Meine Tochter Amy (German Edition)
enttäuschte, wenn sie sich nicht an die Regeln hielt. Und weil sie so bereitwillig Ja gesagt hatte, fügte ich noch ein paar hinzu: kein schlechtes Benehmen im Krankenhaus, keine Dramen. Ich hatte einen Lauf: Sie sagte: „Okay.“
Inzwischen fühlte sich Amy in der London Clinic recht heimisch, langweilte sich aber, weshalb ich alle paar Tage mit ihr in ein Fitnessstudio an der Strand ging. Es schien zu helfen, und es war schön, zu sehen, wie sie wieder kräftiger wurde. Danach waren wir manchmal bei Joe Allen in Covent Garden essen. Amy liebte das Restaurant. Nach ihren frühen Auftritten waren wir oft dort gewesen und verbanden viele gute Erinnerungen mit dem Lokal.
Mitte Dezember brachte uns die News of the World mit einer Story, die sie von Georgette hatte, auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie behauptete, ein Amy nahestehender Mann habe Blake 5000 Pfund geboten, um einen Killer zu engagieren, der ihren Dealer umbringen sollte.
Die Geschichte war absolut lachhaft, aber vor allem war es eine Schande, dass irgendwelche Leute weiterhin solche Märchen über Amy erzählten und die News of the World sie auch noch druckte.
Später hörte ich, Georgette habe der Zeitung erzählt, der Amy nahestehende Mann sei ich. Ich wusste nicht, ob ich das glauben sollte. Es war ein Redakteur, der mir das erzählte; die News of the World hatte mich jedoch so oft belogen und Berichte gefälscht, dass auch das frei erfunden sein konnte, nur um mich zu einer Antwort zu provozieren. Ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Aber wenn die Story stimmte, musste ich diese Frau daran hindern, die Presse in dieser Weise zu benutzen. Georgette bekam für jede neue „exklusive“ Geschichte über Amy Geld, und es war nicht abzusehen, was die Zeitung noch alles drucken würde. Mein Anwalt setzte Georgettes Behauptung auf die lange Liste der Beschwerden, die er bereits der Polizei von Kent übergeben hatte.
Von Amy hielt ich all das natürlich fern. Sie langweilte sich sehr und sehnte sich nach Beschäftigung, aber ihre Genesung ging weiterhin gut voran. Und sie hatte die 13-jährige Sängerin Dionne Bromfield unter ihre Fittiche genommen. Die Presse bezeichnete Dionne als Amys Patenkind. Das stimmte nicht: Amy hatte Dionne an deren elftem Geburtstag kennengelernt, ihr Talent erkannt und wollte sie fördern. Ich war indes nicht sehr erfreut, als ich einen Scheck über 13 000 Pfund für Studioaufnahmen mit Dionne unterschreiben sollte. Die Rechnungen für die Klinik und den Wachdienst waren astronomisch hoch, und ich hielt das für Verschwendung.
Aber Amy wollte Dionne unbedingt helfen. Sie hielt sie für ein sagenhaftes Naturtalent, und schließlich gelang es ihr, mich umzustimmen. Das Geld war gut angelegt: Im September 2009 unterschrieb Dionne als erste Künstlerin bei Amys eigenem Label Lioness Records. Amy gründete die Firma nur für Dionne. Der Name ging auf einen Kettenanhänger in Form einer Löwin zurück, den sie von meiner Mutter hatte. „Als ich einen Namen für das Label suchte, fiel mir die Kette in die Hände, und ich wusste sofort, dass ich es Lioness nennen musste“, sagte Amy, „Oma zu Ehren.“
Am 19. Dezember verließ Amy die London Clinic und flog nach St. Lucia in Urlaub. Andrew, Jevan und ihr guter Freund Subutex waren mit dabei. Es machte mich ein bisschen nervös, dass sie wegfuhr, aber ich glaubte, mittlerweile sei sie stark genug, um Versuchungen zu widerstehen. Dass die Jungs mitkamen, beruhigte mich zusätzlich. Ich telefonierte fast täglich mit ihr, und es gefiel ihr sehr auf der Insel. Auch Andrew und Jevan versicherten mir per SMS, es gehe ihr gut, auch wenn sie ein-, zweimal einen über den Durst getrunken hatte.
Eines Nachmittags kam ich am Bahnhof King’s Cross vorbei und sah eine kleine Gruppe von Junkies – ich erkannte die Anzeichen inzwischen, leider. Sie taten mir sehr leid, und ich fragte mich, was diese jungen Leute wohl auf Drogen gebracht hatte. Was es bei Amy gewesen war, wusste ich: Blake. Um endgültig davon loszukommen, musste sie diese unangenehme Tatsache akzeptieren.
An Silvester traf ich Raye zum Mittagessen, um Pläne für 2009 zu besprechen. Für Amy lagen eine Menge Konzertanfragen aus aller Welt vor. Wir wollten jedoch lieber abwarten, wie es ihr ging, wenn sie von St. Lucia zurück war, bevor wir irgendwas vereinbarten. Wir waren unendlich viel weiter als vor einem Jahr, nicht nur Amy, sondern auch ich: Ich hatte so viel mehr über Sucht, Entzug und Heilung gelernt,
Weitere Kostenlose Bücher