Meine Tochter Amy (German Edition)
Für ein paar Stunden waren Drogen, Blake und all das andere Zeug, das uns zu schaffen machte, meilenweit entfernt. Es war alles so wie früher. Abends schrieb ich in mein Tagebuch: „Diesmal glaube ich wirklich, dass wir uns, was die Drogen angeht, dem Ende der Reise nähern. Ich bete, dass ich recht behalte.“
Tags darauf telefonierte Amy mit Blake und ging danach auf Sauftour. Sie zog durch diverse Kneipen in Camden und trank mit allen möglichen Leuten. Danach ging es ihr so schlecht, dass sie die Nacht in der London Clinic verbrachte, weil sie sich immer wieder übergeben musste. Blake rief jeden an, um herauszufinden, wo sie war – auch mich; aber ich sagte ihm nichts. Das Letzte, was wir in dieser entscheidenden Phase von Amys Genesung brauchen konnten, waren Blakes Belästigungen.
Am folgenden Tag fand Blakes Berufungsverhandlung statt. Die Berufung wurde abgewiesen, und ich muss zugeben, dass mich das sehr freute, aber ich wusste auch, dass die Sache damit nicht erledigt war. „Er rief mich an und erklärte mir, er würde Amy verlassen, um sie zu retten“, schrieb ich abends in mein Tagebuch. „Das ist sein übliches Gerede, aber ich habe das Gefühl, dass sich die Sache mit ihm zuspitzt. Amy hat mir im Krankenhaus einen Brief von ihm gezeigt. Kein Wort von Scheidung; er meint, sie seien wie Bonnie und Clyde dafür bestimmt, auf ewig zusammen zu sein.“ Blake erzählte Amy was ganz anderes als mir. Die Geschichte war noch lange nicht zu Ende.
Am nächsten Tag rief er an und bat uns, ob wir ihm finanziell helfen könnten, eine Wohnung zu mieten. Nur wenn er die Scheidung in die Wege leitet, forderte ich. Er versprach, das zu tun; sein Anwalt werde uns zur Bestätigung kontaktieren.
Ich suchte immer noch was für Amy, um sie aus Camden Town rauszubringen. An diesem Tag hatte ich mit Amys Freundin, der Sängerin Remi Nicole, und Jevan ein schönes Haus in Hadley Wood, Hertfordshire, besichtigt und zeigte ihr die Broschüre mit den Bildern. Da wurde Amy dann doch lebendig und knuddelte mich zum Dank für die wochenlange Suche. „Es sieht perfekt aus, Papa.“
Kurz darauf wurde Blake in der News of the World interviewt. Ich erwartete, dass er endlich zugab, dass er sich von Amy scheiden lassen würde, aber was er sagte, übertraf in anderer Hinsicht meine kühnsten Hoffnungen:
Ich habe Amy in den Drogensumpf gezerrt, ohne mich wäre sie zweifellos nie diesen Weg gegangen. Ich habe etwas Schönes zerstört. Vor ihren Augen Heroin zu nehmen war der größte Fehler meines Lebens. Ich brachte sie zum Heroin, zu Crack und dazu, sich selbst zu verletzen. Ich fühle mich mehr als schuldig .
Er gab also zu, Amy zum Junkie gemacht zu haben. Aber es war keine Rede davon, dass er die Scheidung wollte. Stattdessen spielte er ihr den Ball zu:
Ich werde alles für sie tun – notfalls auch verschwinden. Wenn Amy die Scheidung will, werde ich in keiner Weise dagegen kämpfen. Es wird der traurigste Tag meines Lebens sein .
Blake versuchte sich als Märtyrer hinzustellen und sagte kein Wort dazu, wie gut sich Amy in ihrem Kampf gegen die Sucht schlug.
Noch am selben Tag erhielt ich eine SMS von ihm:
Du versuchst die Scheidung deiner Tochter zu erkaufen. Hör auf, Amys Geld zu verstecken. Ich will einen Vertrag .
Er wollte also etwas Schriftliches – wahrscheinlich wegen des Hauses, bei dem er meine finanzielle Hilfe brauchte –, bevor er einer Scheidung zustimmte. Ich schrieb zurück, er solle mich nicht mehr kontaktieren.
Der Artikel brachte Amy völlig aus dem Gleichgewicht, sie stampfte herum, schlug Türen zu. Andrew teilte mir mit, sie habe für später einen Dealer zu sich bestellt, aber ich konnte ihn aufhalten. Sie stritt alles ab und behauptete, was in der News of the World stehe, habe Blake nie gesagt. Man habe ihn falsch zitiert, ein Journalist habe ihm das alles in den Mund gelegt. Ich fragte, woher sie das wisse, und sie meinte, Blake habe es ihr gesagt.
Mir blieb keine Wahl, ich musste ihr die SMS von Blake zeigen. „Ich will dir nicht wehtun, Schatz, aber du solltest die Wahrheit kennen.“
Wie gelähmt starrte sie die Worte auf meinem Handy an und versuchte daraus schlau zu werden. Ich glaube, in diesem Moment hatte sie es endlich begriffen. Ihr wurde klar, dass Blake sie anlog und nur auf ihr Geld aus war. Es war ein harter Schlag, und ich befürchtete, sie werde sich in den Rausch flüchten, um den Schmerz zu betäuben.
Schließlich sagte sie: „Ich liebe ihn, Papa. Ich werde ihn immer
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