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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Frühstück. Eher nach Frühsport. Nimm den Lappen runter.»
    Sie dachte nicht daran, nahm ein Kleid aus dem Schrank. Ihre Unterwäsche lag in der Kommode. Und die Kommode stand neben dem Bett. Das wollte sie nicht riskieren. Der Blick, mit dem er sie betrachtete, gefiel ihr nicht. Er hatte etwas Abschätzendes, und er war kalt dabei. Aber das war es nicht allein. Wie er auf dem Bett lag; der verbundene Arm quer über dem Bauch konnte die Erektion nicht verbergen. Im Gegenteil, er hob sie hervor.
    «Nimm den Lappen runter, hab ich gesagt, und komm her. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, wo du scharf darauf warst. Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass du es damals nur zur falschen Tageszeit versucht hast?»
    Nein, der Gedanke war ihr nie gekommen. Und augenblicklich interessierte sie weder die richtige noch die falsche Tageszeit. Sie verzichtete auf die Unterwäsche. Statt endlich zum Telefon ging sie zurück ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Der Schlüssel lag nach wie vor im Schrank. Sie dachte auch nicht an den Schlüssel, nur daran, sich rasch anzuziehen und mich anzurufen. Hätte sie nur die Reihenfolge geändert! Sie ließ das Badetuch fallen, in dem Augenblick riss er die Tür auf. Und in der nächsten Sekunde hatte er sie mit einer Faust im Nacken gepackt und zwang sie auf die Knie. Er drückte ihren Kopf mit solcher Wucht nach unten, dass sie mit der Stirn auf den Boden schlug und befürchtete, dass ihre Brille zerbrach. Für mehr Angst ließ er ihr keine Zeit. Sie schrie ihn an.
    «Hör auf! Ich will das nicht! Nicht so!»

    «Aber ich will es», sagte er.
    «Genau so. So bin ich es gewöhnt. Und es kann nicht schaden, wenn ich dir mal zeige, wie das ist. Man kann immer nur das beurteilen, was man selbst erlebt hat. Mach kein Theater, halt einfach still. Das hat Tess auch getan. Sie hat rasch begriffen, dass es nur unangenehm wird, wenn sie sich wehrt. Dann konnte sie ein paar Tage nicht sitzen.»
    Selbst als es geschah, konnte Greta noch nicht fassen, dass er sie in der Art vergewaltigte. Er dachte nicht daran, vorsichtig mit ihr umzugehen, war wie ein Tier. Sie glaubte zu zerreißen. Wenn ich nur daran denke, dreht sich mir der Magen um. Warum war ich nicht da? Warum hatte ich mich in der Nacht besänftigen lassen? Bequemlichkeit! Das ist das Schlimme, eine erholsame Nacht, ein üppiges Frühstück mit meinen Eltern, eine Erörterung der Geschehnisse bei Kaffee, Toast und einem /-Minuten-Ei, während er sie quälte und demütigte. Sie wünschte sich, dass ich käme, ihn zurückriss und auf ihn einprügelte. Zwei endlos lange Minuten wünschte sie es sich. Und in den beiden Minuten war sie entschlossen, die goldene Brücke zu betreten, die Karreis ihr gebaut hatte. Dann spürte sie, dass er Schwierigkeiten hatte. Er wurde kleiner und kleiner in ihr. Auch wenn er sich Mühe gab, es sie nicht fühlen zu lassen, sie weiterhin mit den Händen an den Hüften vor und zurück bewegte. Aber der Schmerz ließ nach. Und Greta fühlte sich wieder stark genug, für den Rest die Zähne zusammenzubeißen. Völlig verstehen werde ich es nie. Sie hatte den Abend mit Ann Jamin verbracht, mit Barbara McKinney, dem Brandgeruch der alten Couch und dem Ansatz des Begreifens, dass ich Jan nicht zu Unrecht die ganze Zeit verdächtigt hatte. Und weder die vertauschte Flüssigkeit im Reinigungsbehälter noch das Szenario im Bad brachten sie dazu, mich auf der Stelle zu informieren und um Hilfe zu bitten, als er ihr die Möglichkeit dazu einräumte. Irgendwann ließ er von ihr ab, erhob sich und ging in die Küche. Als sie ihm wenig später folgte, saß er am Tisch und rauchte wieder.
    «War nicht nach deinem Geschmack, was?»

    «Nach deinem doch auch nicht», sagte sie.
    «Komisch, man hört immer nur, dass Frauen den Orgasmus vortäuschen. Dass Männer es auch tun, wusste ich nicht. Können wir jetzt wie vernünftige Menschen miteinander reden?»

    «Worüber?, höhnte er.
    «Über deine erotische Ausstrahlung? Wie schnell einem die Lust vergeht, wenn man erst mal drin ist?»

    «Die Lust ist dir wahrscheinlich nur vergangen, weil du es an der falschen Stelle probiert hast.»

    «Quatsch, damit bin ich groß geworden. Aber bei dir hilft auch die raffinierteste Phantasie nicht über die Runden. Wie macht Niklas das eigentlich? Ich wusste immer, dass ich es bei dir nicht bringe. Du hast so viel von einer Frau an dir wie ein Mehlsack. Gehst du nie in die Sonne?»

    «Sonne macht Falten.»
    Er lachte.
    «Aber auch

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