Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
Vom Netzwerk:
verkündete der Politisch-Wissenschaftliche, gebeugt vom Gewicht seiner Angst, »und dachte, ich guck mal kurz rein und sag hallo, bloß so, um ein bisschen zu plaudern.«
    »Sag wem hallo?«, fragte ich und schnippte mit dem Zeigefinger gegen die Unterseite der weichen Zigarettenpackung, worauf eine Kippe hervorkam.
    »Ihr … euch beiden und eventuell auch eurem Papa.«
    »Unserem Papa?« Ich lachte hinterhältig und zündete mir den Krebsstängel an.
    »Das stimmt«, sagte die Robbe. »Er will … er hat beschlossen … wir haben beschlossen …«
    »Immer schön die Nerven behalten«, sagte ich beruhigend wie der Aufseher über den Krematoriumsofen. »Und jetzt erklär mir mal mit eigenen Worten, was ihr unserem Papa sagen oder mit ihm machen wollt.«
    Ein höchst amüsantes Schweigen entstand.
    »Warum setzt du dich nicht?«, sagte ich zu Mauro.
    Er ging einen Moment in sich, um zu überlegen, was sich hinter dieser Einladung verbergen mochte. Offenbar erschien ihm der Vorschlag wenig überzeugend, denn er antwortete: »Nicht nötig … ich wollte nur …«
    Ich ging auf ihn zu, legte ihm sanft eine Hand auf die Brust und schob ihn zum Sofa. Er ließ sich fallen. Francesca wollte etwas sagen, setzte sich aber nur stumm neben ihn. Aus dem Augenwinkel warf er einen raschen Blick auf sie, sah, dass sie Angst hatte, und beschloss vielleicht zum ersten Mal in seiner feigen Jammerlappenexistenz, die Rolle des starken Mannes zu spielen. Er änderte seine Haltung, stellte die Schuhsohlen fest auf den Boden und straffte den Rücken. Dann setzte er eine Miene einstudierter Entschlossenheit auf, indem er den Kiefer zusammenpresste.
    »Ich wollte eurer Familie mitteilen, dass Francesca und ich uns verliebt haben«, sagte er, »und dass wir die Absicht haben, von nun an miteinander zu gehen.«
    Die Mönchsrobbe beobachtete ihn hingerissen.
    Ich holte einen Stuhl vom Esstisch und stellte einen Fuß auf die Sitzfläche, den Ellenbogen auf die Rückenlehne gestützt. So hatte ich das bei Mickey Rourke in Rumble Fish gesehen.
    »Was bietest du als Mitgift?«, fragte ich.
    »Hör auf!«, rief die Mönchsrobbe kämpferisch aus. »Für wen hältst du dich? Glaubst du wirklich, du kannst uns so behandeln?«
    »Nicht in dieser Lautstärke, wenn du mit mir redest!«, brüllte ich. »Und benimm dich anständig mir gegenüber, denn ich könnte euch bei dieser erbärmlichen Tristan-und-Isolde-Geschichte noch nützlich sein. Ebenso gut könnte ich aber auch das größte Hindernis abgeben.«
    Eingeschüchtert, aber nach Kräften bemüht, beruhigend zu wirken, sagte Mauro: »Er hat recht, Francy.«
    Francy! Es war zum Heulen.
    »Aber er ist doch bloß ein hirnloser Penner!«
    Mauro sah sie böse an. »Sprich nicht so über deinen Bruder.« Was für ein Arschkriecher. Sie senkte den Blick.
    Trotzdem spürte ich, wie die dunkle Seite der Macht über mich kam. Ich empfing sie wie eine göttliche Offenbarung. »Mauro, du arbeitest nicht, darum kannst du meiner Schwester absolut nichts bieten.«
    »Du arbeitest ja auch nicht!«, platzte sie sofort los.
    Das hatte ich erwartet. Schließlich hatte ich das ganze Theater bloß inszeniert, um genau an diesen Punkt zu gelangen. »Du irrst, meine Liebe«, rief ich aus. Und dann jubelte ich fast schreiend: »Ich bin seit kurzem Arbeiter bei der TRAK AAGEE!«
    »Was ist das denn?«
    »Ich stelle Blechteile her, aus denen dann Autos gebaut werden!«
    Sie war wie versteinert. Mauro beeilte sich, mir zu gratulieren. »Meinen Glückwunsch …«
    »Mit deinem Glückwunsch können wir nicht mal die Blumen für die Hochzeit kaufen.« Kopfschüttelnd zeigte ich auf meine Schwester. »Willst du sie ernähren, indem du geistlose Traktätchen über die Moral der Politik schreibst oder deinen verpickelten Arsch auf den Klos von Autobahnraststätten verkaufst?«
    »Das reicht jetzt!«, brüllte sie.
    »Dieselben Fragen wird der Chef ihm stellen!« Das stimmte zwar nicht, aber es schien sie nachdenklich zu machen.
    »Mir fehlen nur noch acht Prüfungen«, wagte er einzuwenden.
    »Da haben wir es doch, Scheiße!«, platzte ich los. »Acht Prüfungen, dann die Diplomarbeit, dann einen Job, von dem du nicht mal weißt, wie man ihn sucht, geschweige denn findet!« Von mir mussten sie natürlich glauben, dass ich wüsste, wie man dutzendweise Jobs findet, denn meine neueste Anstellung bewies es – egal, ob ich noch nicht ordnungsgemäß eingestellt war, das konnten sie ja nicht wissen.
    »Wir müssen ja nicht gleich

Weitere Kostenlose Bücher