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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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meiner Brust fest.
    »Hallo!«, rief ich, sobald die Tür auf war. »Hallo!«
    Ich hörte keine Antwort. Dafür hing Tims Jacke über dem Geländer, und seine Autoschlüssel lagen auf dem Tisch im Flur, gleich neben seinem Prada-Portemonnaie - ein Geschenk von mir, als wir noch glaubten, dass wir uns solche Sachen leisten könnten. Es war dick wie ein Telefonbuch, weil es mit Quittungen und Kreditkarten vollgestopft war, und ich spürte einen Stich, wenn ich es nur dort liegen sah.
    Ich lief nach oben. Tim war im Schlafzimmer und wühlte im Schrank. Auf unserem Bett lag ein grüner, halb mit Anziehsachen gefüllter Koffer.
    »Hi! Du bist wieder da! Wie geht es deinen Eltern? Was machst du da?«, begrüßte ich ihn mit aufgesetzter Munterkeit. Ich hatte den Verdacht, dass ich bei unserem letzten Gespräch weniger herzlich gewesen war, aber ich hoffte, dass Tim darüber hinwegsehen würde, wenn ich nur eisern freundlich blieb.
    »Ich packe«, erwiderte er. »Wonach sieht es denn aus?«
    »Nach Packen«, sagte ich. »Es sieht nach Packen aus.«
    Ich starrte ihn an. Er war so schön. Vielleicht nicht für andere Menschen - außer vielleicht seine Mutter -, aber für
mich. Die Sonne fing sich in seinen Haaren und ließ es golden glänzen. Er trug ausgeblichene Jeans und ein dunkelblaues Polohemd von Ralph Lauren. Ralph, hatte meine Mutter gesagt. Ralph macht so nette Babysachen. Ich schluckte. Es gab kein Baby mehr. Und jetzt … auch keinen Tim mehr?
    »Ich nehme an, du hast das Private Eye von heute gelesen?«
    »Mum hat es mir gezeigt.«
    Tims Mutter las das Private Eye? Was störte sie an Üble Nachrede Aktuell oder Hexen heute ? »Liebt sie dich eigentlich?«, fragte ich, ehe ich mich beherrschen konnte.
    »Tust du es denn?«, fragte er zurück.
    »Ich schwöre dir. Ich habe keine Affäre mit Kevin. Oder sonst jemandem. Ich habe dich nie betrogen.«
    »Doch, das hast du, Elizabeth.«
    Er hatte mich noch nie Elizabeth genannt. Bis auf das eine Mal, als ich seinen MP3-Player kaputt gemacht hatte.
    »Tim.« Mir standen Tränen in den Augen. Ich ertrug die massive Feindseligkeit nicht, die er ausstrahlte. Eine Weile hatte ich geglaubt, ich würde ihn hassen, aber damit hatte ich mich nur selbst irregeführt. Er hatte immer noch die Macht, mich mit einem einzigen verächtlichen Blick zum Schmelzen zu bringen. »Wahrscheinlich habe ich viele Leute vor den Kopf gestoßen, indem ich nett zu Kevin war. Ich fühle mich wirklich mies deswegen. Nicht besonders charakterfest. Ich weiß, dass Fletch verletzt war. Es war nicht besonders loyal von mir. Aber es war nicht mehr als Freundlichkeit - nicht mal ein Flirt - ich -«
    »Elizabeth.«
    »Er hat mich gerade rausgeworfen, okay? Er findet es irrsinnig komisch, verleumdet zu werden, solange es nur so aussieht, als sei er ein toller Hengst. Also habe ich ihm erzählt,
was ich wirklich von ihm halte, und wurde dafür auf der Stelle gefeuert. Siehst du? Beweist das nicht, dass ich -«
    »Elizabeth!«, brüllte Tim. »Ich weiß , dass du mich nicht mit diesem Arschloch betrogen hast, also hör auf, davon zu labern!«
    »Oh!«, sagte ich und plumpste aufs Bett. »Gott sei Dank!« Mein Gesicht war ein einziges Lächeln. »Einen schrecklichen Moment dachte ich schon, ich -«
    Tim lächelte nicht. »Aber du hast mich trotzdem betrogen.«
    »Entschuldige?«
    »DU HAST MICH BETROGEN!«, brüllte er mich mit ganzer Kraft an.
    »DAS IST NICHT WAHR!«, schrie ich aufgebracht zurück.
    »O DOCH!«
    Tabitha und Jeremy klebten bestimmt mit dem Ohr an der Tapete.
    Tim zerrte eine Schachtel aus der Hosentasche und schleuderte sie aufs Bett. »UND WAS IST DAS , DU VERLOGENES BIEST?«
    Meine Antibabypillen.
    Am ganzen Leib zitternd riss ich sie an mich.
    »Wo … wo hast du die gefunden?«, fragte ich, als wäre das von Bedeutung. Als könnte ich mit Zähnen und Klauen meinen moralischen Sieg durchdrücken, wenn sich herausstellte, dass er in meiner Nachttischschublade herumgekramt hatte.
    »Wen interessiert es, wo ich sie gefunden habe?«, fragte er. »In deiner Nachttischschublade!«
    »Du hast in meiner Nachttischschublade gewühlt?«
    Er sah mich angewidert an. »Ja! Du hast einen Stapel von meinen alten Designzeitschriften darin. Und ein Freisprechmikro für mein Handy. Und meine Manschettenknöpfe. Und
in meiner Nachttischschublade liegt deine Schmuckschatulle. Und ein Strumpfband von dir. Und ein Paar uralte minzgrüne Kalbslederhandschuhe. Also fang nicht an, mit mir über deine Schublade zu

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