Meine himmlische Geliebte
Verzerrungen der Zeitkoordinaten hatten sie mit berücksichtigt. Diese Eruptionen waren schuld daran, daß
Starbuck zweihundert Jahre früher auf der Erde gelandet war als gewünscht.
Zum Glück besaß sein Heimatplanet Sarnia ähnliche Gravitationsverhältnisse und eine ähnliche Atmosphäre wie die Erde, so daß Dylan diesbezüglich keine Schwierigkeiten haben würde.
Dylan reiste nun zweihundert Jahre in die Zukunft, zu dem Planeten Sarnia, auf dem die Städte mit hohen Glaskuppeln überdacht waren. Dort sollte er sich mit Starbucks Schwester Julianna treffen und zwei Wochen damit verbringen, die Wissenschaftler davon zu überzeugen, daß Starbucks Theorie über molekulare Astroprojektion Hand und Fuß hatte.
Nachdem er dies hinter sich gebracht und Julianna und Rachel Valderian, die Mutter der Geschwister, beruhigt hatte, daß es Starbuck auf der Erde gutging, wollte er wieder heimreisen.
Dylan spürte ein heftiges Pulsieren in seinem Körper« und Farbspiralen in allen Tönen des Regenbogens umzuckten ihn. Er fühlte, wie sein Körper sich auflöste, mit funkelndem goldenem Licht verschmolz.
"Sag Charity, daß ich sie liebe. Und paß gut auf sie auf."
Das war das letzte, was Dylan Prescott sagte, ehe er aus seinem Laboratorium verschwand - und von seinem Planeten.
Planet Sarnia
Mondzeit: Gamma 19.5
"Die Gefangene möge sich erheben", sagte der mit einer schwarzen Robe bekleidete Richter.
Mit gleichmütiger Miene stand Julianna Valderian auf. Sie hatte gelernt, die furchtbare Angst, die sie fast lähmte, nicht zu zeigen.
"Hiermit erkläre ich Julianna Valderian des Hochverrates und der Ketzerei für schuldig."
Julianna hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, als sie den klagenden Aufschrei ihrer Mutter hinter sich vernahm. Rachel Valderian hatte erst vor kurzem den Mann verloren, dann war ihr Sohn spurlos verschwunden, und nun nahm man ihr auch noch die Tochter.
Der Richter wandte sich an die Geschworenen. "Haben Sie den Beschluß einstimmig gefaßt?"
Lycurgus, Juliannas ehemaliger Mentor, wich ihrem Blick aus. Man merkbarem Vorsitzenden der Geschworenen sein Unbehagen deutlich an. "Ja, Euer Ehren."
"Julianna Valderian", erklärte der Richter nun, "das Gericht verurteilt Sie zu lebenslänglicher Verbannung auf den Mond Australiana." Er winkte einen Mann heran, der in einer Ecke des Saals stand. "Gerichtsdiener, bringen Sie die Gefangene in ihr Haus. Bis zu ihrer Deportation steht sie unter Arrest," Er erhob sich schwerfällig. "Damit ist die Verhandlung geschlossen."
Gefolgt von den männlichen Geschworenen verließ er den Raum. Der Gerichtsdiener war mit seinen hohen Stiefeln und der bedrohlich schwarzen Uniform gekleidet wie die janurianischen Wachen. Entschlossen ging er auf Julianna zu, und als Rachel ihre Tochter umarmen wölke, wurde sie von zwei wetteren Wächtern grob zurückgehalten.
"Laßt sie los." Juliannas Stimme klang fest und sicher. Sie schüttelte die Hand des Gerichtsdieners ab und schritt auf ihre Mutter zu. Die Verhandlungszuschauer waren nicht an offenen Widerstand einer Gefangenen gewöhnt und bildeten freiwillig eine Gasse.
Die heißen Tränen ihrer Mutter schmerzten Julianna weit mehr als das harte Urteil. "Mach dir keine Sorgen, Mutter", meinte sie besänftigend. "Bram wird bald zurückkommen. Dann bist du nicht mehr allein." Sie Wünschte, sie könnte selbst an ihre Worte glauben.
"Es geht mir ja gar nicht um mich", schluchzte Rachel. "Aber wenn ich mir vorstelle, daß du da in dieser Kolonie ..." Tränen hinderten sie am Weitersprechen.
"Mir wird nichts geschehen."
Das war eine Lüge, und beide Frauen wußten das. Die Regierung konnte es sich einfach nicht leisten, ein Risiko einzugehen. Julianna durfte keine Möglichkeit haben, ihre ketzerischen Ansichten unters Volk zu bringen. Auch nicht unter die Bewohner der Strafkolonie auf Australiana.
Zwar war die Todesstrafe seit sechs Jahrhunderten auf Sarnia verboten, doch immer wieder gab es tödliche Unfälle auf dem Transport zum Gefangenenlager.
Die Chancen, daß Julianna den Mond lebend erreichte, waren gleich Null
"Der Name Valderian hat großen Einfluß", erinnerte Rachel ihre Tochter und straffte die Schultern unter ihrem silbernen Gewand, das sie als Mitglied der sarnianischen Oberschicht auswies. "Und bis Bram wieder hier ist, werde ich mich um einen neuen Anwalt kümmern."
Vergeblich versuchte Julianna, das Lächeln ihre Mutter zu erwidern. In den fünfundzwanzig Jahren ihres Lebens hatte sie auf Sarnia
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