Meine Schwester und andere Katastrophen
gemeine Lügen verbreitet werden, ich hätte Sex mit - nimm’s nicht persönlich, Kevin - meinem vollidiotischen Vollidioten von Boss? Im Ernst, schau dich an! Gib’s zu - du bist eine echte Lachnummer! Weit über vierzig und immer noch mit dieser grauenhaften Insektensonnenbrille, und was soll dieser Anhänger, und dann dein grässliches, grässliches Tattoo, jedes Mal, wenn du dich in diesen ekligen abgeschnittenen Jeans vorbeugst, bekomme ich Albträume von diesem bösartigen Auge, das
mich direkt über deiner Arschritze anstarrt, ganz zu schweigen von der Arschritze selbst, zieh einen Gürtel an, oder hast du keinen, und jeder weiß, dass du deine Beine wachst und dir Billigbräunungscreme ins Gesicht schmierst, und jeder lacht darüber, und deine Ideen für das Heft. Ideen? Leck mich! Was für eine gequirlte Scheiße! Nur gequirlte Scheiße, okay? Wer hat je davon gehört, dass Mode praktisch sein soll? Niemand, nicht mal ein Schwerverbrecher, will sich einen Anzug von Tesco anschauen! Sie wollen was von Paul Smith sehen oder … oder anderen Edelmarken, selbst wenn sie sich die Sachen nicht leisten können. Das sind Anreize, nicht eine Möse auf jeder Seite! Du bist ein lausiger Chefredakteur, du hast keinen einzigen originellen Gedanken, keine Intelligenz, und deine Schreibe ist so unterirdisch schlecht und unwitzig, dass das Lesen wehtut, und ich verspreche dir, dass Fletch einen erstklassigen Chefredakteur abgegeben hätte, und du hast den Job nur bekommen, weil du den Chefs in den Arsch kriechst und er nicht, denn du bist ganz bestimmt nicht das, was ich einen Journalisten nennen würde, du bist ein Affe mit einer Schreibmaschine, und wir schämen uns allesamt, dass wir für dich arbeiten müssen, wenn wir unsere Zeitschrift am Kiosk sehen, verstecken wir sie, und ich kann es nicht ausstehen, wenn du mich Biskuit nennst, so heiße ich nicht, und das gesamte Team schaut sich längst nach anderen Jobs um -«
»Was das ganze Team tut, weiß ich nicht, Schätzchen«, sagte Kevin. »Aber du wirst dich nach einem anderen Job umschauen. Du bist so was von gefeuert.«
»Ich kündige sowieso«, sagte ich. »Und sprich Englisch mit mir. Man kann nicht so was von gefeuert werden. Entweder wirst du gefeuert oder nicht.«
»Tja, du wirst es. Wie eine verfickte Kanonenkugel.«
Fletch brachte meine wenigen Habseligkeiten an den Haupteingang, weil ich mich geweigert hatte, das Gebäude noch einmal zu betreten.
»Du weißt, dass das nicht stimmt, oder, Fletch?«, fragte ich.
Fletch zögerte. »Babe, dein Sexleben geht mich nichts an.«
Meine Brauen schossen hoch. »Du machst Witze.«
»Lizbet, ich werde nicht über dich urteilen.«
»O doch, das tust du sehr wohl! Wo ich doch gar nichts gemacht habe! Ich werde sie verklagen. Wie konntest du auch nur denken , dass ich mir so was vorstellen könnte? Er ist grotesk! Widerwärtig! Bösartig. Eklig. Und er ist mein Chef.«
»Ja. Genau.«
»So denkst du also über mich?«
Fletch zuckte mit den Achseln. »Du warst ziemlich eng mit ihm. Was hätte ich denn denken sollen?«
»Natürlich. Du bist ein Mann. Du denkst überhaupt nicht. Ich wurde gerade rausgeworfen, weil er so beleidigt war, dass ich diese Unterstellung beleidigend fand.«
Fletch grinste unvermittelt. »Ich glaube dir. Obwohl ich mir ernsthaft Sorgen gemacht habe. Trotzdem, wen interessiert es, was ich denke? Was ist mit Tim?«
Mein Herz krampfte sich vor Angst zusammen. Tim! Tim würde das bestimmt nicht glauben. Er würde lachen , wenn er den Artikel sah, denn der Artikel war lachhaft. »Er liest das Private Eye nicht«, sagte ich. »Ich sollte lieber nach Hause fahren.«
Fletch wuschelte mir durch die Haare. »Gib Tim einen Kuss von mir. Oder einen festen Händedruck und einen harten, männlichen Schlag auf den Rücken.«
Ich wandte auf den Artikel im Private Eye dieselbe Strategie an wie auf meine Sexkolumne - solange ich ihn nicht
sah , existierte er nicht. Tim würde ihn bestimmt nicht sehen. Ob ihn jemand darauf hinweisen würde? Aber wer? Was für ein Mensch würde so was tun? »Morgen, Tim! Nettes Wetter heute! Hab heute in der Zeitung gelesen, dass deine Freundin ihren Chef bumst! Ts-ts-ts! Ich nehme an, du kennst den Artikel? Ach nein? Soll ich ihn schnell rüberfaxen? Gar kein Problem! Ich helf doch gern, dein Leben zu ruinieren! Jederzeit wieder!«
Ich hatte schon den Schlüssel ins Schloss geschoben, als mir auffiel, dass Tims Auto in der Einfahrt stand. Ein Angstkloß setzte sich in
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