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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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menschenähnlichen Klageton vernahm. Und da bemerkte ich etwas unter der Zunge, etwas, das aussah wie ein schmales Band.
    »Aha, jetzt sehe ich es: Da hat sich eine Schnur oder so etwas um die Zunge gehakt«, rief ich. Ganz vorsichtig schob ich einen Finger darunter und zog.
    Es war keine Schnur. Es dehnte sich, als ich behutsam daran zog... wie ein Gummiband. Dann hörte es auf sich zu dehnen, und ich spürte einen Widerstand... was immer da im Hals der Ziege steckte, es fing an, sich zu bewegen. Ich zog weiter, und ganz langsam glitt das mysteriöse Hindernis aufwärts, gelangte auf die Zunge, und als es in Reichweite war, ließ ich das Band los, griff nach dem Klumpen und holte ihn heraus. Es schien, als würde die feuchte Masse nie ein Ende nehmen, aber schließlich hatte ich das Zeug draußen und ließ es zu Boden fallen.
    Mr. Kirby bückte sich danach, und als er es zu entwirren begann, stieß er plötzlich einen überraschten Schrei aus.
    »Gott steh uns bei, es sind meine Sommerunterhosen!«
    »Ihre was?«
    »Meine Sommerunterhosen. Ich mag die langen nicht, wenn’s wärmer wird. Meine Frau hat sie gewaschen, und Dorothy muss sie von der Leine geholt haben.« Er hielt die zerfetzten Dinger in die Höhe und betrachtete sie wehmütig. »Die haben auch mal bessere Tage gesehen, aber Dorothy hat ihnen den Rest gegeben, fürchte ich.«
    Seine Mundwinkel zuckten vor verhaltenem Lachen, er biss sich auf die Lippen, aber schließlich lachte er laut heraus. Das Lachen war ansteckend, ich brach ebenfalls in schallendes Gelächter aus. Eine ganze Zeit lang standen wir beide hilflos lachend da.
    »Meine armen alten Unterhosen«, sagte er schließlich, als er sich wieder gefasst hatte. Dann beugte er sich vor und streichelte den Kopf der Ziege. »Aber solange es dir gut geht, meine Alte, kümmert mich rein gar nichts.«
    Als Antwort rülpste Dorothy zufrieden und schnüffelte interessiert an ihrer Heuraufe.
    Der Bauer sah sie liebevoll an. »Ist das nicht wunderbar? Sie will schon wieder fressen. Und wenn das Gummiband sich nicht an ihrer Zunge verhakt hätte, wäre jede Hilfe zu spät gekommen.«
    »Da bin ich gar nicht einmal so sicher«, sagte ich. »Es ist erstaunlich, was Wiederkäuer alles im Magen mit sich herumtragen können. Einmal habe ich im Magen einer Kuh einen alten Fahrradreifen gefunden, als ich sie an etwas ganz anderem operierte. Der Fahrradreifen schien ihr nicht im geringsten lästig zu sein.«
    »Erstaunlich.« Mr. Kirby rieb sich das Kinn. »Aber ich weiß nicht, warum ich Sie hier in der Kälte herumstehen lasse, Kommen Sie herein und probieren Sie ein Stück von unserem Weihnachtskuchen.«
    In dem kleinen Wohnzimmer musste ich mich auf den besten Stuhl neben dem Kamin setzen, in dem ein knisterndes Feuer brannte.
    »Bring ein Stück Kuchen für Mr. Herriot, Mutter«, rief der Bauer, während er in der Vorratskammer herumkramte. Er kehrte mit einer Flasche Whisky zurück, und gleichzeitig schleppte seine Frau eilig eine mit einem dicken Zuckerguss überzogene Torte herbei, die mit farbigem Glitzerschmuck, kleinen Schlitten und Rentieren verziert war.
    Mr. Kirby öffnete den Schraubverschluss. »Weißt du, Mutter, wir können von Glück sagen, dass wir einen Tierarzt haben, der am Weihnachtstag herkommt und uns hilft.«
    »Ja, das ist wahr.« Die alte Frau schnitt ein großes Stück von der Torte ab und legte es auf einen Teller, auf dem bereits eine riesige Ecke Wensleydale-Käse lag.
    Unterdessen schenkte ihr Mann mir Whisky ein. Das Glas in der Hand, den Kuchen auf den Knien, blickte ich zu Mr. Kirby und seiner Frau hinüber, die auf geraden Küchenstühlen saßen und mich mit stillem Wohlwollen beobachteten. Die zwei Gesichter hatten etwas gemein – eine eigene Art von Schönheit. Gesichter wie diese findet man nur auf dem Land: tief gefurcht und vom Wetter gegerbt, klaräugig und von einer heiteren Ruhe erhellt.
    Ich hob das Glas. »Fröhliche Weihnachten.«
    Das alte Paar nickte und erwiderte lächelnd: »Das Gleiche für Sie, Mr. Herriot. Und nochmals vielen Dank«, fügte Mr. Kirby hinzu.
    Ich nahm einen Bissen von dem Kuchen und ließ ihm eine Scheibe Käse folgen. In der ersten Zeit war ich entsetzt gewesen über diese in meinen Augen unmögliche Zusammenstellung, aber langsam hatte ich mich eines Besseren belehren lassen und entdeckt, dass Kuchen und weicher Käse, wenn man sie zusammen verzehrt, eine köstliche Mischung ergeben.
    Und ich hatte auch erkannt, dass es nichts Besseres gibt,

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