Meine Seele weiß von dir
Hühnchen mit süß-saurer Soße und zum Abschluss gebackene Bananen mit Honig.
Das Wasser lief mir im Mund zusammen und mein Magen knurrte voll Verlangen. Rasch stand ich auf. Das Zimmer bewegte sich nicht. Ich ging ins Bad, machte mich frisch und zog mich an. Ich kam gerade die Treppe herunter, als Leander – mit Essenspäckchen beladen – die Haustür aufschloss.
„Hu“, machte er. Er schüttelte sich förmlich, stellte alles auf der Kommode ab und hängte seinen klitschnassen Mantel aus schwarzem Tweed an die Garderobe. „Es gießt in Strömen! So ein ungemütliches Wetter. Was meinst du, soll ich den Kamin anmachen?“
Ich fand, das war eine gute Idee, und während Leander mit dem Holz hantierte, deckte ich im Wohnzimmer den Tisch für uns.
„Ich habe extra nachwürzen lassen.“ Leander schob sich ein Stück Rindfleisch in den Mund. Beinahe sofort pustete er, als wäre der Bissen zu heiß gewesen. „Du magst dein Curry ja gerne scharf!“, röchelte er.
Wir aßen und ich behielt das Essen bei mir. Nur die Bauchschmerzen kehrten zurück, aber nicht besonders stark. Leander legte noch Holzscheite nach. Wir kuschelten uns auf dem Sofa aneinander und schauten uns auf Video alte Folgen von Friends an, wobei ich immer wieder einnickte.
Der Nachmittag war vorbei, ehe ich es recht bemerkte. Leander packte seine Sachen und machte sich zur Abfahrt bereit.
In der vergangenen Woche hatte ich immer öfter ein Problem damit gehabt, wenn er mich allein ließ. An jenem Abend war das auch nicht anders, und als ich Leander in der Diele zum Abschied umarmte, wollte ich ihn gar nicht wieder loslassen.
„Was ist?“, fragte er.
„Nichts.“ Es hörte sich undeutlich an, weil ich mein Gesicht gegen das glatte Leder seiner Jacke schmiegte, die er trug, weil der Mantel noch feucht war.
„ Ist alles in Ordnung?“ Er schob mich ein Stück von sich weg und musterte mich eingehend. „Sag schon, was los ist.“
„Kannst du nicht hierbleiben? Nur heute Nacht.“
„Geht es dir nicht gut?“ Sein Blick war besorgt.
„Doch. Im Grunde schon. Es ist nur ... ich bin ... ich bin in einer eigenartigen Stimmung.“
„ Eigenartigen Stimmung?“
„Ja. Düster. Ängstlich. So aufgewühlt! Es ist, als hätte ich einen scheußlichen Albtraum gehabt, an den ich mich nicht erinnern kann. Ich wache auf, mache das Licht an und trotzdem habe ich noch Angst. Leander, ich bin wahnsinnig unruhig. Bitte, bleib hier!“
„Nicht schon wieder!“, stöhnte er und ließ mich los. „Ich stecke bis zum Hals in Arbeit, Sina-Mareen. Ich kann so kurzfristig keine Termine absagen! Und ich will es auch nicht. Ich habe Vereinbarungen getroffen, Verträge unterschrieben, die auch ein zeitliches Limit beinhalten. Das haben wir doch alles schon so oft durchgesprochen!“
Ich schwieg.
„Es dauert nicht mehr lange, bis es vorbei ist.“
Er sprach mit mir, als wäre ich ein Kind.
„Was verstehst du unter ‚nicht mehr lange‘?“, fuhr ich ihn an. Wieso war ich bloß derart gereizt?
„Bis Juni, höchstens Juli. Schon vergessen?“
Wie konnte er nur so verdammt gelassen bleiben? Ich wandte mein Gesicht von ihm ab, damit er die Tränen nicht sah. Als er seine Arme um mich legte und mich an sich zog, wollte ich mich losreißen, aber er hielt mich fest. „ Mir ist klar , wie viel Überwindung es dich kostet, dich mit dieser Situation zu arrangieren. Aber du warst von Anfang an mit dem Hörbuch einverstanden und wusstest , was es bedeutet, das durchzuziehen. Du bist im Augenblick einfach überaus zartbesaitet – das ist alles.“ Er fuhr mir über das Haar.
Ich fing laut an zu schluchzen, schniefte gegen seine Jacke und hinterließ Flecken darauf. Leander streichelte unablässig meinen Nacken. Doch er ließ sich nicht erweichen. „Meine Güte, Sina-Mareen. Übertreib doch nicht so.“
Ich schwieg trotzig.
Schließlich lockerte er seine Umarmung. „Langsam werde ich wirklich ein bisschen sauer. Warum machst du es mir so schwer? Die Aufnahmen waren lange geplant – ganz im Gegensatz zu Krümel. Ich versuche, das Beste aus der Situation herauszuholen. Warum nimmst du dich nicht mal zusammen und tust das ebenfalls?“
Er klang ziemlich ungeduldig.
Ich hob mein Gesicht zu ihm auf.
Leander küsste mich.
Meine Hand zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, fuhr unter seinen Pulli und wanderte über die nackte, glatte Haut darunter. Spielerisch umschmeichelten meine Fingerspitzen seinen Bauchnabel und den Flaum, der dort wuchs. Es
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