Meine Tochter Amy (German Edition)
„Ich gehe nur wegen Amy nach Osea. Ich habe nicht vor, clean zu werden. Ich bin gerne drogensüchtig.“
Ich war sprachlos, stieg wieder ins Auto und erzählte es Raye, der nur den Kopf schüttelte. Welche Chance hatte Amy, wenn ihr Ehemann so dachte? Ich hoffte auf einen Erfolg des Entzugs, für beide.
Amy und Blake sollten für unbestimmte Zeit im Causeway Retreat bleiben, kehrten aber schon nach drei Tagen zurück. Ich traf sie am Battersea-Heliport; Amy rauschte an mir vorbei und stieg in ein Auto. Ich klopfte gegen die Scheibe und ließ sie die Tür öffnen.
„Warum bist du früher weg, Schatz?“, fragte ich und zwang mich, ruhig zu bleiben.
„Ich spreche nicht mit dir, Papa. Du hast uns da hingeschickt.“
Sie schlug die Tür zu, befahl dem Fahrer, sie heimzufahren. Ich blieb alleine zurück und hatte die Schnauze voll. Es war niederschmetternd, dass Amy den Entzug so schnell abgebrochen hatte, vor allem aber war es das erste Mal, dass wir uns entzweit hatten. Ich versuchte doch nur, sie vor einer großen Gefahr zu bewahren – Dankbarkeit hatte ich nicht erwartet (so naiv bin ich nicht), aber dass sie nicht mit mir redete, schockierte mich.
Die Zeitungen schlachteten die Geschichte aus. Ich wusste nicht, was ich denken oder sagen sollte. Die Daily Mail machte mit der Schlagzeile auf: „‘Ich bin stolz, dass mir Amy ihre Heroinsucht gestanden hat‘, sagt Winehouse‘ Schwiegermutter.“ Es war eine neue Erfahrung, mit Horrorgeschichten über meine Tochter aufzuwachen und zu wissen, dass jeder sie am Frühstückstisch las.
Ich konnte nicht dasitzen und zuschauen. Am Mittwoch, den 15. August hatten wir ein Krisentreffen in den Matrix Studios, einem Medienzentrum und Aufnahmestudio im Londoner Südwesten, an dem Nigel Frieda, der Mitinhaber des Causeway Retreat, Anteile besaß. An dem Gespräch nahmen Dr. Mike McPhillips vom Causeway, Dr. Ettlinger, Shawn O’Neil und John Know-les von Universal, Raye und ich teil – mit Einverständnis von Amy und Blake. Georgette und Giles waren auch eingeladen und sollten Amy und Blake mitbringen. Sie kamen aber nicht. In ihrer unendlichen Weisheit hatten sie beschlossen, es sei eine bessere Idee, mit Amy und Blake in eine Kneipe zu gehen.
Am nächsten Tag brachten die Zeitungen Bilder von Amy und Georgette, wie sie Arm in Arm aus einem Pub kamen. Sie wurden gemacht, während wir uns die Haare rauften, wie wir Amy und Blake helfen konnten. Als ich Georgette später deswegen zur Rede stellte, sagte sie, das alles sei Giles und ihr aufgedrängt worden, und sie brauchten Zeit, es zu verdauen. Schade, dachte ich, dass ich nicht stärker gedrängt hatte.
In Abwesenheit der vier endete das Treffen mit dem Beschluss, Amy und Blake sollten ins Causeway Retreat zurückkehren, und mit viel Überredungskunst gelang es uns, sie zwei Tage später wieder nach Osea zu bringen. Als ich den Hubschrauber das zweite Mal vom Battersea-Heliport abheben sah, atmete ich auf. Diesmal, hoffte ich, würden sie bleiben und sich helfen lassen. Daraus wurde leider nichts. Irgendwie gelangte ein Freund von Blake, ein gewisser Geoff, auf die Insel und ins Causeway und brachte Amy und Blake Drogen. So viel zur Unerreichbarkeit und Sicherheit von Osea.
Zwei Tage später brachen Amy und Blake ihren Aufenthalt im Causeway erneut ab und zogen für 500 Pfund die Nacht ins Sanderson Hotel im Londoner West End.
Am Mittwoch, den 22. August besuchte Alex die beiden im Sanderson. Es gab eine heftige Auseinandersetzung wegen der Drogen. Als Alex mich anrief, merkte ich sofort, wie erregt er war. Ich beruhigte ihn, und wir verabredeten uns mit Amy und Blake in einem Restaurant in der Goodge Street, nicht weit vom Hotel, damit er sich mit seiner Schwester wieder versöhnen konnte. Es wurde ein netter Abend – Amy und Alex konnten einander nie lange böse sein, und ich war Amy zuliebe höflich zu Blake, fühlte mich jedoch, als würden wir auf rohen Eiern laufen.
Gegen halb zehn verließen wir das Lokal. Amy und Blake fuhren zurück ins Hotel, Alex und ich nach Hause. Gegen halb vier Uhr morgens brach dann im Sanderson die Hölle los. Amy und Blake hatten einen Riesenkrach. Ich erfuhr am nächsten Morgen aus der Zeitung davon. Die Schlagzeile der Daily Mail lautete: „Blutüberströmte Amy Winehouse hält zu ihrem Ehemann …“ Die Bilder zeigten Amy mit Schrammen im Gesicht, an den Beinen und Füßen. Auch am Arm hatte sie einen tiefen Schnitt, der genäht werden musste.
Irgendwann während der
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