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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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die Seite für einen Sommerausflug. Ans Meer oder so.«
    »Das ist ja sehr lieb von Ihnen, Ted, aber sind auch alle damit einverstanden?«
    Ted lachte. »Keinem wird der Ausflug fehlen. Meist war das ja auch sowieso nur ‘ne große Sauferei.« Er hielt inne. »All die Kumpel wollen, dass es gemacht wird – es geht uns allen verdammt an die Nieren, wenn wir den alten Hund sehen, jetzt, wo wir wissen, was es ist.«
    »Na, das ist ja großartig«, sagte ich. »Und wie bringen Sie ihn hierher?«
    »Mein Chef leiht mir den Lieferwagen. Wäre Mittwochabend recht?«
    »Passt ausgezeichnet.« Ich sah ihn wegradeln und ging in die Praxis zurück. Heutzutage mag es komisch klingen, dass man so viel von einem Pfund hermacht, aber damals war es noch eine beträchtliche Summe, und vielleicht macht man sich einen Begriff davon, wenn man weiß, dass mein erstes Gehalt als Tierarztassistent vier Pfund die Woche betrug.
     
    Am Mittwoch gab es keinen Zweifel mehr, dass Micks Operation zu einer Art Festakt werden sollte. Der kleine Lieferwagen war voll gepackt mit Stammgästen aus dem Fox and Hounds, und andere kamen mit dem Fahrrad an.
    Der alte Hund trottete widerstrebend durch den Hausflur zum Operationszimmer, und seine Nüstern zuckten, als er die unbekannten Gerüche von Äther und Desinfektionsmitteln wahrnahm. Hinter ihm marschierten die Landarbeiter, und ihre schweren Stiefel hallten auf den Fliesen wider.
    Tristan, der die Narkose machte, hob den Hund auf den Tisch, und als ich mich umblickte, sah ich lauter erwartungsvolle Gesichter. Normalerweise mag ich es nicht, wenn Laien mir bei einer Operation zuschauen, aber ich konnte es diesen Männern nicht antun, sie hinauszuschicken. Unter der Lampe konnte ich mir Mick zum ersten Mal genauer anschauen. Er war ein schöner Hund – bis auf die entsetzlichen Augen. Als er da saß, öffnete er sie kurz und schloss sie unter dem hellen Lampenlicht gleich wieder.
    Die Spritze wirkte, er lag bewusstlos auf der Seite, und ich konnte ihn richtig untersuchen. Ich öffnete die Lider und sah die scheußlich verfilzten Wimpern voller Eiter und Tränen. Akute und verschleppte Hornhaut- und Bindehautentzündung, aber zu meiner großen Erleichterung stellte ich fest, dass die Hornhaut nicht vereitert war.
    »Gott sei Dank«, sagte ich. »Es sieht zwar sehr böse aus, aber ich glaube, dass wenigstens kein Dauerschaden eingetreten ist.«
    Die Landarbeiter brachen zwar nicht in Jubelgeschrei aus, aber sie waren sichtlich sehr zufrieden. Und die Faschingsstimmung stieg noch, als sie plauderten und lachten, und ich glaube kaum, dass ich je eine Operation bei einem solchen Lärm durchgeführt habe.
    Ich empfand ein wahres Hochgefühl, als ich den ersten Einschnitt machte; ich hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet. Ich begann mit dem linken Auge, schnitt in der vollen Länge parallel zum Lidrand und dann im Halbkreis, sodass ich noch etwa einen Zentimeter von dem Gewebe mitbekam. Dann griff ich die Haut mit der Zange und entfernte sie, und als ich die Wundränder wieder zunähte, bemerkte ich mit großer Genugtuung, dass die Wimpern jetzt die Hornhaut nicht mehr berühren konnten.
    Vom unteren Lid schnitt ich weniger fort, und dann machte ich mich an das rechte Auge. Plötzlich fiel mir auf, dass das laute Reden und Lachen erstorben waren. Ich blickte auf und sah den großen Ken Appleton, den Stallburschen von Laurel Grove, und es war auch nicht erstaunlich, dass ich ihn zuerst sah, denn er war einen Meter neunzig groß und so kräftig wie die Zugpferde, um die er sich kümmerte.
    »Gott, ist das eine Hitze hier«, flüsterte er. Der Schweiß lief ihm vom Gesicht, und er war leichenblass. Ich war gerade dabei, die Haut vom Augenlid zu entfernen, als ich Tristans Schrei hörte.
    »Haltet ihn!«
    Die Freunde des großen Mannes standen ihm bei, als er sanft zu Boden sank und dort in eine friedliche Ohnmacht fiel. Er wachte erst wieder auf, als ich den letzten Stich getan hatte. Seine Gefährten halfen ihm wieder auf die Beine, während Tristan und ich sauber machten und die Instrumente in den Schrank zurücklegten. Und jetzt kam auch wieder Leben in die Party, und Ken musste etlichen Spott über sich ergehen lassen, aber er war nicht der Einzige, der bleich geworden war.
    »Ein Tropfen Whisky würde Ihnen gut tun, Ken«, sagte Tristan. Er holte eine Flasche, deren Inhalt er in seiner gastfreundlichen Art an alle verteilte. Messgläser, Reagenzgläser und alle möglichen anderen Gefäße wurden

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