Meine Suche nach der besten Pasta der Welt
soll von der Haartracht der femme fatale Lucrezia Borgia, die sie anlässlich ihrer Hochzeit mit Alfonso I. d’Este trug, inspiriert worden sein. Das Gericht hieß »Tagliolini di pasta e sugo, alla maniera di Zafiran« (Tagliolini aus Teigwaren mit Soße nach Art des Zafiran). 1574 entsteht in Genua die erste Zunft der Nudelmacher, bereits 17 verschiedene Pasta-Typen sind bekannt. In Rom dürfen nur Händler mit einer speziellen Lizenz Pasta verkaufen. Wer gegen die Auflagen verstößt, muss mit hohen Geldstrafen und körperlicher Züchtigung rechnen: Zur Auswahl standen Peitschenhiebe, Streckbank, Gefängnis oder Schandpfahl.
Die Geschichte der Pasta Teil 2:
Päpste und Pasta
A propos Rom: Etwa zur gleichen Zeit, Anfang des 16. Jahrhunderts, regierte dort Papst Leo X., einer der schillerndsten Stellvertreter, der je sein (übrigens ganz schön ausladendes) Gesäß auf den Heiligen Stuhl gesetzt hatte. Er kam als Giovanni de‘ Medici zur Welt, Sohn des großen Lorenzo des Prächtigen, der seinen Reichtum durchaus vernünftig einsetzte und seine Söhne von Dichtern statt von Klerikern großziehen ließ. Giovanni war als zweitgeborener Sohn früh für eine kirchliche Laufbahn bestimmt und bekam schon mit sieben Jahren die Tonsur verpasst – als Trost erhielt er bereits erste Pfründen aus Frankreich. Ein paar Monate später wurde er Domherr von Florenz und sollte gar Bischof von Aix-en-Provence werden, doch der Amtsinhaber war entgegen anderslautender Berichte noch gar nicht verstorben.
Dem herrschenden Papst Innozenz VIII. war der stinkreiche Jüngling unheimlich – über Innozenz kursierte
in Rom übrigens der Spruch Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem , »Acht Buben zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; wegen dieser Verdienste könnte er der Vater Roms genannt werden.« Der Kindermacher versuchte, Giovannis Karriere zu torpedieren. Doch die Medici-Dynastie war mächtig, und nach einigem Hin und Her wollte es sich Innozenz mit ihnen schließlich doch nicht verscherzen. Das Motiv für die Hochzeit seines Sohnes (!) mit einer Medici (hübsch, reich) wird Liebe nicht gewesen sein. Als Gegenleistung wurde Giovanni 1489 – noch keine 14 Jahre alt – zum Kardinal ernannt. Inzwischen war Julius II. Papst geworden, der während seiner Amtszeit den Grundstein für den Petersdom legte und als persönliche Leibwache die Schweizergarde begründete. Die Umtriebe des jungen Giovanni interessierten ihn indessen nicht sonderlich. Der einstige Heerführer träumte seinen Traum von einem vereinten Italien unter seiner Herrschaft, während der junge Kardinal ungestört seine Macht vergrößern konnte.
Als Julius II. 1513 starb, führte kein Weg an Giovanni de’ Medici vorbei. Im Alter von nur 37 Jahren wurde er zum Papst gewählt. Das Prozedere gestaltete sich kompliziert, weil Giovanni zwar Kardinal, aber technisch gesehen kein Geistlicher war. Also wurde er einen Tag nach der Wahl fix zum Bischof geweiht, um zwei Tage darauf dann zu Papst Leo X. gekrönt werden zu können.
Sein Leitspruch: »Da Gott Uns das Pontifikat verliehen hat, so lasst es Uns denn genießen.« Was, vorsichtig ausgedrückt, eine gewisse Distanz zum Amt erkennen
lässt. Beherzt ließ er es an allen Ecken und Enden krachen. Kunst und Kultur förderte er nach Kräften, religiöse Aspekte waren dagegen, wie für viele der »Renaissancepäpste«, Nebensache. Sein Hofnarr Baraballo begleitete ihn ständig und musste Prügel einstecken, wenn die Witze allzu flau gerieten. Angeln und Jagen waren des Papstes Hobbys, aber seine wahre Passion galt dem Essen. Gewaltige Festmähler waren an der Tagesordnung, und zeitgenössische Porträts zeigten einen Mann in gutem Futter – und das, obwohl man bei der papalen Porträtmalerei bekanntlich ums Schmeicheln bemüht war.
Sein Pech war, dass ausgerechnet zu seiner Amtszeit ein Augustinermönch aus Wittenberg mit seinen 95 Thesen für Unruhe sorgte, aber für Leo war das zunächst nichts als ein Nebenkriegsschauplatz. Und fairerweise muss man sagen, dass die Missstände, die Martin Luther anprangerte, nicht auf Leos Konto gingen – seine Vorgänger hatten es weit wilder getrieben. Der Ablasshandel zum Bau des Petersdoms beispielsweise, an dem sich Luthers Zorn entzündet hatte, war Julius’ Idee gewesen. Was die christliche Mission angeht, war Leo allerdings eine glatte Fehlbesetzung; so soll er den Satz geäußert haben: »Alle Welt weiß doch, wie viel uns
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