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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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erregte ihn: Ich konnte durch den Stoff seiner Hose spüren, wie er hart wurde. Unsere Lippen lösten sich voneinander.
    „Mir scheint, so schlecht geht es dir gar nicht“, flüsterte er rau. „Aber auch so läuft das nicht. Versuch’s also gar nicht erst.“
    „Hast du nicht noch ein paar Minuten für mich Zeit?“, flüsterte ich an seinem Mund. „Du ...“
    „Nein“, fiel er mir bestimmt ins Wort. Er löste sich von mir und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. „Wirklich nicht.“ Er legte eine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Dann lächelte er auf die Weise, die ich in letzter Zeit reichlich zu sehen bekommen hatte und so sehr verabscheute. Knapp, unverbindlich und ein wenig geistesabwesend. Als wäre er in Gedanken schon weit fort von mir. Und dem Baby. Es war sein Abschiedslächeln.
     
    *
     
    Dass mich meine Erinnerungen derart mitnehmen, habe ich nicht erwartet. Nie! Ich sitze noch immer in der gleichen Haltung auf dem Korridor, auf dem pfirsichfarbenen Teppich, die Pralinen sind um mich herum verstreut, überall.
    Die geöffnete Tür zum Schlafzimmer ist ein sonniges Rechteck. Da drin steht mein schimmernder Schrank. Dort will ich hin! Mühsam komme ich auf die Füße. Ich zertrete eine Praline. Wieder riecht es nach Nuss. Ich achte nicht darauf, sondern gehe mit dem matschigen Klumpen unter meiner Sohle weiter. Zu meinem Schutzraum aus Elfenbein. Ich setze mich hinein, sperre den Korridor, das Schlafzimmer, das Haus, sperre die ganze Welt aus.
    Keine Ahnung, wie lange ich hier drin sitze, als ich ein vertrautes Geräusch höre: das Klopfen von Leanders Fingerknöcheln auf der anderen Seite der Schranktür.
    Poch macht es. Poch, poch.
    „Sina? Ich bin da. Ich habe deine E-Mail bekommen. Du willst mich sprechen?“
    Es klingt neutral. Wenigstens so neutral, wie seine ausdrucksstarke Stimme klingen kann.
    „Ist alles in Ordnung?“ Ich höre, wie er sich setzt. „Warum gehst du nicht ans Telefon? Wieso öffnest du nicht, wenn jemand schellt? Gott sei Dank hatte ich meine Schlüssel dabei.“ Diesmal trommelt er mit den Fingerspitzen gegen das Holz, was weniger hart klingt. „Ich weiß , dass du da drin bist.“ Und dann, um Leichtigkeit bemüht: „Du hast eine Schokoladenfußspur hinterlassen, die genau vor diesem Schrank endet.“
    Noch eine Minute und seine Nerven werden mit ihm durchgehen. Dafür kenne ich ihn!
    „Sina?“
    Ich schiebe die Tür auf.
    Leander linst durch den Spalt. Ich schaue in die grünsten Augen, die es gibt. In diesem Moment wird mir wieder bewusst , wie unendlich ich ihn liebe.
    Und noch eine andere Gewissheit dämmert in mir. Eine, die mir gleichzeitig Hoffnung gibt und mir Angst macht. Nach dieser bisher schlimmsten Phase unseres Lebens kann unsere Welt, unsere Liebe, entweder weiter bestehen - und zwar stärker als je zuvor - oder es ist vorbei. Endgültig. Dazwischen wird es nichts geben.
    Zögernd öffne ich die Schranktür weiter. Eine Minute lang sehe ich Leander voll an, ohne den Versuch zu unternehmen, irgendetwas vor ihm zu verbergen.
    Leander erforscht mein Gesicht. An seinen sich verdunkelnden Augen erkenne ich, dass er begreift.
    Ich nicke, bestätige, was er bereits weiß.
    Er bleibt reglos.
    Jenseits allen nüchternen Denkens und voller Angst vor den möglichen Konsequenzen folge ich einem Instinkt, der mir sagt, dass ich ihm alles erzählen muss. Einfach alles. Es darf keine Geheimnisse, keine offenen Fragen mehr geben.
    „Wenn du möchtest ... ich meine, ich bin bereit ...“, stottere ich herum. „Ich kann ... ich muss dir einiges erklären  ...“ Ich wende mich ab.
    „Das ist sicher unglaublich schwer für dich, Sina.“ Seine Finger umschließen meine Hand. „Stell dir einfach vor, du erzählst es jemand anderem. Einem Priester. Oder einem Fremden. Glaube mir, das macht es einfacher.“
    Ich drücke seine Hand.
    Er erwidert den Druck.
    Widerstrebend beginne ich zu reden. „Es ist passiert, nachdem du ... nachdem ...“ Ich gerate aus dem Konzept, fange mich jedoch rasch wieder und beherzige dann seinen Rat, indem ich mir vorstelle, er wäre ein Fremder für mich.
    Tief, ganz tief, hole ich Luft: „Es ist passiert, nachdem Leander in der Nacht vom 10. auf den 11. Februar das Haus verlassen hat ...“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    DRITTER TEIL
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    Alte Pfade – Neue Wege
     
    Kapitel

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