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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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von den lautesten Jungen nicht aus der Ruhe bringen. Vermutlich, weil sie aus einer Familie mit sechs Geschwistern stammt. Sie ist das einzige, lang ersehnte Mädchen und die Jüngste dazu, hat demzufolge früh gelernt, ihre Ellenbogen zu gebrauchen. Ihre Schüler jedenfalls himmeln sie an.
    Nicht nur die, will mir scheinen.
    Ich schiele seitlich zu Heiko hin. Unwillkürlich drängt sich mir ein Spruch aus meinem Poesiealbum auf, den mir eine Schulfreundin einmal hineingeschrieben hat: Bleibe glücklich, bleibe froh, wie der Mops im Haferstroh.
    Heiko wirkt so zufrieden und froh wie eben dieser Mops. Er singt ein Loblied auf Mara. In Anbetracht ihrer offenkundigen körperlichen und geistigen Überlegenheit beginne ich Minderwertigkeitsgefühle zu entwickeln.
    Oder ist es Eifersucht?
    „Mara und ich, wir haben in den letzten Monaten viel zusammen unternommen“, plaudert Heiko weiter. Er läuft locker vornweg, eine Spur zu schnell für mich. „Als ich die geplante Klettertour erwähnte, stellte sich heraus, dass Mara auch klettert. Ebenfalls Freeclimbing – ist das nicht ein Ding?“
    „Ja.“ Es scheint mir die Oberschenkelmuskeln zu zerreißen, doch unter Aufbringung meiner letzten Kraftreserven schließe ich auf.
    „Wir waren jetzt insgesamt fünf Wochenenden im Sauerland climben und haben uns super verstanden.“
    „Prima“, presse ich hervor.
    Da bleibt Heiko so abrupt stehen, dass ich in ihn hineinlaufe. Er nimmt mich bei den Schultern und schüttelt mich. „Du, ich glaube, das mit Mara und mir, das ist was Ernstes.“
    „Den Eindruck habe ich auch.“

Seine Augen sprühen Funken, seine Haut ist gerötet. Das Grinsen in seinem Gesicht schaut zweifellos entrückt aus. Eines steht fest: Heiko Hertz ist über beide Ohren verliebt und das offenbar seit Monaten.
    In Mara Superweib.
    Nicht in mich. Das ist so offensichtlich wir nur was.
    Wir müssen lachen. Langsam traben wir wieder an. Während Heiko in eine rosarote Zukunft läuft, hetze ich weiter meiner Vergangenheit hinterher und streiche ihn von meiner H. H. - Liste.
     
    Als ich endlich zu Hause ankomme, habe ich das Gefühl auseinanderzufallen.
    Herr Hischer begrüßt mich mit seinem üblichen Hundegrinsen. Seine Herrin singt im Duett mit Udo Jürgens, dass sie noch niemals in New York war. Es riecht nach – ich kann mein Glück kaum fassen – Speck, Spiegeleiern und Kaffee.
    „Morgen, Frau Hischer“, rufe ich ihr aus der Diele in Richtung Küche zu und streife meine schmutzigen Turnschuhe ab. „Ich gehe eben duschen. Bin in einer Viertelstunde wieder unten!“
    „Ich war noch niemals auf Hawaii ... ging nie durch San Francisco in zerrissenen Jeans“, trällert es zurück.
    Ich kann nicht sagen, ob sie mich überhaupt gehört hat. Die Vorstellung, wie meine adrette Frau Hischer in zerrissenen Jeans durch San Francisco bummelt, womöglich in lässigen Jesuslatschen, reizt mich zum Lachen.
    Als ich später mit feuchten Haaren in die Küche komme, dreht sie das Radio leiser. Wir frühstücken zusammen. Ein weiteres Ritual, das ich meinem neuen Leben hinzugefügt habe. Eines, das mir Geborgenheit und Nestwärme schenkt. Ein Stück Sina-Identität.
    Hin und wieder stecke ich meine Hand mit einem Leckerbissen unter den Tisch. Herr Hischer beschnüffelt ihn, bevor er ihn mit seiner weichen Hundeschnauze nimmt und vertilgt, bis Frau Hischer befiehlt: „Jetzt ist es genug! Sonst wird er zu fett.“ Und dann fragt sie mich, warum um alles in der Welt ich so schlinge.
    „Ich will noch ein, zwei Telefonate erledigen.“ Pause. Dann: „Frau Hischer?“
    „Ja?“
    „Wussten Sie, dass Leander und ich in Scheidung leben?“
    „Ich habe es mir gedacht“, gibt sie unumwunden zu. „Ich meine, es war kaum zu übersehen.“
    „Aber darüber gesprochen haben wir nicht?“
    „O nein, Kindchen! Das hätten Sie nie getan.“ Sie gießt uns Kaffee und Milch nach. „Sie waren alles in allem recht verschlossen. Besonders, wenn es um persönliche Dinge ging. Ich glaube, es war Ihnen peinlich, nicht in allem perfekt zu sein.“
    „Bei welchem Anwalt bin ich wohl gewesen?“
    „Womöglich bei Schubert und Partner“, antwortet sie bedächtig. Es klingt mehr wie eine Frage. „Jedenfalls habe ich einige Mal Post von denen aus dem Kasten genommen.“
    „Schubert und Partner? Das sagt mir rein gar nichts.“
    „Das kommt sicher noch. Sie müssen Geduld haben.“ Sie kommt näher und tippt mir mit dem Zeigefinger freundschaftlich gegen die Stirn. „Keine Sorge:

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