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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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wie möglich zu benehmen, was unmöglich ist, weil ich nur spekulieren kann, wie ich mich normalerweise ihr gegenüber benehme. „Alle meine Hosen zwicken.“ Zum Beweis kneife ich in die kleine Speckrolle über meinem Bund.
    „Ja, das sehe ich“, entgegnet sie scheinbar zufrieden. „Und es steht Ihnen ausgezeichnet, Kindchen. Wirklich! Das Frühstück ist bald fertig. Ich habe gerade Einback in den Ofen geschoben.“
    Sie geht in die Küche zurück, dreht sich aber auf halbem Weg noch einmal um. „Nur zur Begrüßung, versteht sich, aber wenn es Ihnen lieber ist: Ich habe auch ein Saatkornbrot vom Bäcker mitgebracht“, lässt sie mich in leicht pikiertem Ton wissen.
    Wenn ich am Morgen die Wahl zwischen frischgebackenen Hefebrötchen und Körnerbrot habe, muss ich nicht lange überlegen. „Nein, kein Brot, bitte.“
    Frau Hischer nickt, wenn sie auch eine offensichtliche Verwunderung nicht verbergen kann. „In ein paar Minuten ist alles fertig. Sie können noch in Ruhe duschen. Dan ach kommen Sie zum Frühstück herunter und erzählen mir Genaueres über Ihren Unfall.
    Ihr Mann hat mich nämlich bei meiner Schwester angerufen. Ich war so erschrocken, dass ich gleich heimfahren wollte. Aber er sagte, das sei nicht nötig. Er wollte lediglich, dass ich informiert bin, falls ich zurückkomme und es Ihnen noch nicht besser geht. Nur, damit ich mich nicht erschrecke und mich auf die Situation einstellen kann, wenn er in Berlin sein sollte.“
    „Aha“, erwidere ich lahm.
    Wir schauen einander stumm in die Augen.
    „Ach Kindchen“, murmelt Frau Hischer leise. „Sie wirken völlig verändert. Wie ausgetauscht.“
    „Inwiefern?“
    Offenbar will sie mir nicht zu nahetreten, denn sie sucht angestrengt nach den richtigen Worten. „Sie sind viel zugänglicher“, sagt sie schließlich vorsichtig. „Weniger distanziert, nicht so reserviert wie üblich. Sie sind verletzlich. Ja, verletzlich! Ich ... ich nenne sie sonst nicht Kindchen.“ Der letzte Satz klingt peinlich berührt und ist kaum zu hören.
    „Nein?“
    Sie errötet und schüttelt den Kopf, bevor sie mich fragt, wie ich mich fühle.
    „Wie bei einem dieser Jamais-vu-Erlebnisse, Frau Hischer. Alles erscheint mir unvertraut, auch wenn ich hin und wieder Einzelheiten wiedererkenne und einordnen kann. Die Dinge um mich herum, die Leute, ja, meine ganze Umgebung, alles ist grauenhaft unwirklich. Es kommt mit weit weg vor und künstlich. Wie eine Kulisse. Und die Menschen darin sind Fremde - Sie auch.
    Aber das Schlimmste ist, dass mir meine eigene Person eine Fremde ist. Und ich hause in ihrem Körper, in ihrer Welt.“ Den letzten Satz flüstere ich: „Das ist kaum zu ertragen.“ Damit wende ich mich ab und stolpere nach oben.
    Während ich dusche, klingelt das Telefon. Ich lasse es läuten. Bisher habe ich das immer so gehalten. Weil ich fürchte, dass ich den Anrufer am anderen Ende der Leitung nicht erkenne oder, falls ich ihn erkennen sollte, etwas Falsches oder Dummes zu ihm sage. Oder dass ich vor lauter Hilflosigkeit anfange zu h eulen.
    Aus dem gleichen Grund verfahre ich bei der Türglocke ebenso. Und beantworte auch keine E-Mails.
    Frau Hischer geht ebenfalls nicht an den Apparat. Sie rumort unten in der Küche. Außerdem hat sie das Radio wieder lauter gedreht und singt mit. Vermutlich hört sie das Klingeln nicht einmal.
    Es ist mir recht. Zumindest bis mir einfällt, dass es Leander sein könnte, der aus Berlin anruft. Ich fluche, springe aus der Duschkabine und laufe – nackt und tropfnass – an den Apparat, der in meinem Atelier steht.
    „Hallo?“, rufe ich in den Hörer. „Bist du es, Leander?“
    Ich erhalte keine Antwort.
    Nur Atemzüge sind zu hören. Sie sind schwer und zähfließend, so als bekäme jemand schlecht Luft. Oder als würde die Person sich zwingen, langsam zu a t men, um sich zu beruhigen.
    Ich habe keine Ahnung, warum ich mit gedämpfter Stimme spreche , aber ich tue es: „Wer ist da?“
    Nur das Atmen fließt durch die Drähte.
    „Ich lege auf, wenn Sie mir nicht sagen, mit wem ich spreche.“
    Atmen.
    Ich hänge mit Nachdruck ein, als könnte der stumme Anrufer das mitbekommen.
    Wasser läuft aus meinen Haaren. Es verbindet sich mit den Rinnsalen auf meiner Haut. Mir ist eiskalt, weswegen ich am ganzen Körper zittere. Langsam gehe ich zurück ins Bad und drehe die Brause ab.
    Ich winde ein Handtuch um meinen Kopf und schlüpfe in meinen Bademantel. Dabei warte ich die ganze Zeit, ob das Telefon noch einmal

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