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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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Zeit eingesehen, dass diese Energie uns viel unabhängiger macht, als dies zu Zeiten des Petroleums
     der Fall war. Ich kenne kaum Leute, die ohne Elektrizität und ohne Auto leben möchten. Auch ich habe schließlich einen Traktor!
     Und der hat mir einiges an Anstrengung erspart. Wichtig ist, sich von den materiellen Seiten des Lebens nicht unterjochen
     zu lassen, sondern das Materielle für die eigenen Zwecke zu nutzen.
    Damit kein böses Blut entsteht, sollte man aufhören, uns einreden zu wollen, dass unser Leben hier nichts wert ist, weil wir
     unseren Lebensunterhalt zusammenkratzen, weil wir in La Hague wohnen und Dreck unter den Nägeln haben. Jeder Mensch hat sein
     Wissen. Das ist nicht nur den Leuten vorbehalten, die studieren. Außerdem, schicke doch mal einer einen Wissenschaftler aufs
     Feld zum Kartoffelklauben oder in den Stall zum Melken, dann ist sofort klar, was ich meine. Dann ist die Reihe zu erklären
     nämlich an dir, dem Bauern, unddu machst dich auch nicht über den lustig, der das nicht kann, was du von der Pike auf gelernt hast.
    Wir tun doch letztlich alle dasselbe: Wir kratzen auf dem Erdboden herum, die anderen auf dem Papier. Wir brauchen einander
     auf dieser Welt. Da ist eine gewisse Toleranz nötig. Schließlich ist für alle etwas da.
    Ich denke viel nach und habe meine Überzeugungen. Andererseits macht es mir nichts, wenn jemand anderer Ansicht ist als ich.
     Das ist doch gerade das Interessante, dass die Leute verschieden sind. Es ist spannend, Leute aus anderen Gegenden oder Schichten
     kennenzulernen. Ich verlange nur, dass man auf die Erde achtet, den Boden. Nicht um meinetwillen, denn ich bin bald tot (nehme
     ich an), aber um der Kinder willen, die geboren werden. Sie sollen auch noch die Möglichkeit haben, gesund zu essen, ohne
     dass alles verschmutzt ist oder radioaktiv.
    Das eigentliche Problem ist ja nicht, ob man für oder gegen Kernkraft ist, sondern es geht darum, dass manche Wissenschaftler
     ihr Wissen für sich behalten, als seien sie Gott persönlich. Das macht mir Angst. Diese Leute sehen immer nur vorwärts, nie
     zurück, und wissen nicht zu würdigen, was sie von ihren Vorfahren gelernt haben.
    Nach dem Besuch der Wiederaufbereitungsanlage war ich zufrieden, dass ich mir diese Mühe gemacht habe. Natürlich sehe ich
     auch die kritischen Punkte: die Landschaft wird verschandelt, es kann Unfälle geben. Andererseits hätten wir diese Probleme
     vermutlich sowieso, denn die Heide ist seit jeher verflucht. Wir Alten wissen das noch.
    Ich bin gegen die Wiederaufbereitungsanlage, deren Nachbar ich bin. Ich habe mich nur mit ihr arrangiert. Das sind vollkommen
     unterschiedliche Welten, aber eskann funktionieren, wie man sieht. Doch man darf nicht vergessen, dass ich vor ihr da war. Sie ist nach mir gekommen, und
     ich bin geblieben. Sie hat mich und mein Leben nicht verändert. Das wird nie geschehen.
    Aber natürlich verdient man leichtes Geld, wenn man dort arbeitet. Und dann hast du noch das Geld, das dein Hof abwirft. Das
     sind zwei verschiedene Formen von Geld, und trotzdem ernähren wir uns von beidem.

Die Rente
    Vor der Rente tat einem immer alles weh. Man legte sich abends nieder und am Morgen wachte man auf und der Körper verfiel
     wieder in den alten Trott. Wenn man aufhört, Bauer zu sein, hat man zum ersten Mal große Ferien. Es gibt zwar noch das ein
     oder andere zu tun, aber man verliert den Rhythmus. Und dann spürt man die Erde auf der Schaufel umso stärker. Sie misst dir
     die Zeit ab und sagt dir Dinge, die du nicht unbedingt hören magst: Zum Beispiel, dass irgendwann ein anderer auf dem Feld
     Kartoffeln klauben wird, aber die Kartoffeln, das bist dann du!
    Aber du stichst weiter um, auch wenn der Spaten in der Hand immer schwerer wird. Denn schließlich bist du es, der die Erde
     bewegt, nicht umgekehrt. Wenn du aufhörst, wird dir erst klar, wie sehr deine Arbeit dein Leben war, wie sie deine Tage und
     Nächte geprägt hat, Stunde um Stunde. Du hast ihr ganz gehört. Und das Schlimme ist, dass ich zufrieden war und es heute noch
     bin. Die Schwestern auch. Das Leben, das wir führten, hat ihnen gefallen.
    Ich hoffe, dass sie auch mal die landwirtschaftliche Verdienstmedaille bekommen. Sie haben sie genauso verdient wie ich.
    Ich habe sie verliehen bekommen und sie den beiden gewidmet.
    Allerdings musste ich wieder allerlei Papierkram aufmich nehmen, damit ich sie in Empfang nehmen konnte. Den damit befassten Bürohengsten sei

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