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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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gab. Ich hörte mir Jans Version an, wies darauf hin, dass ich von Janine Breste früher hätte erfahren müssen. Dann hätte ich vor Luis nicht wie ein Idiot dagestanden. Es war nicht mehr zu ändern. Jan bettelte um Verständnis.
    «Ich konnte es dir nicht sagen, Niklas, auch Greta nicht. Was hättet ihr von mir gedacht? Dreimal stirbt eine Frau. Dreimal war ich in unmittelbarer Nähe.»

    «Viermal», sagte ich. Jan zuckte zusammen.
    «Na schön, viermal. Was hätte ich denn da noch sagen sollen? Ich bin ein Mann, der viel Pech hat?»

    «Für mein Empfinden hatten die Frauen entschieden mehr Pech», sagte ich. Jan nickte. Und Greta fand, es sei an der Zeit, das Thema zu wechseln, bevor ich mich wieder auf meine ursprünglichen Ansichten besann. Sie hätte mir nicht mehr widersprechen können, das war das Schlimme. Aber das sagte sie erst später. Noch ließ sie mich im Glauben ihrer unerschütterlichen Liebe. Ich merkte wohl, dass sie ein Ablenkungsmanöver startete, als sie noch einmal die Frage aufwarf, die sie schon am Telefon gestellt hatte. Wie war Luis Abeler so schnell an die Namen der beiden Frauen gekommen? Aber Ablenkungsmanöver hin oder her: Es war eine interessante Frage. Es gab auch eine Antwort. Nur klang sie unwahrscheinlich. Sollte Luis die Namen von Tess gehört haben? Unseres Wissens hatten sie sich nach der ersten Party in Lindenthal nicht mehr gesehen. Tess hatte Luis und Hella noch mehrfach eingeladen, sich jedoch nur Absagen eingehandelt. Für Hella waren Drehbuchautoren und gelangweilte Hausfrauen nicht der gesellschaftliche Umgang, den sie normalerweise pflegte. Und auch wenn Luis sich gerne mit Tess unterhalten hatte, so eng war die Bekanntschaft nie gewesen, dass Tess ihn zwischendurch hätte anrufen können, um ihm ein paar Szenen aus Jans Meisterwerk zu erzählen. Wenn sie allerdings in diesen Szenen mehr gesehen hatte als ein Phantasiegebilde …
    «Ist es mehr?, wollte ich wissen. Jan schüttelte energisch den Kopf. Ich wartete eine volle Minute darauf, ob er sich das eventuell noch einmal überlegte. Dann sagte ich:
    «Es ist eine unangenehme Situation, wenn man nicht mehr weiß, was man glauben darf. Im Allgemeinen halte ich es so, dass ich einen Fall ablehne oder niederlege, wenn ich Zweifel an der Glaubwürdigkeit eines Mandanten habe. Wenn ich diesmal mit meinem Prinzip breche, tue ich es nur Greta zuliebe.»

    «Das kann ich mir denken, meinte er. Ich nickte.
    «Gut. Dann sei jetzt so nett und lass uns allein. Geh ins Bett, es ist spät genug. Du wirst morgen einen harten Tag haben. Und ich habe eine Menge mit Greta zu besprechen.»
    Er starrte mich an, so viel Wut in den Augen, dass ich dachte, jetzt schlägt er zu. Aber er verzog nur die Lippen, ob spöttisch oder schmerzlich, hätte ich nicht sagen können. Er erhob sich und ging auf die Tür zu. Dort blieb er noch einmal stehen, drehte sich zu uns um, murmelte:
    «Gute Nacht, und schlurfte durch die Diele zum Schlafzimmer.
    «Schließ die Tür, rief ich ihm nach. Er gehorchte.
    «Du solltest ihn nicht demütigen», sagte Greta leise.
    «Warum nicht? Hast du Angst, dass er dir dafür die Kehle durchschneidet? Keine Sorge, diese Nacht bleibe ich hier. Ich habe ein paar Sachen zum Umziehen mitgebracht.»
    Ein paar Sekunden später sagte ich:
    «Ich sollte ihm den Rat geben, sich einen anderen Anwalt zu suchen. Er wird ihn bitter nötig haben, wenn Luis ihn in die Mangel nimmt. Mein Gott, ich habe Luis noch nie so wütend erlebt. Er brüllte ins Telefon, dass ich dachte, mir fliegt gleich der Hörer um die Ohren.»
    Übertrieben war das nicht. Dass ich mir nicht einbilden solle, ich könne Gretas Schoßhündchen mit einem billigen Trick vor dem Abdecker retten, hatte Luis gebrüllt. Wo mein Verstand geblieben sei? Und ob mir noch nicht aufgefallen sei, dass Greta den ihren längst eingebüßt habe. Ich solle sie fragen, ob sie nicht Angst habe, eines Tages so zu enden wie Barbara McKinney, Janine Breste und Tess! Greta rutschte unruhig im Sessel hin und her. Ich betrachtete sie zweifelnd.
    «Meinst du, du schaffst es für eine Viertelstunde, deine Liebe ins Herz zu verbannen und dein Hirn wie eine Anwältin zu benutzen? Luis hätte sich nicht so aufgeführt, wenn er die Namen nur von Tess gehört oder in einem Romanmanuskript gelesen hätte. Und zwei Frauen, die beide als Unfalltote in die Polizeiakten eingegangen sind, wie Jan uns weismachen will, hätten ihn auch nicht so aus der Fassung gebracht. Wenn es, wie Jan behauptet,

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