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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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schlenderte ich ein wenig herum, bis ich mich vor der üblichen Bar wiederfand. Und vor der Bar stand wie üblich die Harley Davidson von Tony Champion. Und wie üblich sah das Motorrad dieses beschissenen Muskelpakets ohne Hirn wie ein billiges Spielzeug aus, blankpoliert und grell aufleuchtend in der heißen Mittejulisonne.
    Immer ließ er es an dieser Stelle stehen, weit weg von den Blicken der anderen, sogar seinen eigenen, war er doch fest davon überzeugt, dass er von niemandem das Geringste zu befürchten hatte. Denn auf der Karosserie dieses Motorrads schien zwischen dem H und dem D das Markenzeichen von Tonys Unnahbarkeit eingemeißelt. »Eigentum von Tony Champion« besagte dieses imaginäre Markenzeichen, »Hände weg!«.
    Ich hörte Gelächter aus dem Inneren der Bar und hockte mich hinter einen Müllcontainer. Sondierte die Lage. Niemand zu sehen, weder links noch rechts von mir.
    Niemand schaute durch die Fensterfront.
    Ich atmete tief durch, dann lief ich zu der Harley.
    Als ich mit dem Fuß den Ständer wegschob, kippte die Maschine mir sofort entgegen, so schwer war sie. Aber ich widerstand. Mit aller Kraft richtete ich sie wieder auf, und mit den verbliebenen Kräften – das waren natürlich nicht wenige – schmetterte ich sie gegen die Hauswand der Bar. BUM! Genüsslich beobachtete ich, wie sie aufprallte und langsam an der Mauer hinabrutschte, wie der Lack dabei zerkratzte und sie schließlich auf den Gehsteig fiel, wo das Vorderrad sich noch eine Weile langsam in der Luft drehte.
    Dann rannte ich weg, so schnell ich konnte, während mir das Herz bis zum Hals klopfte und Adrenalin durch alle meine Arterien raste wie ein unaufhaltsamer Strom Lebenssaft, schnell, jung, unbesiegbar.
    »Aus diesem Grund«, dozierte ich noch am selben Abend vor einem nicht besonders beeindruckten Auditorium, bestehend aus dem Chef und der Mönchsrobbe, »aus diesem Grund muss jetzt, da ich eine ernsthafte, feste und äußerst einträgliche Arbeit gefunden habe, mehr Rücksicht auf meine Anwesenheit in diesem Haus genommen werden, denn ich habe keine Lust mehr, mir gewisse niedrige Unterstellungen eingebildeter Topmanager anzuhören, okay?« Ich stand, und sie saßen auf dem Sofa in unserem hocheleganten Wohnzimmer. »Von nun an verdiene ich Respekt, klar?«
    Mein Vater blickte gähnend auf die Uhr. »Was konkret bedeutet, dass du Arbeit gefunden hast, oder?«
    »Ja, eine wichtige Arbeit, eine gesellschaftliche Stellung, die du in deinem ganzen Leben nicht erreicht hast. Ich rede von Sozialversicherungsabgaben und Rentenbeiträgen, all das eben, was aus einem Job eine richtige Arbeit macht.«
    »Du hast nur deine verdammte Pflicht getan, kleine Dumpfbacke. Und es ist ganz bestimmt eine Drecksarbeit.«
    »Ja, ja, der Neid. Der bringt die Menschen eher um als alles andere, Chef. Aber ich glaube, das habe ich dir schon einmal gesagt.«
    Die Robbe wollte aufstehen. »Ich bin noch nicht fertig, Fräulein Politische Wissenschaften!«
    »Was soll denn das heißen?«, fragte der Chef.
    Auf ihrem Gesicht wechselten sich ein Dutzend kräftiger Farben ab, bevor das Puterrot klar über alle anderen siegte.
    Mein Vater musterte erst sie dann mich ausgiebig. »Erklärt mir das mal.«
    »Ach, nichts«, sagte ich grinsend. »Deine Tochter interessiert sich seit einiger Zeit glühend für Politikwissenschaft, Chef.«
    Er lächelte. »Möchtest du ein Studium beginnen, Liebes?«
    »Hm«, wich sie aus.
    Ich fing an zu lachen. »Ja, ihr passt zusammen!« Ich krümmte mich vor Lachen. »Einer blöder als der andere! Möchtest du ein Studium beginnen, Liebes? Ich fass es nicht!«
    Und der Chef: »Ich war immer schon der Meinung, Schatz, dass es gut für dich wäre, wenn du weiter studieren würdest.«
    »Da-danke, Papa«, log sie schamlos, wie nur Frauen es können. »Ich überlege mir das wirklich gerade.«
    »Hahaha!«, gluckste ich.
    »Was zum Teufel gibt es da zu lachen?«
    »Ich lache nicht, Chef. Ich grinse höhnisch.« Dann wurde ich ernst: »Und als Arbeiter der Trak Aagee, einem der wichtigsten Betriebe auf dem Sektor, der mit einer Präzision, die man euch nicht mal erklären kann, haufenweise Bleche herstellt, verdiene ich, wie schon gesagt, ein Minimum an Respekt.« Und weil er immer noch auf dem Schlauch stand und sie in ihrer Feigheit noch einen draufgesetzt hatte, fuhr ich fort: »Ich werde dir noch mehr sagen: Wenn diese Mönchsrobbe hier wirklich beschließen sollte, zu studieren, um eine wichtige politologische

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