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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Winehouse
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ich habe mit jemandem hier übers Essen geredet, und mir ist klar geworden, dass ich damit in den letzten Jahren Probleme hatte. Waren das die Drogen? Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, oder?“
    Ich war froh, dass sie das Thema ansprach: Wie gesagt, uns allen war aufgefallen, wie dünn sie war. Ich führte das auf die Drogen zurück und schlug vor, einen Arzt zu konsultieren.
    Nach einer Woche verließ sie die London Clinic und schien etwas Gewicht zugelegt zu haben. Dr. Tovey zeigte sich sehr zufrieden mit ihr. Später rief sie mich vom Prowse Place an und klagte über einen Ausschlag, den sie plötzlich bekommen hatte. Ich schickte Dr. Ettlinger vorbei, und Amy fragte ihn sofort, ob sie wieder in die London Clinic könne. Wie ich später erfuhr, hatte sie, schon bevor sie den Ausschlag bemerkt hatte, zu Jevan gesagt, dass sie dorthin zurückwolle. Sie war nur ein paar Stunden zu Hause, und ich denke, sie fühlte sich in der Klinik sicherer, weil sie dort keiner Versuchung ausgesetzt war. Mit dem Ausschlag hatte das wohl weniger zu tun.
    Zwei Tage später teilte man mir jedoch telefonisch mit, Amy habe das Krankenhaus abends zuvor um halb zehn verlassen und sei nicht zurückgekehrt. Sie war zum Prowse Place gefahren und hatte sich zugeknallt. 24 Stunden später tauchte sie wieder in der Klinik auf, die sie offenbar als eine Art Hotel betrachtete. Mittlerweile hatte ich mit einer Reihe von Süchtigen und Drogenberatern gesprochen, die mir alle versichert hatten, Rückfälle seien etwas ganz Normales, daher regte ich mich nicht übermäßig auf. Ich schätze, ich war inzwischen mit dem ganzen Prozess so vertraut, dass ich nicht mehr auf jede Kleinigkeit reagierte. Entscheidend war, dass Amy sich helfen lassen wollte.

    Am 5. November 2008 wurde Blake vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, unter der Auflage, bei Life Works, einem Behandlungszentrum für Süchtige in Woking, eine Therapie zu machen. Natürlich wollte er, dass Amy die Kosten übernahm, und schickte ihr ein Formular zum Unterschreiben in die London Clinic. Überraschenderweise lehnte sie ab. „Ich zahle nicht, Papa“, sagte sie. „Ich bin stinksauer auf ihn. Er kann gehen, wohin er will, aber ich zahle nicht.“
    Ich war überglücklich. Das war der ersehnte Durchbruch. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht, wie Amy auf Blakes Freilassung reagieren würde, und etwas Besseres hätte ich nicht erhoffen können.
    Ein paar Tage später ließ sich Blake in den Zeitungen zitieren: „Wenn ich Amy sehe, werde ich ihr den Schlüpfer ausziehen.“ Als ich das las, wollte ich ihn umbringen.
    Als Amy die London Clinic verließ, hatte sie immer noch nicht eingewilligt, Blakes Kosten zu übernehmen, und so drangsalierte er stattdessen mich. „Können wir Kumpels sein?“, fragte er per SMS. Ich antwortete: „Nein.“ Er hatte auch versucht, mit Amy zu sprechen, aber sie nahm seine Anrufe nicht entgegen, was mich sehr freute. Wenn Blake es nicht innerhalb der nächsten Tage schaffte, die Therapiekosten aufzutreiben, musste er wieder ins Gefängnis. Leider zahlte Amy dann doch – einen Tag vor Fristende. Sie meinte, das sei sie ihm schuldig, und bezeichnete seinen Entzug als „Hotelaufenthalt“. Immerhin machte sie sich keine Illusionen.
    Von Drogen hielt sie sich offenbar nach wie vor fern, aber ich bekam viele Anrufe von ihren Freunden wegen der Trinkerei. Sie hatte frühmorgens in Camden auf der Straße getanzt; der amerikanische Blake meinte, so schlimm habe er sie seit Monaten nicht erlebt. Als ich sie anrief, brüllte sie mich an, und ich legte auf.
    Ein paar Tage darauf hatte Amy erneut einen Rückfall. Sie hatte sich am Prowse Place ausgesperrt und war zum Jeffrey’s Place gegangen. Mir wurde bang ums Herz: Jeder Junkie in Camden kannte die Wohnung. Später gab Amy zu, Drogen genommen zu haben, als sie dort war, beharrte allerdings darauf, es sei ein Ausrutscher gewesen. Da war ich mir nicht so sicher.
    Die Achterbahnfahrt ging weiter: Ein paar Tage danach war Amy wieder in Topform und brachte mich sehr zum Lachen. Ich hatte mich dummerweise dazu überreden lassen, mir Botox in die Stirn spritzen zu lassen – danach konnte ich drei Tage lang die Augenbrauen nicht bewegen. Amy betrachtete mich seufzend und sagte: „Ich will nicht, dass du dein Geld für Drogen verschwendest, Papa.“ Sie hatte viel Sinn für Humor, und wenn sie in dieser Stimmung war, amüsierte sie sich sehr über die alten Geschichten aus meiner Kindheit im East End.

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