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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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Menschen oder mit der Nachricht von seinem Tod zu einem schweren, scheinbar unendlich währenden Unglück werden. Auch wenn die Schwere des Unglücks allmählich leichter wird, bleibt es als dunkle Erfahrung in uns präsent. Davon aber kann und darf sich nun das leichte Glück des Augenblicks abheben und in einer leuchtenden Intensität aufscheinen. Wir dürfen und können dann auch für die Momente des Glücks den dunklen Hintergrund unseres Unglücks vergessen, weil das Glück in diesem Moment sein ganz eigenes Recht und seine eigene Kraft hat. Wir können dies umso mehrzulassen, wenn wir uns bewusstmachen, dass im Strahlen des Glücks auch unser geliebter Mensch in uns aufleuchtet und er uns im Glück nahekommt.
    Oft aber wird unser Glück auch ein schweres Glück sein, weil im Glänzen des Glücks ein dunkler Farbton durchschimmert. Dieses Glück hat dann eine Intensität, die an den Schmerz grenzt. Wir sollten dann beides zulassen: das Glück und seine Begrenzung im auftauchenden Schmerz. Das Glück erhält dann seine besondere Gewichtigkeit und Würde von der Schwere des Schmerzes, und der Schmerz wird vom Glanz des Glücks durchdrungen und leichter.
In meinem Glück bin ich dir nahe – und du berührst mich in ihm
    In den Momenten des Glücks sind wir ganz bei uns und zugleich bewegen wir uns im Glück über uns hinaus. Im Glück werden die Fesseln unseres Ichs für Momente gesprengt und geöffnet. Für Bruchteile eines Augenblickes öffnet sich eine ganz andere Wirklichkeit, die jenseits unseres normalen Erlebens liegt und die, symbolisch verstanden, »in den Himmel« reicht. Und dies ist die Wirklichkeit, in der unser geliebter Mensch sich befindet. Das leichte, fliegende Glück trägt uns über uns hinaus hin zu unserem geliebten Menschen, der in seiner eigenen Freiheit und Leichtigkeit lebt. In unserem Glück teilen wir mit unserem geliebten Menschen für Augenblicke die Freiheit seiner ganz anderen, jenseitigen Wirklichkeit. Das leichte, heitere Glück kann so für Augenblicke ein Tor zu unserem geliebten Menschen sein.
    Aber auch im schweren, schmerzbegrenzten Glück können wir unserem geliebten Mensch nahekommen, wenn wir uns ganz in dieses Glück hineinfallen lassen, eben bis zum Schmerzpunkt. Dann begegnen wir unserem geliebten Menschen in der Tiefe des Glücks, denn auch dort durchbricht das Glück für Augenblicke unsere normale Wirklichkeit. An dieser Grenze der Wirklichkeit, an die uns das Glück führt, bleibt im Glück für Augenblicke die Zeit stehen. Wir begegnen unserem geliebten Mensch in dieser Erfahrung der stillstehenden Zeit und sind ihm jetzt glücklichnahe. Dann bekommen wir eine Ahnung davon, was es heißen könnte, dass er in der Zeitlosigkeit der Ewigkeit geborgen ist.
    Wenn wir nach der langen Unglückszeit unserer Trauer so das Glück wieder zulassen, dann stößt es für uns – ganz unverhofft und unerwartet – die Tür zu unserem geliebten Menschen auf. Im Glück nach der schweren Anfangstrauer überwinden wir nicht nur immer wieder unser Unglück, sondern können uns auch auf den Flügeln des Glücks unserem geliebten Menschen entgegentragen lassen.

    Lassen Sie nicht nur Ihr Glück immer wieder zu, sondern suchen Sie nun nach langer Trauerzeit wieder ganz bewusst nach Momenten des Glücks . Dabei dürfen Sie auch das Unglück Ihres Verlustes ganz und gar vergessen.
Teilen Sie mit Ihrem geliebten Menschen Ihr Glück: Erzählen Sie ihm von Ihrem Glück, widmen Sie einen Glücksmoment Ihrem geliebten Menschen und bringen Sie zum Beispiel von einem glücklichen Urlaubstag ein Foto oder ein Symbol mit, das sie aufs Grab legen.
Machen Sie sich bewusst, dass Sie gerade im Glück Ihrem geliebten Menschen so nahe sind wie sonst in kaum einer anderen Erfahrung. Lassen Sie sich in Ihrem Glück von Ihrem geliebten Menschen berühren. Ihr Glück ist immer auch das Glück einer intensiven Nähe und Verbundenheit mit Ihrem geliebten Menschen.
Nehmen Sie Ihre Glückserfahrungen und die dabei erlebte Nähe als Vorzeichen für das größte Glück, das Sie erhoffen können, nämlich das Glück des Wiedersehens.
3. Ich lebe hier mein Leben in der Liebe zu dir – und mit jedem Tag komme ich dir näher
    Trauernder: Immer wieder frage ich mich, ob ich meine Tochter wiedersehen kann.
    Trauerbegleiterin: Wie wäre es für Sie, wenn Sie das hoffen oder sich dessen gar sicher sein könnten?
    Trauernder: Das wäre einfach nur schön, aber …
    Der Trauernde schüttelt den Kopf.
    Trauerbegleiterin:

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