Meine Tiere, mein Leben
entfernen. Dauernd seifte ich den Arm von neuem ein, bis er mir ziemlich wehtat. Aber endlich war es vorüber. Ich band mir den Sack vom Gürtel und zog mir das Hemd über den Kopf. Das Gespräch war völlig eingeschlafen und die Stille war geradezu bedrückend, als wir zur Stalltür gingen.
Mr. Dakin blieb mit der Hand am Riegel stehen. »Was ist das?«, sagte er leise.
Vom Hügel her kam das Klappern von Hufen. Zwei Pfade führten zur Farm, und das Geräusch kam von einem schmalen Weg, der eine halbe Meile hinter der zweiten Einfahrt in die Straße mündete. Während wir standen und lauschten, bog eine Kuh um einen steinigen Hügelvorsprung und kam geradewegs auf uns zu.
Es war Blossom. Sie lief in munterem Trab, ihr riesiges Euter schwang hin und her, und ihre Augen blickten zielbewusst auf die Stalltür.
»Was zum Henker...?«, rief Mr. Dakin verblüfft aus, aber die alte Kuh lief an uns vorbei und trat ohne Zögern in den Stand, der all die Jahre hindurch ihrer gewesen war. Sie schnupperte an der leeren Krippe und wandte sich nach ihrem Besitzer um.
Mr. Dakin starrte sie an. Die Augen in seinem verwitterten Gesicht waren ausdruckslos, aber der Rauch aus seiner Pfeife stieg in einer Reihe von schnellen Zügen himmelwärts.
Schwere Stiefelschritte erklangen von draußen, und Jack Dodson schob sich schwer atmend durch die Tür.
»Ach, da bist du, du altes Biest!«, keuchte er. »Ich dachte schon, du bist mir entwischt!«
Er wandte sich an den Farmer. »Tut mir wirklich Leid, Dakin. Sie muss da oben bei dem anderen Weg umgekehrt sein. Ich hab sie gar nicht abhauen sehen.«
Mr. Dakin zuckte die Schultern. »Ist schon gut, Jack. Ist nicht deine Schuld. Ich hätt’s dir vorher sagen sollen.«
»Na, der Schaden ist leicht behoben.« Der Viehtreiber grinste und trat auf Blossom zu. »Nun komm schon, Alte. Jetzt geht’s wieder los.«
Aber Mr. Dakin hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück.
Es war eine ganze Weile still. Dodson und ich schauten überrascht den Farmer an, der unverwandt auf seine Kuh starrte. Das alte Tier hatte in seiner Kläglichkeit eine gewisse Würde, wie es da zwischen den morschen Balken stand und geduldig vor sich hin blickte. Es war eine Würde, über der man vergaß, wie hässlich die ausgetretenen Hufe, die mageren Rippen und das schlaffe Euter waren.
Und dann ging Mr. Dakin bedächtig und ohne ein Wort zu ihr hin, und es klickte leise, als er ihr die Kette wieder um den Hals legte. Dann holte er eine Gabel Heu, das er mit fachmännischem Schwung in die Krippe warf.
Darauf hatte Blossom gewartet. Sie steckte den Kopf durch das Fressgitter und begann mit ruhiger Befriedigung zu kauen.
»Was soll das heißen, Mr. Dakin?«, fragte der Viehtreiber verblüfft. »Die warten im Schlachthof auf mich!«
Der Farmer klopfte an der Tür seine Pfeife aus und füllte sie neu mit dem schwarzen Tabak aus seiner zerbeulten Blechdose. »Tut mir Leid, dass ich dir die Zeit stehle, Jack, aber du wirst ohne sie gehen müssen.«
»Ohne sie? Aber warum?«
»Na ja, du wirst mich für bekloppt halten, aber so ist es nun einmal. Die gute alte Blossom ist nach Hause gekommen, und zu Hause bleibt sie.« Sein Blick tat dem Viehtreiber kund, dass dieser Entschluss endgültig war.
Dodson nickte und ging mit schweren Schritten weg. Mr. Dakin rief ihn noch einmal zurück. »Ich zahl dir deine Zeit, Jack. Schreib mir eine Rechnung.«
Er kehrte zurück, zündete sich die Pfeife an und nahm einen tiefen Zug.
»Mr. Herriot«, sagte er, als der Rauch ihm um die Ohren stieg, »haben Sie schon manchmal gedacht, dass es Dinge gibt, die einfach passieren müssen, und dass dann alles viel besser ist?«
»Ja, Mr. Dakin. Das habe ich schon oft gedacht.«
»Sehen Sie, das habe ich mir gesagt, als Blossom den Hügel da runterkam.« Er kraulte die Kuh am Schwanz. »Ich hab sie schon immer besonders gern gehabt, und bei Gott, ich bin froh, dass sie wieder da ist.«
»Aber was ist mit ihren Zitzen? Ich will sie gern wieder vernähen, aber...«
»Nein, mein Junge, ich hab da eine Idee. Ist mir gerade eingefallen, als Sie beim Auskratzen waren, und ich dachte schon, es war zu spät.«
»Eine Idee?«
»Ja.« Der alte Mann nickte und stopfte den Tabak mit dem Daumen fest. »Ich kann ihr zwei oder drei Kälber geben, anstatt sie zu melken. Der alte Stall ist leer – da kann sie bleiben, und da tritt ihr niemand auf die alten Zitzen.«
Ich lachte. »Da haben Sie Recht, Mr. Dakin. Dort hat sie ihre Ruhe, und sie kann noch
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