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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Gesicht wechselte die Farbe, das Grinsen gefror. Dann schlug er mit der rechten Faust auf den Tisch und fluchte:
    «Scheiße, verdammte!»
    Er beruhigte sich sofort wieder, entschuldigte sich sogar für die kleine Notlüge. Er habe Greta nur nicht zusätzlich beunruhigen wollen. Nun erzählte er ihr, dass er zwei Jahre mit Janine Breste zusammengelebt hatte. Dass sie bei einem Wohnungsbrand umgekommen war, gut ein halbes Jahr bevor er Gretas Nachbar wurde. Dass er Janine geliebt hatte, ebenso abgöttisch geliebt wie Tess. Dass sie ihn betrogen hatte, ebenso schamlos betrogen wie Tess und Barby, die sich von jedem Hanswurst in der Kaserne unter den Rock greifen ließ. Es war, als würde er innerlich zusammenbrechen. Er sprach stockend und so leise, dass Greta sich anstrengen musste, jedes Wort zu verstehen. Anfangs dachte sie noch, dass er beim nächsten Satz anfangen würde zu weinen. Doch je länger er sprach, umso mehr verlor sich das, umso mehr machte er den Eindruck eines Mannes, der endgültig kapituliert hatte und sich in sein Schicksal ergab. Nur wusste sie nicht mehr, ob sein Verhalten echt war, ob sie glauben durfte, was sie sah und er sagte. Mit Barby hatte es angefangen. Zweiundzwanzig war er gewesen, ein schwermütiger, junger Mann, der sich für einen Weichling, einen Schwächling hielt, der nur in der Gemeinschaft starker Männer einen Halt zu finden glaubte. Der sich nicht vorzustellen vermochte, dass es ein zufriedenes, glückliches und erfülltes Leben an der Seite einer Frau geben könne. Weil er nur eine Sorte Frau kannte. Die verbitterte, brüllende, prügelnde, quälende Mutter. Aber Barby war so anders. Ein lustiger Vogel, anschmiegsam und zärtlich. Monatelang lebte er wie im Himmel mit ihr, restlos glücklich, rundherum zufrieden. Er dachte an Hochzeit, obwohl sich die Anzeichen mehrten, dass er nicht der einzige Mann in Barbys Leben war. Er wollte nichts hören von den Gerüchten, versuchte das Tuscheln und die bezeichnenden Blicke hinter seinem Rücken zu ignorieren. Eines Tages fühlte Barringer sich verpflichtet, ihm die Augen gewaltsam zu öffnen. Jan und Barby verbrachten diesen Abend in einer Diskothek. Barringer stieß scheinbar zufällig zu ihnen und bat, auf der Rückfahrt mitgenommen zu werden. Angeblich streikte sein Golf. Dann begann Barringer mit Barby zu flirten, tanzte mit ihr, betatschte sie und knutschte mit ihr. Statt einzugreifen und seinen Freund oder Barby zur Rede zu stellen, betrank Jan sich und ließ sich um zwei Uhr nachts von Barringer in den Wagenfond verfrachten. Barringer übernahm das Lenkrad, Barby setzte sich neben ihn. Barringer fuhr ins Grüne und zeigte Jan, dass Barby nicht einmal Hemmungen hatte, zum Äußersten zu gehen, wenn sich der Mann, dem sie von Ehe und Kindern vorschwärmte, in unmittelbarer Nähe aufhielt. Noch während der Fahrt ging es auf den Vordersitzen zur Sache. Dass Jan zu betrunken war, um genau zu verfolgen, was sich zwischen Barby und seinem einzigen wahren Freund abspielte, war nebensächlich. Barringer hielt schließlich an, nahm Barby auf den Schoß und brachte zu Ende, was er sie mit den Händen hatte beginnen lassen. Dann fuhr er weiter. Und nach ein paar Minuten drehte er sich zu Jan um und sagte:
    «Hast du endlich kapiert, was mit ihr los ist?»
    Barby begriff, dass es nur darum gegangen war, ihren offenherzigen Charakter bloßzulegen. Sie ging mit den Fäusten auf Barringer los. Er verlor die Kontrolle über den Wagen. Die beiden Männer wurden ins Freie geschleudert. Den Rest hatte er Greta ja bereits ausführlich geschildert, einschließlich der verzweifelten Rettungsversuche, die sich wohl in Barringers schlechtem Gewissen begründeten. Wer wollte das heute noch beurteilen? In jedem Fall hatte Barringer alles Menschenmögliche getan, das Mädchen zu retten. Und Jan hatte das Gleiche bei seinem Freund versucht, mit etwas mehr Erfolg. Die dritte Fassung, dachte Greta nur. Wenn Luis Abeler sie am nächsten Tag widerlegen konnte, bot Jan vermutlich eine vierte Version. Aber erst einmal erzählte er, wie es angeblich weitergegangen war. Nach Barbys Tod hatte er sich lange Zeit gehütet, in die Nähe einer Frau zu kommen. Für ihn waren sie alle gleich schlecht. Alle nur darauf aus, einen Mann zu demütigen und zu zerbrechen, wie seine Mutter seinen Vater zerbrochen hatte. Bis der sich nicht mehr anders zu helfen wusste und sie erstach. Jan schaute sie treuherzig an und hob die Hand zum Schwur. Das war die Wahrheit. Greta hatte

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