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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Verdammt, Rick! Wie sollte ich gänzlich ohne Angst hierherkommen oder länger bleiben wollen als nötig?“
    Sein Gesicht verzieht sich verletzt.
    Ich löse mich unsanft aus seiner Umklammerung und versuche zur Tür zu gelangen. Doch plötzlich ist er hinter mir und versucht, mich zurückzuhalten. Ich wehre mich aus Leibeskräften. Es gibt eine heftige Rangelei, in deren Verlauf er mich in den Sessel zurückstößt. Gleichzeitig reißt er die Telefonschnur aus der Buchse und fesselt mich blitzschnell an das Polster.
    Keuchend sitze ich da. Ich kann mich kaum rühren. Das Kabel schneidet in meine Oberarme. Mein Herz flattert in meiner Brust wie eine Fahne im Wind.
    Rick ragt vor mir auf. Groß. Düster. Seine Stimme ist voll schmerzlichem Gefühlsüberschwang, als er verkündet: „Ich möchte nicht, dass du schon gehst.“
    Ich will schreien.
    Aber es kommt bloß ein Wimmern heraus.
    Da draußen, in der Freiheit, in der Sonne, zwitschert sorglos ein Vogel. Eine Singdrossel. Von meinem Platz aus kann ich ein Stück blauen Himmel sehen, den Parkplatz, und wenn ich den Kopf ein wenig drehe, den Baum, in dem der Vogel sitzt und singt.
    Es ist eine Linde, ein Anblick, der mich unerwartet tröstet. Aber alles, wonach ich mich sehne, ist die Sicherheit meines Schrankes. Und Leander.
    Schweigende Minuten vergehen. Meine Arme sind ganz taub, weil das Telefonkabel den Blutfluss behindert. Außerdem muss ich dringend zur Toilette, habe aber aufgegeben, es Rick zu sagen. Denn jedes Mal, wenn ich den Versuch mache, etwas zu sagen, zischt er nur, dass ich still sein soll.
    Notgedrungen halte ich weiter ein. Gezwungenermaßen sehe ich zu, wie er mit konzentriertem Gesichtsausdruck dasitzt, mich immer wieder ansieht und ... mich zeichnet.
    Ich merke auf, als in der Ferne das satte Motorengeräusch eines schweren Motorrads dröhnt und lauter wird. Für wenige Augenblicke gebe ich mich der Hoffnung hin, es sei Leander auf dem Weg zu mir. Die Zeit, es ist kurz nach sechzehn Uhr, würde passen.
    Ich fantasiere, dass er im Vorbeifahren mein Auto sehen und begreifen wird, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Wie damals am Pool. Und dann wird er mich hier rausholen.
    Unwillkürlich erhöht sich mein Pulsschlag.
    Das Dröhnen des Motorrads wird lauter, der Fahrer scheint tatsächlich kurz zu halten, doch dann verklingt das Geräusch wieder, als die Maschine langsam anfährt, das Tempo erhöht und verschwindet.
    Rick hockt noch immer auf dem Teppich vor dem Sessel, an den er mich gefesselt hat, halb verdeckt durch seinen Zeichenblock. Vermutlich ist es der Schutz seines Blocks, der ihn endlich zum Reden bringt. Ich habe selbst erlebt, wie ermutigend es sein kann, wenn man sich an etwas festhalten oder sich dahinter verstecken kann. Und ich sehne mich erneut nach meinem Schrank, heftiger diesmal.
    „Hör zu“, Rick klingt beinahe beschwörend. „Das mit deinem Kater, mit Rainer Maria ...“ Er scheint nicht weiterzuwissen und unterbricht seine Arbeit.
    „Ja?“
„Das war ich nicht.“
    Er zeichnet beinahe hektisch weiter.
    „Was?!“
    „Ich habe ihm nichts getan. Ich schwör's! Er war bereits tot, als ich ihn gefunden habe. Ehrlich. Ich wollte dich sehen. Nein“, korrigiert er sich, „ich wollte dir zureden, dass du die Sache mit uns beiden noch mal überdenkst. Du hast auf mein Klingeln nicht geöffnet. Da dachte ich, ich schaue mal nach, ob du im Garten bist. Aber da war niemand. Nur der Hund.“
    „Herr Hischer?“ Ich bin erstaunt.
    „Wer ist Herr Hischer?“ Wieder hält er inne.
    „Ach, vergiss es!“ Ich zerre an dem Telefonkabel und der Knoten ächzt. Mehr passiert nicht.
    „Nein. Da war kein Mann. Ein Hund.“
    „ Jajaja “, sage ich ungeduldig. „Schon gut. War es ein Cockerspaniel?“
Rick schüttelt verneinend den Kopf. „Es war ein größerer. Mit glattem, dunklem Fell.“
    „Ein Labrador?“
    „Ich glaube ja.“
    Ben, schießt es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich hat er Rainer Maria gejagt und der Kater ist dabei in den Pool geraten und kam allein nicht wieder heraus. Ich darf gar nicht daran denken.
    „Ich glaube, der Besitzer des Hundes hat nichts davon mitbekommen. Jedenfalls bin ich abgehauen, als er nach dem Hund rief. Ich wollte nicht, dass mich jemand bei dir herumschleichen sieht. Verstehst du?“
    „Ja.“
    „Und für den Kater konnte niemand mehr etwas tun“, fügt er unbehaglich hinzu.
    „Nein.“
Er legt den Block und den Kohlestift zur Seite und rutscht näher zu mir heran. Ich

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