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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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morgen heiraten«, sagte die kleine Francy.
    »Das glaube ich gerne. Aber dieser Typ da hat noch keine Karriere vor sich, Signorina.«
    »Die Zukunft baut man sich langsam auf.«
    Ich applaudierte grinsend. »Das hast du wohl in deinem Glückskeks gelesen?«
    »Hör zu …«, setzte Mauro an.
    »Nein, du hörst mir zu! Finde eine Arbeit, WIE ICH ES GETAN HABE, danach kannst du jeden Scheiß studieren, solange es dir passt. Aber erst zeig uns, dass du sie ernähren kannst. In dieser Familie wird gearbeitet, mein Süßer.« Ich gab dem Stuhl einen Tritt, er schwankte, fiel aber nicht um. »Hier reißen sich Männer den Arsch auf, damit das Mädchen was zu essen und ein Dach über dem Kopf hat!« Ich blies den Zigarettenrauch in seine Richtung. »Wenn du also mit meinem Alten über diese Geschichte redest, versuch, ihm klarzumachen, dass du dir nicht zu fein dafür bist, in einer Autowerkstatt Radkappen zu polieren, solange du dich noch mit deiner Doktorarbeit herumschlägst. Das ist nur ein Rat, Voyeur, aber ein verdammt guter Rat, glaub mir.«
    »Aber …«
    »Vor allem jetzt«, unterbrach ich die Robbe, »wo unser Vater unter dem Stiefelabsatz dieser Frau Goebbels im Minirock gelandet ist. Die wird uns allen das Leben noch zur Hölle machen, Kleines, insbesondere aber euch, weil ihr nichts auf der Naht habt.«
    »Sie ist eine großartige Frau.«
    »Was weißt du denn von großartigen Frauen?«
    Zum aberhundertsten Mal musste sie heimlich zugeben, dass ich recht hatte. Die beiden sahen sich an: Guinevere und Lancelot, Rick und Elsa in Casablanca , Micky und Minnie Maus.
    »Vielleicht hat dein Bruder recht«, wagte Mauro einzulenken. »Vielleicht sollten wir warten, bis ich etwas gefunden habe.« Seine Augen glänzten, und er sagte »etwas« statt »eine Arbeit«, denn er hatte richtig Schiss, dass er mit seinen zarten Händchen und seiner Pseudostudenten-Brille womöglich gar keine aktive Rolle in der Arbeitswelt verdiente. Ich stellte ihn mir als tollpatschigen Kellner vor, die Teller fielen ihm aus der Hand, zerbrachen klirrend am Boden, beschmutzten ihm die Hosen, die Gäste beschwerten sich und die Kollegen behandelten ihn wie den größten Trottel des ganzen Betriebs.
    Dieser Mensch war in allem das Gegenteil von mir, der ich von meiner Konstitution her sowohl für schwere körperliche als auch für anspruchsvolle geistige Arbeiten geschaffen war, ganz Muskeln, genialer Kopf und Führerinstinkt.
    Ich sah auf die Uhr. »An deiner Stelle würde ich dieses Haus verlassen, bevor der Chef kommt.«
    Er schnellte hoch, sein dicker Arsch funktionierte wie eine Sprungfeder.
    Dreckig und zerzaust wie üblich, tat Francesca es ihm nach. Als sie sich umarmen wollten, sagte ich: »Nicht vor meinen Augen, Turteltäubchen. Jetzt nicht und auch sonst nie.«
    Sie warf mir böse Blicke zu. Mauro strich kurz mit der Hand über ihre Schulter, wie der kleine Grundschulfreund, der zum ersten Mal weibliche Formen sondiert. Die Robbe schmachtete. Der Politwissenschaftler schmachtete.
    Ich setzte ein Gähnen dazwischen.
    Als wir auf die Straße hinaustraten, drehte er sich um und schenkte ihr einen derart leidenschaftlichen Blick, dass ich mich fast bepisst hätte. Im Sonnenlicht wirkte sie wie die Karikatur einer Hausfrau, die beim Windelwaschen gerade Pause macht. Dann ging sie zurück ins Haus.
    »Danke«, sagte Mauro zu mir.
    Ich nickte und sah ihm hinterher, während er wegging.
    Aber ich war noch zu aufgedreht, um schon von dem Siegesrausch runterzukommen, der mich elektrisierte. Kühn marschierte ich in Richtung Minimarkt. Zu Chiara, die ich bestimmt nicht liebte, bei der mir aber, wie soll ich sagen, die Galle und die Geilheit gleichzeitig hochkamen.
    Der Minimarkt war die Ausgangslocation für uns beide, der Ort, wo alles angefangen hatte, obwohl ich liebend gerne heruntergespielt hätte, was bei unserer ersten Begegnung passiert war.
    Vor dem Geschäft belud der Methusalem den Dreiradlaster gerade mit Tüten und Beuteln. Er sah noch verbiesterter aus als beim letzten Mal, völlig verknöchert, einen Schritt vom Tod entfernt. Seine mickrige Gestalt verbrauchte genau das Quantum Sauerstoff, das wir, verdienstvolle, bedeutsame Menschen, für den Kampf im Ring hätten brauchen können, bei dem er schon längst das Handtuch geschmissen hatte. Als er versuchte, eine Packung Wasserflaschen hochzuhieven, wurden ihm die Knie weich. Er klappte die Seiten der Pritsche hoch, latschte grantig zum Führerhäuschen, stieg ein und ließ den

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