohl das Thema des heutigen Tages - »mein liebstes Hobby« - selbst die Dummköpfe in unserer Klasse bewältigen können, war ich mir sicher, dass ich alles verpfuschen würde.
    Als ich in die Klasse kam, nachdem ich versehentlich auf ein, zwei unglückliche Frösche getreten war, standen die meisten
meiner Mitschüler vor der großen Fensterscheibe, an der ungefähr zehn Frösche klebten. Scooter trommelte brüllend gegen die Scheibe, damit sie herunterfielen. Als es klingelte, schlurften alle gemächlich zu ihren Plätzen.
    Mr Bonaparte gab bekannt, dass die Referate nach dem Mittagessen gehalten würden. Na, großartig! Wahrscheinlich würde ich vor Aufregung mein Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich mit Gewürzgurke in der gesamten Mensa verteilen. Ich beschloss, nichts zu essen.
    Nachdem alle vom Lunch zurückgekommen waren, wurde die Reihenfolge der Vorträge festgelegt. Den Anfang machten Yello und Truman, die jeweils über die Enten- und Hirschjagd referierten, bevor Ramona Grace demonstrierte, wie man am besten Nagellack auftrug. Irgendwann nickte Mr Bonaparte ein, den Mund weit geöffnet, die Füße auf dem Pult. Niemand weckte ihn auf, weil alle genau wussten, dass er ihnen lieber eine gute Note gab, statt zuzugeben, während ihres Referats geschlafen zu haben.
    Nur Gideon ließ auf seinem Weg zur Tafel ein Buch auf den Boden fallen. Mr Bonaparte setzte sich auf, wischte sich über die Stirn und gab Gideon das Startzeichen.
    Er räusperte sich mehrere Male. Ich warf einen verstohlenen Blick auf

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