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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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aufmerksamen, teils undefinierbaren Blick zu betrachten, saß Jan unverändert da. Die Augen hielt er auf ihr Gesicht gerichtet, seine Miene spiegelte Anteilnahme und Interesse am Gespräch. Karreis wandte sich ihm zu.

    «Können Sie das bestätigen, Herr Tinner?»
    Jan atmete hörbar ein und aus. Dann schüttelte er langsam und bedächtig den Kopf. Das wirkte nicht wie eine Antwort, nur wie eine Ablehnung der Situation. Aber dann schaute er Greta mit einem fast traurigen Blick in die Augen und erklärte mit fester Stimme:

    «Nein! Das kann ich nicht.»
    Ebenso gut hätte er ihr mit der Faust in den Magen schlagen können. Der Effekt wäre derselbe gewesen. Ich sah, wie sie zusammenzuckte und nach Luft schnappte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Karreis und Feibert bemerkten ihre verräterische Reaktion ebenso und tauschten einen Blick, der deutlicher war als jedes Wort. * Ein paar Sekunden vergingen, niemand sprach. Greta erholte sich rasch. Doch ihre verräterische Reaktion ließ sich nicht wieder ausmerzen. Karreis und Feibert sammelten sich für den Angriff und verständigten sich mit Blicken, wer wem den Vortritt lassen sollte. Ehe sie sich geeinigt hatten, fragte ich:

    «Kann ich kurz mit Frau Baresi unter vier Augen sprechen?»
    Karreis winkte ab.

    «Sie hatten Zeit genug, mit Frau Baresi unter vier Augen zu sprechen. Sogar unter sechs Augen, nicht wahr? Herr Tinner war ja mit von der Partie. Wenn Sie es bisher nicht geschafft haben, eine Absprache zu treffen, die Möglichkeit dazu hatten wir Ihnen eingeräumt. Wir waren rücksichtsvoll und geduldig. Aber jetzt möchten wir gerne unsere Arbeit tun.»
    Hatte seiner Stimme bei den ersten Sätzen noch ein Hauch von Ironie angehaftet, war sie bei den letzten so bestimmt, dass kein Widerspruch möglich war. Er wandte sich erneut an Jan.

    «Also, Herr Tinner, Sie können nicht bestätigen, was Frau Baresi sagte. Dann schildern Sie uns doch mal Ihre Version.»
    Jan nickte schwer und erklärte mit träger Stimme:

    «Meine Frau hat keinen Alkohol getrunken, höchstens mal ein Glas Wein zum Essen. Schauen Sie sich die Flaschen in der Bar an. Der Grappa und der Wodka, das ist Zuckerwasser. Der Cognac und der Whisky, das ist Tee mit Zitrone. Nur der Sherry und der Doppelkorn sind echt, davon habe ich mir schon mal was genommen.»
    Er schüttelte den Kopf, als könne er es selbst nicht begreifen.

    «Wenn Greta kam, war Tess von einem Moment zum anderen stockbesoffen. Dann kippte sie sich in Gretas Beisein noch ein paar Gläser rein. Ich habe sie gefragt, was der Quatsch soll. Gelacht hat sie und verlangt, ich soll ihr den Spaß gönnen. Da hab ich den Mund gehalten. Ich dachte auch, dass Greta es von alleine merkt. Sie hat ihr ja manchmal ein Glas geholt, da musste sie den Kram eingießen. Sie hätte nur mal dran riechen müssen, hat sie aber anscheinend nicht.»
    Für den Bruchteil einer Sekunde fand sein Blick den Weg zu Gretas Gesicht. Er senkte ihn gleich wieder, als bedaure er, dass er ihr ein grobes Versäumnis unterstellt hatte. Sie lächelte ihn an, sehr flüchtig nur. Ich glaube kaum, dass Karreis und Feibert etwas davon bemerkten. Es müssen mehrere dicke Steine gewesen sein, die ihr vom Herzen fielen. Wie oft hatte Tess ihr in den letzten Wochen und Monaten in der von Jan beschriebenen Weise die Haustür geöffnet! Oder auch nicht. Oft hatte sich auch nach mehrfachem Klingeln nichts gerührt. Dann war Greta ums Haus herumgegangen. Und wie oft hatte Tess dann auf der Terrasse gelegen, ihr mit verschleiertem Blick entgegengeschaut und mit schwerer Zunge eine Begrüßung gelallt. Mehr als einmal war ich Zeuge solcher Szenen geworden. Die letzte hatte ich noch deutlich vor Augen. Sie lag noch nicht lange zurück, nicht einmal ganze zwei Wochen. Tess hatte anscheinend vergessen, dass es unser Besuchssonntag war. Jan schien auch nicht daran gedacht zu haben. Als wir auf die Terrasse traten, blinzelte Tess uns benommen entgegen.

    «Seh ich doppelt oder seid ihr wirklich zu zweit? Sind schon wieder zwei Wochen um? Himmel, wie die Zeit vergeht. Was machen wir denn jetzt? Es ist kein Kuchen da.»
    Sie richtete sich auf und grinste mich an.

    «Ich weiß, was wir tun. Sunnyboy leistet der armen Tess Gesellschaft. Greta-Mäuschen schicken wir zum lieben Jan. Er ist oben, hat sich den Kopfhörer aufgesetzt, hört und sieht mal wieder nichts.»
    Ihr Blick wanderte zu Greta.

    «Reiß ihm das Ding runter und sieh zu, ob du ihn überreden kannst, uns ein Stück

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