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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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Geistiges. Ich lese das, dann denke ich darüber nach, was aus der Welt geworden ist und was noch
     aus ihr werden wird. Ich versuche erst gar nicht, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Ein Journalist hat mal gelästert: »Paul hier, Paul da. Bald wird es ein Buch geben, das ›Paul auf dem Scheißhaus‹ heißt!«
     Der war wohl neidisch, weil über mich so viel gesprochen und geschrieben wurde.
    Ich hätte vielleicht nicht hinhören sollen, als man mir das erzählt hat. Ich habe sowieso nur mit halbem Ohr zugehört, weil
     ich auf einem Ohr nicht mehr so gut höre, aber das andere funktioniert noch. Jedenfalls denkt der Mann vermutlich, dass es
     keinen Wert hat, wenn jemand Zeugnis ablegt. Aber zu Johnny Hallyday ist er mit dieser Weisheit nicht gegangen. Das würde
     er sich nicht trauen. Da hätte er Angst um sein Geld.
    Die Showstars dürfen ruhig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber so ein armer Teufel wie ich, der soll gefälligst bei seinem
     Leisten bleiben und nicht groß das Maul aufreißen.
    Doch am Ende bin nicht ich es, um den es hier geht. Was zählt, das sind wir alle hier, bodenständige Leute. Ich lege Zeugnis
     ab, um von unseren Werten zu reden, unserem Glauben, unserer Arbeit. Wir alle, die wir die Erde lieben, sind vielleicht bald
     nicht mehr da. Es gibt eineMenge alter Leute heute, und es ist nötig, dass jemand unseren Platz einnimmt.
    Freundschaft ist doch kein Verbrechen, denn das, was mir passiert, hat vor allem mit Freundschaft zu tun.
    Leute wie ich, die kein Geld haben, die sind wohl nur fürs Scheißhaus gut!
    Ich bin nicht sauer. Soll er doch bei mir vorbeischauen, dann zeige ich ihm mein Scheißhaus. Vielleicht wäre er darüber sehr
     erstaunt. Vielleicht aber auch nicht!
    Das, was ich glaube, macht mich glücklich.
    Die Leute kommen und besuchen mich, weil ich »möglich« bin, andere wiederum wollen mich sehen, weil ich »unmöglich« bin.
    Alte Leute wie unsereiner sind ja für viele nur Idioten. Wir sind die »Gestrigen«. Dabei bin ich nicht grundsätzlich gegen
     den Fortschritt. Ich habe ein Auto, ein Moped und sogar einen Traktor, auch wenn der schon recht alt ist.
    Wir haben Warmwasser im Haus, das Wasser aus dem Brunnen ist für die Arbeiten auf dem Hof. Wir haben sogar eine Leitung legen
     lassen. Aber es stimmt natürlich, dass wir keine großen Bedürfnisse haben. Wir leben vom Notwendigsten, wenn ich das so sagen
     darf.
    Manchmal kommen Leute hierher, die nicht an Gott glauben, richtige Atheisten. Die wollen dann mit mir über Gott reden. Das
     geht immer so los:
    »Wissen Sie, Paul, ich bin ja einverstanden mit allem, was Sie über die Landwirtschaft sagen, aber mit Ihrem Glauben an Gott
     kann ich gar nichts anfangen.«
    »Ah ja«, antworte ich ihnen. »Und warum wollen Sie dann mit mir darüber reden?«
    Ich hatte einige schöne Gespräche mit diesen Leuten. Denn im Grunde verstehen sie schon, was gemeint ist,auch wenn sie der Religion kritisch gegenüberstehen. Die Liebe zur Erde, die ist materiell und spirituell zugleich. Man kann
     sich für beides entscheiden.
    Wenn du getauft bist, dann bist du getauft. Du kannst zwar so tun, als wärst du’s nicht, aber du bist es trotzdem. Jeder Mensch
     tut in seinem Leben mal irgendetwas Gutes, ich bin da keine Ausnahme. Als ich von den Lesern der
Presse de la Manche
2007 zum »Mann des Jahres« gewählt wurde, hat mir das viel Freude gemacht, wobei der Mann, der Zweiter wurde, meiner Ansicht
     nach für seine Mitmenschen weit mehr tut als ich. Aber ich danke allen, die mich gewählt haben, denn sie haben sich damit
     bei all jenen bedankt, die die Erde bearbeiten und Tiere halten! Bei allen, die ähnlich leben wie ich und die sich nicht schämen,
     in Wind und Wetter im Dreck zu kratzen. Daher habe ich diese Ehrung gerne angenommen.
    Im nächsten Jahr wird jemand anderer geehrt, und das ist gut.
    Eines Tages hat man mich zu einer Konferenz eingeladen. Davor und danach hat man mich in irgendeiner Ecke abgestellt und dort
     vergessen. Dann ist Essenszeit. Der junge Mann, der sich um uns kümmert, weiß nicht, wie er die Leute am Tisch platzieren
     soll.
    Ich sitze schon.
    Dann kommen die Politiker, die Präsidenten von irgendwelchen Vereinigungen, und man bugsiert mich immer weiter weg. Noch ein
     bisschen und noch ein bisschen. Man hätte meinen können, sie wollten niemanden neben mir sitzen lassen. Zumindest keinen von
     den offiziellen Gästen! Natürlich ist das nur ein Eindruck meinerseits. Irgendwann jedenfalls sitze

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