Meine Tochter Amy (German Edition)
einfach einschlief. Er wachte mit dem Kopf in Amys Schoß auf, und sie streichelte ihm das Haar wie einem Vierjährigen. Mark war ein paar Jahre älter als Amy, aber er sagte mir, ihm gefiele ihre mütterliche, herzliche Art.
Es war eine sehr produktive Zeit. Amy hatte schon im Urlaub in Spanien „Wake Up Alone“, „Love Is A Losing Game“ und „You Know I’m No Good“ geschrieben, und das neue Album nahm langsam Gestalt an. Vor dem Treffen mit Mark war Amy in Miami gewesen und hatte mit Salaam Remi an ein paar Nummern gearbeitet. Als der plötzliche kreative Schub in New York kam, rief sie ihn an und erzählte ihm, wie begeistert sie von der Arbeit mit Mark war, und Salaam spornte sie an. „Streng dich an, damit du mithalten kannst“, sagte sie scherzhaft. Später flog sie wieder zu ihm nach Miami, und er produzierte einige fantastische Sachen für das Album.
Zurück in London, schwärmte Amy mir von den hispanoamerikanischen Frauen in Miami vor und wollte deren Look – breite Augenbrauen, viel Kajal, leuchtend roten Lippenstift – mit ihrem geliebten Sixties-„Bienenkorb“ kombinieren.
Mark hatte derweil alles, was er brauchte, um die Musik mit der Band The Dap-Kings in den Daptone Recordings Studios in Brooklyn einzuspielen.
Kurz darauf starb meine Mutter, und Amy war ebenso am Boden zerstört wie der Rest der Familie. Erst einige Wochen später, im Juni 2006, legte sie letzte Hand an Back To Black und nahm in den Power House Studios in Westlondon den Gesang auf.
Ich ging an dem Tag mit und sah ihr bei der Arbeit zu – das erste Mal, dass ich beim Aufnehmen dabei war. Ich kannte noch nichts von dem neuen Album; es war toll, es endlich zu hören. Der Sound war unglaublich klar und einfach, sie hatten alles auf das Nötigste reduziert und etwas produziert, was wie die Platten der frühen Sechziger klang. Amy fügte dem bereits fertigen Playback der Band ihre Stimme hinzu, und ich stand mit Raye, Salaam und ein oder zwei anderen in der Kabine, während sie sang.
Es war faszinierend, sie zu beobachten, wie sie alles unter Kontrolle hatte. Sie war eine Perfektionistin, wiederholte x-mal Zeilen und sogar einzelne Wörter. Zum Anhören ließ sie sich die Aufnahme auf CD brennen und legte sie draußen in meinem Taxi ein, weil sie wissen wollte, wie sich ihre Musik für normale Leute anhörte, die nicht über Studiolautsprecher verfügten. Schließlich, nach nur fünf Monaten, war Back To Black im Kasten.
Das Album verblüffte mich. Ich wusste, dass meine Tochter gut war, aber das hier war eine ganz andere Liga. Raye schwärmte immer wieder, es werde weltweit ein Riesenhit, und ich war ungeheuer euphorisch. Aus Amy wurde man nicht recht schlau: Ich konnte nicht sagen, ob sie einen so triumphalen Erfolg erwartete wie Raye, aber sie war viel zufriedener mit dem endgültigen Mix als bei Frank . Diesmal war sie viel aktiver beteiligt.
Die Hülle von Amys Back-To-Black -Rohfassung. Amy liebte Herzen und zeichnete hier ein gutes Selbstporträt. Im Grunde war sie immer noch ein Schulmädchen.
Back To Black erschien am 27. Oktober 2006 und verkaufte sich in Großbritannien in den ersten zwei Wochen mehr als 70 000 Mal. Am 20. Januar 2007 erreichte es Platz eins der UK-Charts, am 14. Dezember 2007 errang es sechs Mal Platin für über 1,8 Millionen verkaufte Exemplare in Großbritannien. Bis Dezember 2011 verkaufte sich Back To Black alleine in Großbritannien mehr als 3,5 Millionen Mal.
Ich war total von den Socken. Aber tief in meinem Innersten wollte ich nicht, dass Amy je wieder so ein Album machte. Die Songs waren fantastisch, aber sie musste erst durch die Hölle, um sie zu schreiben. Ich mochte Back To Black von Anfang an nicht so gern wie Frank , aus einem einzigen Grund: Außer „Rehab“ geht es in allen Songs auf Back To Black um Blake. Erst kürzlich wurde mir klar, dass das bislang am zweithäufigsten verkaufte Album des 21. Jahrhunderts in Großbritannien von dem zwielichtigsten Mistkerl handelt, den die Welt je zu Gesicht bekommen hatte. Welche Ironie! Allerdings würde auch kaum jemand ein Album über wirklich gute Menschen wie Gandhi oder Nelson Mandela schreiben. Gute Menschen haben ihren Platz im Himmel sicher, aber ein Album voller Songs über gute Taten wird es nie an die Spitze der Charts schaffen.
Der Erfolg des Albums veränderte Amys Karriere in jeder nur denkbaren Hinsicht, allerdings forderte er einen hohen Tribut. Die Songs waren so gestrickt, dass sie sich nicht in dem Maße
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