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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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das Telefon wegnehmen. Sie hat mich geschlagen, gekratzt und getreten. Da bin ich nach oben gegangen. Und sie hat gesagt: ‹Jetzt zeige ich dir mal, was ein Krimi ist. Entweder du spurst, oder ich bringe dich in den Knast.›»
    Feibert stand unverändert am Fuß der Treppe und schaute mit wachsamem Blick zu uns herauf. Ich konnte nicht abschätzen, wie viel er verstand. Jan flüsterte weiter: ‹

    «Mach diesem Zirkus ein Ende, ehe ich durchdrehe, Niklas›», sagte sie. Aber ich habe ihr nichts getan. Das musst du mir glauben!»
    Ich glaubte ihm nicht:

    «Du erklärst das besser der Polizei. Sie müssen dir glauben. Mit mir hat Tess um halb vier nicht gesprochen. Vielleicht war niemand in der Leitung. Wenn sie dich reizen wollte, könnte es sein, dass sie nur so tat, als telefonierte sie. Wie ging es weiter, nachdem sie dich angegriffen hat?»
    Jan senkte den Kopf wieder, betrachtete seine rechte Hand und hob die Schultern.

    «Hab ich doch gesagt. Ich bin nach oben gegangen. Frag Greta, ich war oben, als sie kam. Und Tess war in Ordnung. Ich hab sie nie richtig geschlagen. Ich wollte ihr auch sonst nichts tun.»
    Es klang, als hätte er seinen Willen nicht durchsetzen können. Und was verstand er unter richtigen oder falschen Schlägen? Jetzt noch ein klein wenig Druck, dachte ich, ein paar gezielte, sanft gestellte Fragen. Ich schaute zu Feibert hinunter und hoffte, dass er genug mitbekommen hatte und sein Handwerk beherrschte. Ich erhob mich, griff unter Jans Achseln und zog ihn von Greta fort. Danach ging es mir ein wenig besser.

    «Komm», sagte ich.

    «Ich helfe dir. Sie haben nur ein paar Fragen.»
    Unter meiner Berührung zuckte er zusammen und schüttelte den Kopf.

    «Ich kann das nicht. Greta soll ihnen antworten. Sie weiß, dass ich Tess nicht angerührt habe.»
    Als ich nickte, ließ er sich ohne weiteren Widerstand aufhelfen und nach unten führen. Greta folgte uns. Das Wohnzimmer konnte benutzt werden. Die Spurensicherung dort war abgeschlossen, sehr gründlich konnten sie nicht gewesen sein. Ich führte Jan zur Couch, drückte ihn nieder und setzte mich neben ihn. Greta holte sich einen Stuhl aus dem Esszimmer. Karreis nahm in einem Sessel Platz, Feibert im zweiten. Er zückte sein Notizbuch und erkundigte sich in ruhigem Ton:

    «Wie fühlen Sie sich, Herr Tinner? Können wir anfangen?»
    Jan schüttelte den Kopf und warf Greta einen flehenden Blick zu. Sie sorgte dafür, dass er genügend Zeit bekam, sich zu erholen. Feibert kritzelte eifrig in sein kleines Buch, unterbrach ihren Bericht mit Fragen nach Einzelheiten. Wie ich zuvor wollte er wissen, ob ihr bekannt sei, worüber Jan und Tess gestritten hatten.

    «Um Geld», sagte Greta.

    «Es ging immer nur um Geld.»
    Hatte Tess ihr gesagt, wen sie um halb vier angerufen hatte?

    «Nicht direkt, sie sprach von einem guten Freund. Einen Namen hat sie nicht genannt. Ich mochte sie auch nicht danach fragen, weil sie so außer sich war.»
    Feibert streifte mich mit einem nachdenklichen Blick. Ich erklärte, dass ich nur einmal mit Tess gesprochen hatte – um halb drei, und dass ich das Telefongespräch eine Stunde später für eine Finte hielt, weil dabei so häufig mein Name gefallen war. Feibert ging nicht darauf ein, er hielt sich mit seinen Fragen an Greta. Hatte Tess viele gute Freunde gehabt? Ja, viele Freunde, einen großen Bekanntenkreis. Tess hatte überall schnell Kontakte geschlossen. Hatte sie auch Feinde gehabt? Nein, Greta wusste von keinem. Karreis und Feibert schienen vorerst keine Zweifel zu haben. Vieles von dem, was Greta ihnen bot, entsprach den Tatsachen. Wer war Tess gewesen? Seit dreißig Jahren ihre Freundin, die ihr vieles anvertraute, aber längst nicht alles. Ein lebenslustiger Mensch, offen und direkt in vielerlei Hinsicht. Doch was sie verschweigen wollte, erfuhr man nie – wie den Namen von Mandys Vater. Und manches von dem, was Tess erzählte, entsprang nur ihrer Phantasie wie der Einbrecher in Kindertagen. Tess war eine Frau mit hohen Ansprüchen gewesen, nicht rundum zufrieden in ihrer Ehe. Ohne Verständnis für die Ambitionen des Ehemannes. Wie kann ein Mann sich unentwegt mit einer Idee beschäftigen, die keine müde Mark einbringt? Der große Roman über einen zu Unrecht Verurteilten. Dass Greta ein wenig vorbaute, fiel nur mir auf. In einer Auseinandersetzung über Jans Roman konnte durchaus das Wort Knast gefallen sein. Falls Feibert mehr von Jans Flüstern auf der Treppe verstanden hatte, als Greta lieb

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