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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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keine Antwort.
    Wir verharren in einem halb angespannten, halb lächerlichen Schweigen, bis sich Mulder, der es vorzieht, nicht direkt zu reagieren, für eine Wiederholung der Frage entscheidet.
    »Darf ich erfahren«, setzt er nochmals an und richtet sich erneut an Ingenieur Romolo Sesti Orfeo, »weshalb Sie Rechtsanwalt Malincolico gebeten haben zu bleiben, Herr Ingenieur?«
    »Weil ich anklage und er verteidigt.«
    »Sie klagen an und er verteidigt«, formuliert Mulder den Gedanken skeptisch noch einmal.
    »Genau.«
    »Das wäre dann also wie in einem Prozess.«
    »Exakt«, bestätigt Ingenieur Romolo Sesti Orfeo.
    »Aber für einen Prozess fehlen Ihnen noch eine ganze Reihe anderer Dinge, Herr Ingenieur.«
    »Sie meinen ein Richter, ein Gericht, Geschworene, tausend Seiten Prozessakten, Beweise, Zeugen, die erst aussagen und ihre Aussagen dann gleich widerrufen, zermürbende Formalitäten, Terminverschiebungen über Terminverschiebungen, Rechtsanwälte, die sich gar nicht genug in Spitzfindigkeiten ergehen können, Staatsanwälte, die eine Anklage eher in die Länge ziehen als sie vertreten? Meinen Sie das?«
    ›Alle Achtung, nicht schlecht als Zusammenfassung‹, sage ich mir. ›Und nur ein bisschen populistisch.‹
    »Mehr oder weniger«, wirft Mulder den Ball zurück.
    »Tja, dann weiß ich auch nicht, in was für einer Welt Sie leben. Das ist doch ein Museum, in das ab und zu mal ein Besucher kommt«, spottet der Ingenieur.
    Der Mann fängt an mir zu gefallen.
    »Und wer spielt in Ihrem Prozess alles mit?«, erkundigt sich Mulder.
    Genau dieselbe Frage würde ich auch stellen, wenn ich die Antwort nicht schon wüsste, denke ich.
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo quittiert die Frage mit der Andeutung eines Lachens.
    »Na, sagen wir mal … ganz Italien?«
    Mulder überkommt sichtlich ein Schwindel. Er hat ganz genau verstanden (das ist klar), stellt sich aber doof, damit er nicht auf einen Hieb die ganze Wirklichkeit akzeptieren muss (ich praktiziere dieselbe Art von Selbstbetrug, wenn ich mit der Nase auf eine ausweglose Situation gestoßen werde).
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, schwindelt der Bulle.
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo regt sich ein wenig auf (es nervt ihn offenbar, eine Sache, die für ihn glasklar ist, erklären zu müssen), kommt dann aber direkt zum Punkt.
    »Glauben Sie, das Fernsehen wird einen Bogen um meine Monitore machen? Glauben Sie, die Programmmacher lassen sich die Gelegenheit entgehen, eine solche Sendung zu übertragen?«
    » Das also wollen Sie.«
    »Capitano, ich hab hier doch schon ein Format fix und fertig im Kasten. Und ich will nicht mal Geld dafür. Wenn das kein Schnäppchen für die Sender ist! Die brauchen bloß herzukommen, ihre Kameras auf meine Monitore zu richten – und schon können sie auf Sendung gehen.«
    Mulder sucht mit den Augen nach seiner Kollegin, vielleicht weil er nichts mehr zu sagen weiß (ich verstehe ihn gut, technisch ist die Argumentation des Ingenieurs nämlich einwandfrei).
    Tatsächlich übernimmt jetzt sie das Wort:
    »Wir sind nicht autorisiert, diese Art von Dreharbeiten zuzulassen«, sagt sie kühl.
    »Dann wäre es wohl nicht schlecht, wenn ihr euch um die Autorisierung kümmert. Weil ich dem da nämlich, wenn ihr die Fernsehkameras auch nur ansatzweise am Drehen hindert, eine Kugel zwischen die Augen jage.«
    Ich schaue auf Mulder und ziehe den Schluss, dass seine Yoga-Ausgeglichenheit ins Wanken geraten ist.
    »Wer ist der Mann dort, Herr Ingenieur?«, fragt er.
    ›Na endlich‹, will ich schon sagen, doch Romolo Sesti Orfeo reißt die Situation schon wieder an sich.
    »Erkennen Sie ihn nicht?«
    ›Jetzt lass schon raus‹, denke ich.
    »Wie soll ich ihn erkennen, wenn er nicht in den Bildschirm schaut?« Der Bulle bekommt jetzt wirklich schlechte Laune.
    ›Und dass er grün und blau geschlagen ist, siehst du so auch nicht‹, würde ich noch hinzufügen.
    Als ob er plötzlich Lust bekommen hätte, ihm seinen Wunsch zu erfüllen, hebt Matrix langsam den Kopf und wendet sich wieder den Monitoren zu.
    In seiner Miene blitzt Überlegenheit auf, eine Regung von Stolz, von Herausforderung. Es sieht ein bisschen so aus, als wäre er jetzt größer (wie einer, der sich verpflichtet fühlt, auf der Höhe seines Namens zu sein).
    Mit einem ungeheuren Riecher fürs Timing holt Ingenieur Romolo Sesti Orfeo Luft und stellt ihn uns endlich vor: »Gabriele Caldiero.«
    Die Stille ist unheimlich.
    Matteo der Wurstverkäufer und ich drehen uns zu

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