Meine Tochter Amy (German Edition)
machte, bezweifle ich stark. Hätte er das, hätte Juliette ihm befohlen, sofort den Notarzt zu rufen. Stattdessen fuhr Juliette von zu Hause in Barnet nach Camden Town, was mindestens eine halbe Stunde gedauert haben muss. Sie brachten Amy in Juliettes Auto ins Universitätskrankenhaus im Zentrum, wo sie gegen ein Uhr nachts ankamen.
Amy war bewusstlos, und Juliette rief mich an. Ich fuhr in der Nacht Taxi und war zum Glück nicht allzu weit weg. Eine Viertelstunde später war ich im Krankenhaus.
Als ich ankam, war Blake weg, und Amy hatte man den Magen ausgepumpt. In der Presse hieß es, sie habe eine Adrenalininjektion bekommen, aber das ist nicht wahr. Sie war sehr benebelt, und ich bekam nicht viel aus ihr raus. Vielleicht, dachte ich, war Alkohol die Ursache des Anfalls.
Zu Hause wollte ich mich ein paar Stunden hinlegen, aber ich konnte nicht abschalten. Ich trank eine Tasse Tee und ließ die Ereignisse Revue passieren, versuchte mich zu erinnern, wie sich Amys Verhalten seit der Heirat verändert hatte, und mir wurde klar, dass ich Tagebuch führen musste. Ich wollte festhalten, was passiert. Vielleicht war ich ja ein wenig naiv gewesen und hatte deutliche Signale übersehen. Wie viel trank sie? Sie rauchte wohl immer noch „puff“, wie sie es nannte, aber sonst? Was hatte ich übersehen?
Am nächsten Morgen traf ich im Krankenhaus Raye und Nick Shymansky. Amy schlief noch, und Blake hatte sich seit dem vergangenen Tag nicht blicken lassen – soweit ich wusste, hatte er nicht mal angerufen. Die Presse brachte jedoch Bilder von ihm vor dem Krankenhaus mit einem Blumenstrauß für Amy – schade, dass er es nicht an ihr Bett schaffte, solange ich da war.
Wir beschlossen, Amy brauche nach ihrer Entlassung einen Tapetenwechsel. Also buchte ich uns für ein paar Tage ein Zimmer im Four Seasons Hotel in Surrey. Um sie aufzumuntern, nahmen wir ein Zimmer für ihre Freundinnen Juliette und Lauren dazu. Amy wollte ein Mädelsding daraus machen, und ich hoffte, das würde Blake fernhalten.
Amy verließ das Krankenhaus am nächsten Nachmittag. Wir fuhren direkt ins Hotel, und sie ging auf ihr Zimmer. Ohne mein Wissen hatte sie jedoch Blake angerufen und ihm gesagt, wo wir hinfuhren. Um zehn Uhr abends tauchte er im Hotel auf.
Amy war nicht sie selbst. Sie redete den ganzen Abend Unsinn, also machte ich ein paar Anrufe und sorgte dafür, dass ein Arzt vorbeikam. Um elf Uhr abends kam Dr. Marios Pierides, ein Psychiater vom Capio Nightingale Hospital im Londoner Nordwesten und untersuchte Amy. Er sagte, sie habe unmittelbar zuvor Drogen genommen, vermutlich Crack. Er warnte Amy, wenn sie damit weitermache, könne sie jederzeit erneut zusammenbrechen.
Worte können den Abgrund nicht beschreiben, in den ich in diesem Moment stürzte. Ich musste mich setzen, um nicht umzukippen. Das war ein Volltreffer. Amy war immer strikt gegen harte Drogen gewesen. Wieso war das jetzt anders? Was sollte ich tun? Ich wollte nicht glauben, dass sie Drogen nahm, aber die Beweise waren unwiderlegbar. Jetzt war mir klar, dass ich mich geirrt hatte, als ich glaubte, Amy sei stärker als Blake und habe ihn von den Drogen weggebracht. Das Gegenteil war der Fall. Aber wie waren die Drogen ins Hotel gekommen? Ich wusste nicht, was ich tun oder an wen ich mich wenden sollte. Ich versuchte mit Amy zu reden, aber sie war völlig daneben. Ich wollte hören, was sie zu sagen hatte. Vielleicht war es ein Ausrutscher. Die ganze Nacht zerbrach ich mir den Kopf.
Am nächsten Tag sahen weder ich noch ihre Freundinnen viel von Amy. Sie blieb die meiste Zeit mit Blake im Bett. Juliette und Lauren waren wirklich besorgt und gingen immer wieder rauf, aber Amy wollte sie nicht sehen, weil sie mit Blake zusammen war. Ich erfuhr, dass es Blake wegen seines „Entzugs“ sehr schlecht ging. Endlich sahen die Leute ein, dass er ein Junkie war.
Blake und Amy tauchten gegen neun Uhr abends wieder auf. Amy und ich setzten uns zum Essen, allerdings ohne Blake, der stattdessen auf dem Hotelgelände spazieren ging. Ich ging davon aus, dass er sich Drogen liefern ließ. Als er wieder da war, ließ sein Gesichtsausdruck jedenfalls vermuten, dass sie angekommen waren. Später verschafften Juliette und ich uns Zugang zu dem Zimmer, während Amy und Blake weg waren. Ich wusste nicht, was ich suchte, aber wir fanden einen versengten Streifen Alufolie im Müll. Das bestätigte unseren Verdacht: Einer von ihnen oder beide hatten harte Drogen geraucht. Ich musste
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