Meine Tochter Amy (German Edition)
wusste noch immer nichts von Blakes Scheidungsabsicht, und falls doch, schwieg sie sich darüber aus. Ich wollte Blake aus dem Weg haben, wenn er aber die Scheidung durchzog, bevor sie clean war, würde sie ziemlich sicher ausflippen, und wir stünden wieder am Anfang. Es war so oder so ein schlechter Kompromiss.
Da die Polizei wegen der Drogenumtriebe am Prowse Place, seiner Wohnadresse, beunruhigt war, wurde Blake nicht zum erwarteten Zeitpunkt entlassen. Man sagte ihm, er könne zu Georgette ziehen, aber da blieb er lieber im Gefängnis. Als Amy davon hörte, war sie außer sich und wollte sofort ein neues Haus finden. Auf einmal hatte sie eine wirklich brillante Idee: Blake solle zu mir ziehen. Ich war absolut fassungslos. Sie begriff nicht, wieso ich Nein sagte.
Ein paar Tage später erreichten uns endlich einmal gute Nachrichten. Raye sprach mit Blakes Anwalt und erfuhr, Blake komme nicht vor Ende seiner Strafe am 6. September 2009 frei – also noch ein ganzes Jahr. Das muss Amy genügen, um clean zu werden, dachte ich. Mit ihrer Enttäuschung musste ich fertigwerden, aber das war ein Leichtes, wenn wir weitere zwölf Monate ohne Blake hatten. Und ihre Enttäuschung war schnell vorüber: Anfang Oktober hatte sie sich beruhigt und sprach kaum noch von Blake. Sie war immer noch sehr mager, wirkte jedoch viel gesünder, und Jevan bestätigte, es gebe keine Besuche von Dealern mehr.
Ich hatte mit Russell Brand vereinbart, über Amy zu sprechen, und traf ihn in seinem Haus in Hampstead bei London. Er war selbst süchtig und gab mir sehr hilfreiche Ratschläge zu ihrer Situation. Dass sie beim Subutex blieb, imponierte ihm, und er stellte mir seinen Drogenberater Chip Somers vor. Ich machte sofort einen Termin mit ihm aus. Nach dem Gespräch mit Russell war ich optimistisch; das Ende des Weges schien in Sicht. Alles hing davon ab, ob Amy wieder mit Blake zusammenkam, aber da war die Zeit auf unserer Seite. Und sie schien sich gut zu halten.
Ich traf Chip Somers in der Drogen-und-Alkohol-Rehabilitationsklinik Focus 12 in Bury St. Edmunds in Suffolk und war beeindruckt von seiner Arbeit. Könnten wir Amy nur dort hinbringen, dachte ich. Es wäre der ideale Ort für sie, nun, da sie der Zielgerade nahe schien.
Aber die täglichen Frustrationen rissen nicht ab. Amy verpasste Termine, und Blake überredete sie, Dinge nicht zu tun. Irgendwann hatte ich schließlich genug und fuhr ihr in die Parade. Sie schrie und brüllte, und wir fetzten uns ordentlich. Was wir in der Hitze des Gefechts sagten, weiß ich nicht mehr. Letztendlich versprach sie: „Ich halte meinen nächsten Termin ein, Papa, aber es ist echt schwer ohne Blake. Kannst du aufhören, ständig über ihn herzuziehen?“
„Könnte ich, Schatz“, sagte ich, „aber es gefällt mir nicht, wie er dich im Griff hat.“
Ich dachte an das Gespräch mit Chip Somers und seinen Rat zum Umgang mit Süchtigen auf Reha: „Man muss lernen, zu sich selbst zu sagen: ‚Nein, ich bin verantwortlich. Ich werde bestimmen, was in meinem Leben passiert.‘“
Amy hielt sich die Hand vor die Stirn. „Ich weiß, Papa“, sagte sie. „Ich weiß, dass Blake mich manipuliert, aber ich mag das irgendwie. Wenngleich ich weiß, dass ich damit aufhören muss.“
Sie redete von den guten Zeiten mit ihm und wie sehr sie sich liebten. Ich wies sie darauf hin, dass sich in den sogenannten guten Zeiten alles um Drogen gedreht hatte. Erst meinte sie, das sei nicht wahr, aber nach einigem Nachdenken stimmte sie mir zu. Ich fragte, was sie in Sachen Blake vorhabe. Sie sagte, sie liebe ihn, und mehr könne sie nicht sagen. Sie tat mir sehr leid.
Ihren nächsten Termin bei Dr. Tovey hielt Amy trotzdem nicht ein. Das Subutex war so gut wie aus, und wenn sie es nicht mehr nahm, würden sehr bald die Entzugserscheinungen einsetzen. Ich versuchte sie anzurufen, aber sie ging nicht ran. Das war ungewöhnlich. Hatte sie Blake von unserem Gespräch berichtet und er ihr verboten, mit mir zu reden? Ich fuhr rüber. Das Subutex war zu Ende, und es ging ihr richtig schlecht. Schließlich gelang es mir aber, sie zu Dr. Tovey zu bringen, der ihr neues verschrieb.
All das spielte sich unter der ständigen Torpedierung der Presse ab. Als Jane und ich auf Teneriffa waren, kündigte Phil Taylor von der News of the World telefonisch zwei Berichte über Amy an und wollte dazu einen Kommentar von mir. Im ersten ging es um Georgette, die meinte, es sei eine Schande, dass Amy so oft nicht zu ihren
Weitere Kostenlose Bücher