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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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Sesti Orfeo und deutet mit dem Kinn auf Matrix, »dem blutet ein wenig die Nase. Vorerst.«
    Matrix senkt als einzige Antwort den Kopf und entzieht den Monitoren damit den direkten Blick auf sein Gesicht.
    »Sonst niemand?«, fragt Mulder und übergeht das ›Vorerst‹ geflissentlich.
    »Sonst niemand.«
    »Und wer sind die beiden neben Ihnen?«
    ›Doch nicht neben ihm‹, widerspreche ich im Stillen und ärgere mich über die sprachliche Laxheit des Bullen, ›wir sind mindestens drei Meter entfernt.‹
    »Einer ist der Angestellte von der Wursttheke, der andere ein Rechtsanwalt.«
    »Ein Rechtsanwalt?«, fragt Mulder perplex, fixiert sofort den Bildschirm und hält mit paläontologischem Interesse nach mir Ausschau (er tut ja gerade so, als sei mein Berufsstand seit Tausenden von Jahren ausgestorben).
    »Genau.«
    »Wollen Sie sagen, Ihr Anwalt?«
    »Nein.«
    »Und was hat ein Rechtsanwalt dort bei Ihnen zu suchen, wenn ich fragen darf?«
    ›Gute Frage‹, stimme ich ihm im Stillen zu.
    »Ich hab ihn gebeten zu bleiben.«
    »Er kam also zufällig vorbei, und Sie haben ihn von Amtswegen bestellt?«, bemerkt der Carabiniere.
    ›Schade, Mulder‹, sage ich mir mit einem gewissen Bedauern, ›bis eben lief’s doch so gut‹ – und beschließe einzugreifen.
    »Haha, sehr witzig, Capitano«, melde ich mich also zu Wort.
    »Entschuldigen Sie«, versucht der den Überlegenen zu spielen, obwohl er ziemlich dunkelrot angelaufen ist, »aber wie ist nochmal Ihr Name?«
    Ich schaue mich um, als wollte ich die Anwesenden bitten, mir beim Erinnern zu helfen.
    »Ich hab mich Ihnen noch nicht vorgestellt«, sage ich.
    »Stimmt, er hat seinen Namen noch gar nicht gesagt«, unterstützt mich Matteo.
    Wir schauen uns alle an, als wollten wir uns darüber verständigen, wie sinnlos die Frage des Carabiniere war (selbst Ingenieur Romolo Sesti Orfeo bringt sich ein, während Matrix auf die Gefahr hin, sich den Hals ganz gewaltig zu verspannen, immer noch auf die Fußbodenfliesen starrt, um sich vor den aufdringlichen Kameras zu schützen).
    »Ah, richtig, es kam mir auch so vor, als hätte ich ihn noch nicht gehört«, sagt der Bulle lahm.
    Alle schweigen, peinlich berührt. Die Anspannung wird immer größer.
    »Was ist denn das, noch so ein Spruch?«, frage ich, damit wenigstens etwas passiert.
    Ich weiß nicht, ob das schon klar geworden ist, aber wenn ein Streit mich richtig packt, kann ich mich ordentlich festbeißen.
    Mulder zieht einen Flunsch.
    »Hören Sie, ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier, Herr Rechtsanwalt«, nörgelt er.
    »Meinen Sie etwa ich? Ich für meinen Teil bin sogar schon von Anfang an hier und darf nicht mal weggehen.«
    Bewusst unhöflich ignoriert Mulder mich auf ganzer Linie und wendet sich wieder an Ingenieur Romolo Sesti Orfeo.
    »Herr Ingenieur, wollen Sie mir bitte sagen, weshalb Sie wünschen, dass Rechtsanwalt …«
    »Malinconico«, antwortet Ingenieur Romolo Sesti Orfeo.
    »Malinconico?«, wiederholt Mulder.
    Scully lächelt amüsiert.
    »Was ist, gefällt Ihnen mein Name nicht, oder was?«, mische ich mich pikiert ein.
    Ich bin eindeutig sauer auf Mulder – auf sie allerdings nicht. Auch daran lasse ich keinen Zweifel. Sie ist eigentlich gar nicht mal übel, fällt mir bei näherem Hinsehen auf.
    »O nein, ganz im Gegenteil«, erwidert Mulder, ohne mich eines Blickes zu würdigen, »er ist hübsch.«
    Hübsch !
    Mir stockt der Atem vor Empörung. Was für ein abschätziges Adjektiv, verspritzt wie ein ätzendes Gift mit leicht verzögerter Wirkung. Es ist das Gift ausgewachsener menschlicher Quallen, die einen persönlichen Gewinn aus der Abwertung anderer ziehen.
    Und das Schönste ist, wenn du die Nerven verlierst und ihnen sagst, dass sie allenfalls den Schnauzer ihrer Tante ›hübsch‹ nennen können, dann halten sie dir auch noch Empfindlichkeit vor (Quallen verschaffen sich immer erst ein Alibi, bevor sie sich an der Haut ihres Opfers reiben).
    »Ihr Haarschnitt ist auch hübsch, Capitano«, gehe ich zum Gegenangriff über. »Hat ein bisschen was von Happy Days . Vielleicht bitte ich Sie später noch um die Telefonnummer Ihres Friseurs.«
    Lustig ist, dass Scully, ohne es zu merken, den Hals reckt, seinen Kopf anschaut und ein Lächeln unterdrückt.
    Es stimmt, ich habe ›Hat ein bisschen was von Happy Days ‹ gesagt, weil es das Erstbeste war, was mir einfiel: Wenn mich jemand bitten würde zu beschreiben, wie ein Schnitt à la Happy Days aussieht, wüsste ich, ehrlich gesagt,

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