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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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Da gibt es Zweifel?
    Trauernder: Ja, da schaltet sich mein Kopf ein und sagt: »Wie kann das denn sein?«
    Trauerbegleiterin: Und dieser Zweifel blockiert die Hoffnung, die es auch in Ihnen gibt.
    Trauernder: Natürlich gibt es die Hoffnung, aber sie ist oft zu schwach.
    Trauerbegleiterin: Wie wäre es denn, wenn Sie Ihre Liebe zu Ihrer Tochter befragen würden? Was sagt die denn …?
    Trauernder (lacht): Das ist klar: Du wirst sie wiedersehen.
    Trauerbegleiterin: Warum sollten Sie der Liebe zu Ihrer Tochter nicht glauben, war sie doch gerade jetzt in Ihrer Trauerzeit unendlich stark!
    Trauernder: Sie haben Recht.
    Trauerbegleiterin: Dann wäre es doch das Beste, dass Sie sich jetzt der Führung der Liebe überlassen – alles andere wird sich dann zeigen.
Ich lebe mein Leben – und weiß, dass es begrenzt ist
    Im Verlust haben Hinterbliebene nicht nur die Begrenzung des Lebens sehr konkret und schmerzlich erfahren, sondern auch in der eigenen Seele das Sterben erlebt. So schrecklich diese Erfahrung ist und war, so unglaublich ist es für den Trauernden, diesüberlebt und dabei auf unerklärliche Weise ungeheuere Stärke entwickelt zu haben. Deshalb schrecken nun das eigene Sterben und der Tod den Hinterbliebenen nicht mehr. Als Hinterbliebene können wir nun sehr bewusst und gelassen sagen: »Ich lebe noch eine Weile – dann sterbe ich auch.« Das bewusste Wissen um die Begrenzung des eigenen Lebens hat nun nichts Bedrohliches mehr, im Gegenteil: Wir wissen, dass mit unserem Tod auch die immer noch und immer wieder traurige Abwesenheit des geliebten Menschen für uns beendet sein wird. Dabei ist zunächst noch offen, ob wir das als erlösendes Beenden des eigenen Leidens oder als ein Wiedersehen des geliebten Menschen sehen und erhoffen können. Allein die Begrenzung des eigenen Leidens hat etwas Tröstliches. Viele Hinterbliebene können die Begrenzung des Lebens auch als eine Aufforderung verstehen, das begrenzte Leben noch einmal ganz auszuschöpfen und intensiv zu leben. Fast alle Hinterbliebenen aber sehen in diesem begrenzten Leben den Sinn darin, das Andenken an den geliebten Menschen und die Liebe zu ihm wachzuhalten.
Mein Leben hat eine besondere Hoffnung – dich zu sehen und dir in der Liebe zu begegnen
    Im akuten Verlust haben viele Trauernde den verständlichen Wunsch, dem geliebten Menschen »nachzusterben«, um dem schier unaushaltbaren Schmerz entfliehen zu können und zu unserem geliebten Menschen zu gelangen.
    Am Ende des Trauerweges ist beides ist nun nicht mehr nötig: Wir konnten den Schmerz und die Trauer gehen lassen und der geliebte Mensch bleibt uns schon jetzt in diesem Leben sehr nahe und verbunden. Allerdings bleibt aus dem Wunsch des Nachsterbens das Sehnen nach dem geliebten Menschen zurück. Dieses Sehnen ist die innere Kraft in unserem Wunsch, dem geliebten Menschen in einer anderen Welt und Seinsweise wiederzubegegnen.
    Natürlich wird es Hinterbliebene geben, die dieses Wiedersehen – in welcher Form auch immer – nicht erhoffen oder nicht glauben können. Für manche Hinterbliebene passt das nicht in einnaturwissenschaftlich geprägtes Weltverständnis, einige sind gerade durch den Tod des geliebten Menschen in ihren Hoffnungen zutiefst verunsichert, wieder anderen wird die Hoffnung auf ein Wiedersehen als zu einfacher Trost erscheinen.
    Dennoch ist gerade die Hoffnung für Hinterbliebene die »vernünftigste« Haltung. Die Hoffnung hilft uns schon jetzt, mit der Abwesenheit des geliebten Menschen zurechtzukommen. Sie richtet uns auf den geliebten Menschen aus, und im sehnenden Hoffen ist er jetzt schon in unserer Seele präsent. Sollte die Hoffnung sich dann mit unserem Sterben doch nicht erfüllen, hatte sie jetzt schon ihren guten Sinn. Hinterbliebene können aus dieser rein rationalen Erwägung heraus versuchen, eine Haltung zu entwickeln, in der sie jetzt in der Hoffnung leben können, ihrem geliebten Menschen nachzufolgen. Zumindest im Sterben kann ich dann mit dem geliebten Menschen im gleichen Schicksal vereint sein. Tröstlicher ist die Hoffnung oder – wem er geschenkt ist – der Glauben, dann dem geliebten Menschen in die Arme zu fallen und mit ihm in der Liebe vereint zu sein.
Es wird ein neues Lieben sein – und die Liebe wird vollkommen sein
    Religiöse und mythologische Traditionen bieten verschiedene Bilder an, wie das Wiedersehen mit dem geliebten Menschen aussehen könnte (vgl. Kachler, 2005, S. 172 ff.). Dabei beschreiben die verschiedenen Bilder im Grunde

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