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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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    Halbschlaf.
    Ich liebte diesen wunderbaren Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen, wenn ich noch von Träumen eingelullt war und meine Sinne erst langsam anfingen zu arbeiten und die wirkliche Welt erfassten.
    Nur äußert widerwillig öffnete ich die Augen und schielte zum Wecker hinüber.
    4.20 Uhr. Montagmorgen – und Leander war fort.
    Ich drehte mich auf die andere Seite, zog sein Kissen zu mir und umschlang es, als wäre es sein Körper. Es roch nach ihm. Ich schloss die Augen wieder und fantasierte, er wäre jetzt hier.
    Unvermittelt krampfte mein Unterleib und ich krümmte mich wie ein Wurm am Angelhaken. Die Schmerzen gingen mir durch und durch. Ich keuchte und bekam eine Gänsehaut.
    Mit eiskalten Händen streichelte ich meinen gespannten Bauch. „ Scht !“, machte ich beschwichtigend. „ Scht , Krümel, scht .“ Der Schmerz ließ nach, kehrte kurz darauf wieder, ebbte allmählich ab, jedoch nur, um abermals zurückzukehren.
    Ich legte mich flach auf den Rücken, ganz flach, und atmete gezielt e in und aus. Ruhig und gleichmäßig tat ich das, dabei versuchte ich, mich zu entspannen, die Verkrampfung in meinem Unterleib wenigstens ein bisschen zu lockern.
    Tatsächlich wurden die Intervalle zwischen den Schmerzattacken länger. Schließlich verschwanden sie ganz.
    Ich blieb noch eine Weile liegen und ruhte mich aus, als mich ein Anfall von Heißhunger auf Schokolade überfiel.
    Das war es, wonach Krümel ständig verlangte: Schokolade, scharfe Gewürze, Orangen, Rosinen, gleich tütenweise, was umso widerlicher für mich war, da ich Rosinen sonst eklig fand und nie welche aß.
    Ich zwang mich auf die Beine und lauschte in mich hinein. Nichts passierte. Keine Schmerzen, kein Ziehen.
    Ich dachte an die Pralinen, die Leander von Rick zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte und von denen noch einige im Kühlschrank standen.
    „Du bist ein Quälgeist, Krümel“, rügte ich. Die Gier nach Schokolade verstärkte sich.
    Nur im Schlafanzug, machte ich mich barfuß auf in die Küche und genoss den flauschigen, weichen Boden, der angenehm meine Fußsohlen kitzelte – auch so eine Sache, die meine Schwangerschaft mit sich brachte. Mein Empfinden hatte sich sensibilisiert, weswegen ich zum Beispiel auch Berührungen intensiver empfand.
    Mit der Pralinenschachtel in der Hand ging ich wieder nach oben, nahm noch auf der Treppe eine von meiner Lieblingssorte und biss hinein. Im selben Augenblick geschah es: Ein schneidender Schmerz in meiner Körpermitte schien mich jäh von innen zu zerreißen.
    Ich schrie.
    Die Schachtel fiel mir aus der Hand, Pralinen verteilten sich auf dem Korridor und ich ging in die Knie, als wollte ich beten.
    Das Baby !, gellte es in meinem Kopf. Oh Gott. Bitte nicht. Tu das nicht! Und dann: Leander!
    Ich musste sein Arbeitszimmer erreichen; dort stand das nächste Telefon. Der Korridor, eben noch von normaler Länge, zog sich nun endlos und die Tür zum Büro schien unerreichbar.
    Langsam kroch ich darauf zu. Wie von weit her hörte ich das stoßweise Entweichen meines Atems. Krämpfe quälten mich, ähnlich wie wenn jeden Augenblick meine Monatsblutung einsetzen würde. Daran war ich gewöhnt, doch diesmal waren die Schmerzen anders. Stärker. Heiß. Schlimmer als alles, was ich je hatte aushalten müssen.
    Sie waren ein Inferno tief in meinem Innersten, da, wo seit Wochen Krümel heranwuchs. Bitte, lieber Gott, betete ich, mach, dass alles gut wird.
    Das Haar klebte mir schweißnass am Kopf. Ich schleppte mich Stück für Stück weiter. Meine Pyjamahose fühlte sich heiß und matschig an und war in Schenkelhöhe klebrig. Wie von selbst glitten meine Finger zu der Nässe, schoben sich in die Hose, tasteten sich vor, berührten die Feuchtigkeit. Als ich meine Hand herauszog, waren meine Finger dunkelrot verschmiert.
    Ich schloss die Lider, wollte nicht sehen, was da an den Kuppen haftete. Ich atmete mit flachen Atemzügen und kroch weiter. Ein erneuter Krampf schüttelte mich, mein Körper spie noch mehr Blut, aber ich war endlich am Schreibtisch angelangt und zog das Telefon zu mir herunter.
    Ich drückte den Kurzwahlspeicher mit Leanders Handynummer. Unten, in der Diele, konnte ich den gedämpften Klingelton hören, gedämpft deshalb, weil es noch in der Tasche eines feuchten Mantels steckte. Er hatte vergessen, es mitzunehmen.
    Also einen Krankenwagen; oder nein, besser Monika und Rick. Sie wohnten am nächsten und hatten einen Schlüssel für den Notfall. Er konnte

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