Meine himmlische Geliebte
Einsatzhöhe und das System. Er wollte, daß sie genau wußte, worum es ging. Interessiert verfolgte sie das Spiel, und es dauerte nicht lange, bis sie merkte, daß er sich alle Karten, die aufgedeckt wurden, sorgfältig einprägte, um seine Gewinnchancen abzuschätzen. Starbuck hätte wahrscheinlich genau das gleiche getan, dachte sie.
Erneut wurde ihr bewußt, wie ähnlich sich die beiden Männer waren, und zum ersten Mal gestand sie sich ein, daß sie beide liebte, jeden auf seine Art.
Ein leises Geraune am Kartentisch lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Spiel. Dylan hatte alle Karten aufgedeckt und auch diese Runde gewonnen.
Er hatte ihr gesagt, daß er sich nicht mit einem kleinen Gewinn zufriedengeben würde, wenn die Karten den Hauptgewinn versprachen, und dieser scheinbare Leichtsinn ließ ihr Herz heftig klopfen.
Zu Beginn des Abends war noch an allen Tischen gespielt worden, doch nun, da Immer mehr Spieler ausstiegen, konzentrierte sich das allgemeine Interesse auf einen Tisch, an dem nur noch sieben verbissen wirkende Transportpiloten und Dylan um den Einsatz kämpften.
Stunde um Stunde verrann, und der Rauch der starken Zigarren der Transportpiloten hing wie dichter Nebel im Raum und legte sich auf die Lungen.
Nach und nach zogen sich alle Spieler zurück, bis Dylan und der verwegenste der Piloten allein am Tisch saßen. Als Julianna die furchterregende lange Narbe im Gesicht des Mannes erblickte, wußte sie, daß er nicht zu denen gehörte, die zimperlich waren und Gewalttätigkeiten aus dem Weggingen.
Es wäre ihr am liebsten gewesen, wenn Dylan seinen beachtlichen Gewinn einstecken und mit ihr zusammen die Taverne verlassen würde. Doch ihr war klar, daß er erst zufrieden sein würde, wenn er dem Mann alles abgenommen hatte, was dieser besaß - vor allem sein Raumschiff. Dylans Kristallstapel wuchs und wuchs, während der des Piloten stetig abnahm.
Schließlich kam es genau, wie Dylan vorausgesagt hatte, sein Gegner ging aufs Ganze und setzte sein Transportschiff gegen sämtliche Kristalle.
Mit unbewegter Miene stand Julianna hinter Dylan und schaute ihm über die Schulter. Als sie das schlechte Blatt sah, das er in der Hand hatte, zwang sie sich zu absoluter Selbstbeherrschung und hoffte, daß sie sich nicht doch irgendwie verraten würde.
Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, daß Dylan seine Karten behielt und nicht darauf bestand, neue auszuteilen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte der Pilot auf seine Karten, dann in Dylans Gesicht, betrachtete lauernd Juliannas Miene und warf wütend die Karten auf den Tisch. Auch wenn er Dylan nicht das Wasser reichen konnte, so hatte er sich dennoch als hervorragender Spieler erwiesen.
Fluchend schleuderte er nun die Papiere für sein Raumfahrzeug in die Mitte des Tisches.
Es war nur ein Bluff, bemerkte Julianna überrascht, ein großartiger, gewagter Bluff. Stolz auf Dylans Risikobereitschaft und Nervenstärke erfüllte sie. Doch als sie den Blick zu seinem Kontrahenten wandern ließ, gefror ihr beinahe das Blut in den Adern. Unverhohlener Haß verzerrte das Gesicht des Kapitäns.
"Danke für das nette Spielchen, Jungs", meinte Dylan. "So gern wir euch noch Gesellschaft leisten würden, meine Frau und ich werden jetzt erst einmal unser neues Raumschiff besichtigen."
"Wie war's, wenn wir zuerst noch einen Drink zusammen nehmen?" fragte der Transportpilot.
Dylan schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Hört sich gut an", stimmte er zu.
"Aber vorher wollen wir uns erst mal das gewonnene Fahrzeug anschauen."
Erneut gelang es ihm, Julianna in Erstaunen zu versetzen. "Hast du Lust, uns Gesellschaft zu leisten?" erkundigte er sich bei seinem finster dreinblickenden Gegner. "Sozusagen als Fremdenführer?"
Die Miene des Piloten entspannte sich merklich, und Julianna wußte auch ohne telepathische Fähigkeiten, was er gerade dachte. Es war nur zu deutlich; daß er keineswegs die Absicht hatte, Julianna und Dylan sein Raumschiff zu überlassen.
Schweigend folgte sie den beiden Männern ins Freie und fragte sich, wie Dylan sich wohl diesmal aus der Affäre ziehen wollte. Als sie auf der staubigen Straße waren, schaute sie sich um und stellte erleichtert fest, daß die anderen Piloten es offensichtlich vorzogen, in der Taverne zu bleiben und dem kühlen Enos-Bier zuzusprechen.
Das Raumschiff war kleiner als das, mit dem sie von Sarnia gekommen waren.
Der schlanke Rumpf der wendigen Maschine war extra so konstruiert, daß man damit durch die
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