Meine himmlische Geliebte
Maschen der Radar-und Funkortungen schlüpfen konnte. Der Pilot war sichtlich stolz auf sein Gefährt, und einen Augenblick lang hatte Julianna sogar ein schlechtes Gewissen, weil sie ihm seinen Besitz nahmen.
Doch dann dachte sie an all die Verbrechen, die dieser Mann mit Sicherheit schon auf dem Kerbholz hatte, und sogleich wich ihr Mitleid kühler Verachtung.
Nachdem er die Computersysteme und Maschinen überprüft hatte, warf Dylan Julianna einen raschen Blick zu, womit er ihr bedeutete, daß sie langsam aufbrechen müßten. Allerdings war dies unmöglich, solange der Transportpilot noch an Bord war. Fieberhaft dachte Julianna nach, und da man einer bewährten Methode treu bleiben sollte, entschloß sie sich, noch einmal die gleiche Vorstellung zu bieten, die ihr auf dem Shuttle-Deck der "Piratenbraut" so gut gelungen war.
Während Dylan sich um die Kursprogrammierung kümmerte, schlenderte Julianna zu den Mannschaftsquartieren. Die dunkle Metallwand der Kabinen war mit Postern von nackten Cyprianerinnen und Erdenfrauen beklebt, die in eindeutigen Stellungen posierten.
"Du mußt sehr tapfer sein", erklärte sie und schenkte dem Piloten ein bewunderndes Lächeln. "Ein Mann wie du, der so viele lebensgefährliche Abenteuer überstanden hat."
Er zuckte mit den Schultern. "Das bringt der Job halt so mit sich."
"Möglich." Sie trat dichter an ihn heran und befeuchtete sich die Lippen.".Aber welcher andere Mann nimmt schon derartige Risiken auf sich?" Sie bedachte ihn mit einem verführerischen Augenaufschlag. "Bist du immer so mutig - bei allem, was du tust?" Ihre Augen funkelten verlockend, ihr Mund war verheißungsvoll geöffnet, und ihre Hand ruhte einladend auf seinem Arm.
"Sieh zu, daß du deinen Kerl los wirst", meinte der Pilot. "Dann zeige ich es dir."
Seine grobe Hand ruhte besitzergreifend auf ihrer Hüfte. "Das ist ein faszinierendes Angebot", erwiderte sie.
Wie auf ein Stichwort hin trat Dylan aus einer dunklen Ecke hervor und schlug den Mann zu Boden.
"Aber leider", fuhr Julianna fort, als der Mann regungslos zu ihren Füßen lag,
"kann ich es unmöglich annehmen."
"Du machst dich wirklich", stieß Dylan hervor, während er den bewußtlosen Piloten aus dem Schiff beförderte. Sein Tonfall verriet Julianna, daß er dies nicht unbedingt als Kompliment gemeint hatte.
"Ich schätze, das ist das Problem, wenn man einer Frau die Liebe zeigt", sagte sie ruhig. "Sobald ein Mann ihr die körperlichen Freuden nahegebracht hat, macht er sich Sorgen, sie könnte neugierig werden, wie es mit einem anderen ist."
Ihre Worte hatten einen Nerv bei ihm getroffen. "Möchtest du ein wenig experimentieren?" Seine Eifersucht brachte ihn dazu, den Piloten heftiger als beabsichtigt aus dem Raumschiff zu werfen.
"Nein."
Das war zwar keine großartige Liebeserklärung, doch es klang so entschlossen, daß Dylan keinerlei Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit hegte. Er stand vor ihr in der Tür, die Hände auf den Hüften, und als et sie anschaute, wußte er, wie Starbuck zumute gewesen sein mußte, als er den Entschluß faßte, auf der Erde zu bleiben.
"Dann ist es ja gut", entgegnete er. "Und jetzt setzt dich hin, und schnall dich an. Ich möchte über alle Berge sein, wenn der Bursche hier wieder zu sich kommt oder seine Kumpane erfahren, was ihm zugestoßen ist."
Julianna ließ sich auf den Sitz des Copiloten sinken, und Dylan schloß die Tür.
Dann ließ er die Finger über die Computertastatur fliegen und startete.
Wie eine Rakete stieg das Gefährt auf, überwand mühelos die Schwerkraft des Asteroiden.
"Dylan?" sagte Julianna schließlich leise, als das Schiff Kurs auf Sarnia genommen hatte.
"Ja?" Seine Aufmerksamkeit war im Moment voll und ganz auf den Computermonitor gerichtet.
"Ich liebe dich." Endlich war es heraus. Und merkwürdigerweise war die Welt nicht aus den Fugen geraten, im Gegenteil. Als sie diese Worte über ihre Lippen gebracht hatte, fühlte sie sich unendlich befreit.
"Ich weiß." Er gab weitere Koordinaten ein.
"Du weißt es?" Sie starrte ihn fassungslos an. Zwar war ihr nicht klar, mit welcher Reaktion sie gerechnet hatte, doch ganz bestimmt nicht mit einer derartigen Überheblichkeit. Es hatte sie immerhin große Überwindung gekostet, dieses Geständnis zu machen. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, niemals einem Mann gegenüber ihre Gefühle zuzugeben. "Ist das wirklich alles? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?"
Er schaute kurz auf, lächelte und legte seine Hand um ihren Nacken.
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