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Meine gute alte Zeit - Teil I

Meine gute alte Zeit - Teil I

Titel: Meine gute alte Zeit - Teil I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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herrlich!« erinnert man sich, dass man um halb elf beim Zah n arzt sein muss, und das ist nun gar nicht mehr so herrlich. Aber die erste Freude des Erwachens hat man genossen, und sie hilft einem weiter. Natürlich hängt viel vom Temp e rament ab. Man ist eine Frohnatur oder von eher melancholischem G e müt. Ich glaube nicht, dass sich da etwas ändern lässt, es ist eine Frage der Veranlagung: Du bist glücklich, bis etwas auf dich zukommt, das dich unglücklich macht; oder du bist schwermütig, bis etwas dich deine Melancholie vergessen macht. Natürlich kö n nen glückliche Menschen auch mal u n glücklich sein, schwermütige Me n schen vergnügt und heiter. Aber wenn ich einem Kind bei der Taufe etwas schenken wol l te, dies ist die Gabe, die ich ihm darbringen wü r de: ein von Natur aus sonniges Gemüt.
    Es scheint die etwas sonderbare Meinung vorzuher r schen, dass Arbeit Anerkennung verdient. Wieso eigen t lich? In alten Zeiten ging der Mann auf die Jagd, um sich zu ernähren und am Leben zu erhalten. Später dann r a ckerte er sich mit der Ernte ab, säte und pflügte, zum gleichen Zweck. Heute kriecht er schon früh aus den Federn, um den Zug um acht Uhr fünfzehn nicht zu ve r passen, und sitzt den ganzen Tag im Büro – immer noch zum gleichen Zweck. Er tut es, um sich zu ernä h ren, ein Dach über dem Kopf zu haben und, wenn er Glück hat, noch ein bis s chen weiter zu kommen und auch Komfort und Unterha l tung genießen zu können.
    Es ist wirtschaftlich notwendig. Aber warum verdient es Anerkennung? »Müßiggang ist aller Laster Anfang«, u n terrichteten uns die Kindermä d chen. Der kleine Georgie Stephenson gab sich vermutlich dem Müßi g gang hin, als er beobachtete, wie sich der Deckel des Te e kessels seiner Mutter hob und senkte. Weil er im Moment nichts Bess e res zu tun hatte, fing er an, darüber nachzudenken…
    Ich glaube nicht, dass Not erfinderisch macht – meiner Me i nung nach gehen Erfindungen aus dem Müßiggang hervor, wenn nicht s o gar aus der Faulheit. Das Bestreben, sich Arbeit zu ersparen – das ist das große Geheimnis, das uns über eine Spanne von Äonen dazu gebracht hat, statt Feuersteine aneinander zu schlagen, die Waschm a schine anzudrehen!
    Die Lage der Frau hat sich im Lauf der Jahre eindeutig verschlec h tert. Wir Frauen waren richtige Idioten. Wir haben lautstark danach verlangt, Männerarbeit verrichten zu dürfen. Die Männer, die ja nicht dumm sind, befreu n deten sich sehr schnell mit diesem Gedanken. W a rum für eine Frau sorgen? Was ist schon dabei, wenn sie sich selbst erhält? Sie will es ja so haben. Bei Gott, ich werde ihnen nichts in den Weg legen!
    Nachdem wir uns so geschickt als »schwaches G e schlecht« etabliert haben, ist es doch betrüblich, dass wir uns jetzt mit den Frauen primit i ver Völker auf eine Stufe stellen, jenen Frauen, die den ganzen Tag auf den Feldern schuften, kilometerweit gehen, um Kameldung einz u sammeln, mit dem sie ihr Feuer nähren, und auf dem Treck Töpfe, Pfannen und Hausrat auf dem Kopf tragen, während der ausschließlich dekorat i ve Herr und Gebieter voranschreitet – von Lasten unb e schwert bis auf eine tödliche Waffe, um seine Frauen verteidigen zu können.
    Man muss es den viktorianischen Frauen lassen, sie ve r sta n den es, ihre Männer dorthin zu bekommen, wo sie sie haben wollten. Sie verstanden es, die Welt von ihrer Ze r brechlichkeit, Anfälligkeit und Empfindsamkeit zu übe r zeugen, sodass sie unaufhörlich beschützt und umsorgt werden mussten. Führten sie denn ein so elendes, g e knecht e tes, unterdrücktes, demütiges Leben? Ich kann mich nicht daran erinnern. Den Blick z u rückwendend, scheinen mir die Freundinnen meiner Großmü t ter ganz besonders zähe Damen gewesen zu sein, die es au s nahmslos ausgezeichnet verstanden, ihren Kopf durchz u setzen. Sie ließen sich nicht unterkriegen, sie waren wi l lensstark, ungewöhnlich belesen und vielseitig g e bildet.
    Man missverstehe mich nicht: Sie bewunderten ihre Männer. Sie hatten die feste Überzeugung, dass es präc h tige Gefährten waren – schneidig, mit dem Hang zur Sündhaftigkeit, leicht vom rechten Weg abzubringen! Im täglichen Leben setzte eine Frau ihren Kopf durch, wä h rend sie sich in einem Lippenb e kenntnis zur männlichen Überlegenheit bekannte, um ihren Mann nicht das G e sicht verlieren zu la s sen.
    »Dein Vater weiß es am besten, Liebling«, hieß es nach a u ßen hin, aber die wahre Einstellung kam im

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