Meine Tochter Amy (German Edition)
den Dreharbeiten zum Video von „Back To Black“. Es war eiskalt, und ich musste ihr zwischen den Takes einen dicken Mantel vorbeibringen. In diesen Look verliebten sich die meisten ihrer Fans in aller Welt.
Als ich ankam, kreischte sie: „Papa! Ich bin Nummer eins in Norwegen!“
„Super“, antwortete ich, fragte mich jedoch, wieso sie so scharf darauf war, in Norwegen groß rauszukommen. Sie erklärte mir, außerhalb der nahe liegenden, wenn auch größeren Märkte in den USA und Großbritannien Nummer eins zu sein bedeute, dass sie wirklich auf dem Weg zu internationalem Starruhm war.
Kurz vor dem US-Start des Albums besuchte ich das türkische Bad in der Porchester Hall in Notting Hill – da war ich meistens am Mittwochnachmittag und traf viele Freunde zum Essen und Kartenspielen. Über den Bädern ist eine fantastische Halle für Musikshows, Firmenfeiern und Hochzeiten. Amy sollte am Donnerstag hier für die BBC Sessions ein Konzert geben, aber ich wusste nicht, dass sie schon an diesem Nachmittag probte. Tat sie aber, und Mann, konnte man das hören! Ununterbrochen dröhnte ein dumpfer Bass, wumm, wumm, wumm, darüber Amys unglaubliche Stimme. „Bring deine Tochter zur Ruhe“, scherzte einer meiner Kumpels. „Ich höre mich nicht mehr denken.“ Alle zogen mich auf, also ging ich rauf zu Amy.
Sie war ebenso überrascht und erfreut, mich zu sehen, wie ich, kam sofort rüber und umarmte mich. Sie hatte Blake dabei. Er war sehr freundlich, wirkte jedoch fahrig und nervös. Auf meine Anfrage hin, sagte er, er sei okay, aber dann verschwand er. Als er zurückkehrte, war er ein anderer Mensch – sprühend vor Leben und Energie. Jeder kann sich denken, weshalb. Ich dachte daran, was mir Tyler erzählt hatte. Aber damals glaubte ich, Amy werde ihn verdreschen, wenn sie rausfand, dass er das Zeug immer noch nahm.
Noch im selben Monat fuhr Amy auf US-Tour, um Back To Black zu promoten. Los ging’s in Austin, Texas, beim SXSW-Festival, dann nach West Hollywood in Kalifornien, wo sie im Roxy Theatre auftrat. Jede Menge Prominente waren da, und jeder wollte in Amys Garderobe, um Hallo zu sagen. Raye teilte Amy mit, Courtney Love sei draußen und wolle sie treffen.
„O Gott!“, sagte Amy. „Was will die hier?“
Der Nächste war Bruce Willis. Er hatte Geburtstag und, wie Amy meinte, „einen etwas wackeligen Kopf auf“.
Bruce sagte zu Amy: „Hi, ich bin Bruce Willis. Kommst du mit nach Las Vegas, meinen Geburtstag feiern?“
Blitzschnell erwiderte Amy: „Nur wenn ich meinen Papa mitnehmen darf!“ Bruce war verblüfft, und Amy scherzte weiter: „Soll ich ihn anrufen und fragen, ob er mitwill?“ Schleunigst räumte Bruce das Feld.
Dann wurde der Pornostar Ron Jeremy in die Garderobe geführt. Er hatte zwei Frauen mit aufgeblasenen Brüsten dabei – hätte man Nadeln reingestochen, sagte Amy, wären sie explodiert. Ron trug eine weite Trainingshose. Amy musterte sie. „Heute schon gearbeitet, Ron?“
„Lustigerweise ja“, spielte Ron mit. Sie saßen zehn Minuten da, tranken was und plauderten, ohne die Frauen. Amy war enorm schlagfertig, ihr spontaner Witz brachte mich stets zum Lachen.
Danny DeVito kam zu einem der anderen Gigs. Amy rückte an der Bar an ihn heran und flüsterte Raye zu: „Schau, ich bin größer als er.“ Das war sie, wenn auch nicht viel.
Während der Tournee traf Amy viele berühmte Leute, und alle wollten sie nur deswegen sehen, weil sie ihre Musik mochten. Manche Stars lassen sich von der Überzeugung mitreißen, jedermann wolle ihr Freund sein, aber Amy war in dieser Hinsicht ganz anders. Diese Leute sprangen nicht auf den Amy-Winehouse-Zug auf, sie wollten sie einfach nur singen hören. Mir fiel das auf, als ich sie ein paar Wochen später während der Tour in Kanada sah. Nach dem Gig traf ich Amy mit einem Mann, den sie mir als Michael vorstellte.
„Freut mich, dich kennenzulernen“, antwortete ich. „Was machst du so, Michael?“
Er lachte, als Amy zischte: „Papa – das ist Michael Bublé.“
Er war ein netter Kerl – ich stand sehr auf seine Musik –, und alles, was er loswerden wollte, war, wie fantastisch er Amys Auftritt fand.
Am nächsten Tag gingen wir durch eine Shopping Mall, in der gerade „Stronger Than Me“ lief. „Bin das nicht ich, Papa?“, fragte Amy. „Ist das nicht mein Song?“
„Ja, und du hast soeben 28 Cent verdient“, scherzte ich, „also kauf dir ruhig was.“
Sie blieb stehen und horchte. „Klingt ziemlich gut,
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