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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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haben wir gute Karten. So wie die Dinge zur Zeit stehen, reicht es, wenn Greta bei ihrer Aussage bleibt. Jetzt reiß dich zusammen. Steh auf, zieh dir etwas an. Dann reden wir in Ruhe.»
    Es verging noch eine Viertelstunde, ehe Jan, nun endlich mit Hemd und Hose bekleidet, zu uns ins Wohnzimmer kam und in einem Sessel Platz nahm wie ein Häufchen Elend. Ich begann noch einmal von neuem mit meinen Erklärungen, betonte, wie wichtig es war, verschiedene Punkte zu besprechen, wiederholte die Fragen zu Tess’ Terminkalender, der Kopie der Vaterschaftserklärung und Telefongesprächen. Jan antwortete anfangs stockend und einsilbig. Er habe keine Ahnung, wer Mandys Vater sei. Er habe nie ein Schriftstück, auch keine Kopie, zu Gesicht bekommen und nie darauf geachtet, mit wem Tess telefonierte. Er hätte sich auch am Freitag nicht darum gekümmert, wenn er nicht beim Betreten des Hauses gehört hätte, welchen Unsinn sie von sich gab. Was sie im Einzelnen gesagt habe, wisse er nicht mehr. Ob er sich tatsächlich nicht erinnerte, konnte ich nicht beurteilen. Aber nach seinem Zusammenbruch war ich mit meinen Beurteilungen ein wenig vorsichtiger. Nur dass Tess ihn in den Knast bringen wollte, wenn er nicht spurte, hatte sich ihm eingeprägt. Ich entschloss mich, ihm das zu glauben. Von Zahlungen, die Mandys Vater möglicherweise nach der Hochzeit noch geleistet hatte, wusste er auch nichts. Ihm gegenüber hatte Tess sich stets benommen, als sei sie in finanzieller Hinsicht auf seine Gnade angewiesen.
    «Sie konnte einem ganz schön zusetzen. Man kam sich vor wie der letzte Dreck, wenn sie anfing: Dann muss ich Vati fragen. Dabei übersah sie geflissentlich, dass ihr Vater auch nur das hatte, was Joachim verdiente, und davon mussten zwei Familien leben. Ich wollte nicht, dass sie ihren Vater anbettelt. Es wäre doch auch nicht nötig gewesen.»
    Seinen Worten zufolge hatte er zu Anfang mit Tess vereinbart, dass sie jede Woche fünfhundert Mark vom Konto holte. Dreihundert für den Haushalt und zweihundert für sich. Montags holte sie das Geld, mittwochs hatte sie nichts mehr. Dafür hatte sie ein neues Kleid oder ein Parfüm. Und er sollte sich freuen, dass sie schick gekleidet war und duftete, wenn sie donnerstags wieder zur Bank musste. Nach einigen Monaten hatte er ihr die Kontovollmacht entzogen, sich selbst um die Einkäufe für den Haushalt gekümmert und ihr einmal im Monat Geld für ihren persönlichen Bedarf gegeben. Die Gebühren für ihre Kurse wurden abgebucht. Für die Kosten, die ihr Auto verursachte, war er ebenfalls aufgekommen, sogar das Tanken hatte er übernommen. Das klang nicht, als hätte es mit der Hochzeit eine Abfindung gegeben. An die ersten Monate erinnerte ich mich lebhaft. Das war die Zeit, in der noch ein Einkaufsbummel pro Woche an der Tagesordnung gewesen war. Ich war oft genug bei Greta gewesen, wenn Tess bepackt mit Tüten und Päckchen auftauchte. Es deckte sich jedenfalls mit Jans Angaben.
    «Aber es war nicht nur das Geld, murmelte er so leise, dass ich ihn ermahnen musste. Mit einem Blick unter halb gesenkten Lidern betrachtete er mich und hob die Stimme wie ein gehorsames Kind nach einer Rüge des Lehrers.
    «Dass ich in ihren Augen ein Geizhals war oder einer, der seine Zeit mit einer blödsinnigen Idee verplempert, wenn sie die Platte auflegte, hab ich weggehört. Bei anderen Dingen war das nicht so leicht.»
    Greta stand neben der Tür zur Diele, als wolle sie eine erneute Flucht verhindern. Sie hörte zu, ohne eine Miene zu verziehen. Er erzählte, sie seien erst ein paar Wochen verheiratet gewesen, da habe Tess abends den Gürtel aus ihrem Bademantel gezogen und von ihm verlangt, er solle sie ans Bett binden. Es sei nichts dabei, nur ein Spiel.
    «Spiel oder nicht», sagte er, «es war nicht nach meinem Geschmack. Ich hab’s getan, weil sie meinte, auf die Weise käme sie vielleicht auch mal auf ihre Kosten. Sie habe eine andere Vorstellung von einer erfüllten Beziehung. Sie habe sich als Kind immer benachteiligt gefühlt, wenn Joachim für jede Kleinigkeit bestraft und sie für den größten Blödsinn nicht mal ermahnt wurde.»
    Greta nickte versonnen. Sie hörte wohl Tess fragen:
    «Haust du mich jetzt, Vati?»
    Furcht oder Verlangen? Letzteres erschien mir absurd. Ich war als Kind auch nicht geschlagen worden. Vermisst hatte ich das nicht.
    «Sie brauche das Gefühl, einen ganzen Kerl im Bett zu haben, fuhr Jan fort.
    «Er dürfe ruhig mal fester zupacken. Und man könne ja

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