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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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die eine, die andere lachte. »Ach komm, wie naiv kann man denn sein!«
    Erst da wachte Dagmar auf.
    Fusté hatte sie soeben nicht geadelt. Er hatte sie verarscht. Er selbst hielt den Fall für verloren. Und er stand nicht gern auf der Verliererseite. Es brachte kein Geld, und die Publicity war eher negativ, wenn die Mörderin arm, schuldig und unattraktiv war. Aber da die Medien seine Kanzlei in diesem Zusammenhang nun schon einmal nannten, schob er Dagmar als Kanonenfutter vor. Falls sie gewinnen sollte, wäre das natürlich sein Verdienst, wenn sie, was er als sicher annahm, verlor, hatte er nichts damit zu tun. Sie konnte ihn schon hören. Eine Frau, eine Ausländerin, eine Deutsche, aber er hatte ihr eine Chance gegeben. Tja, sie hatte seine Bedenken nur bestätigt.
    Santi brachte ihr Frühstück, lächelte und wünschte ihr einen guten Appetit.
    Dagmar war so schlecht, dass sie den Geruch des Croissants nicht ertragen konnte.

23
    Der Schlagbohrer setzte kurz aus, nur um dann umso hartnäckiger weiter zu nerven. An diesem Morgen hatten die farbverklecksten Plastikplanen schon die oberen Flure erreicht. Pia traf auf Roberto, der mit seinem Posttrolley ziemlich verloren durch die Gänge schlurfte.
    »Guten Morgen, Roberto«, begrüßte sie ihn. Er blickte sie an, als hätte er sie noch nie gesehen.
    »Der Ring«, sein breites Gesicht war leer. »Der ist falsch.«
    »Wer hat dir das gesagt? Dass der Ring falsch ist?« Pia versuchte einen Blick auf die Post im Trolley zu werfen, um Robert helfen zu können, aber er wich ihr aus.
    »Toni hat mir eine Cola gekauft. Der Ring ist falsch!«
    »Hier ist doch im Moment alles falsch.« Pia blieb stehen. »Soll ich dir helfen, Roberto?«
    »Der Ring!« Seine Stimme stieg etwas an, er wandte sich so heftig ab, dass er fast den Trolley umkippte. Roberto kannte das Gebäude, aber der Umbau mit dem Lärm und diesen alles überdeckenden Planen überforderte ihn total. Es war abzusehen, dass sie bald auch aus dem provisorischen Großraumbüro vertrieben würden. Und da niemand für Organisation und Logistik verantwortlich zeichnete, konnte kein Mensch voraussagen, wie viele Akten und Unterlagen diesem Renovierungswahn zum Opfer fallen würden.
    Sie setzte sich in ihre Sperrholznische. Noch hatten sie Strom, noch war kein Computer abgestürzt. Allerdings lagen kaum neue Unterlagen in ihrem Posteingangskorb. Nicht einmal der offizielle Autopsiebericht. Toni und Bonet waren nicht da, Sanchez hatte die Jalousien an seinem Glaskäfig runtergelassen, Silvi hämmerte hektisch in die Tasten und vermied es, Pia anzuschauen. Sie sprang auf, als Toni aus Sanchez' Zelle kam. Heute in einer kühnen Kombination aus weißen Hosen, einem grauen Hemd und einer gelb gestreiften Jacke. Er grinste überheblich und warf Silvi ganz ungeniert ein Küsschen zu. Sie lief zu seinem Tisch und brachte ihm eifrig einen Packen Akten.
    Pia war bei ihnen, noch bevor er die erste Mappe hochheben konnte. »Pia!« Er versuchte, ihr die Mappen wieder wegzunehmen, aber die drehte ihm den Rücken zu, und richtig handgreiflich zu werden, wagte er nicht. »Du warst nicht da. Wir hätten dich schon noch informiert.«
    »Jetzt bin ich ja da!« Pia sah die Klarsichthüllen und Schnellhefter durch. Die Mappe mit dem Autopsiebericht von Luis Llobet, die Berichte der Spurensicherung und der Brandermittler, Kopien aus internationalen Veröffentlichungen der letzten fünf Jahre über Reimann, seine Firma, Familie, Finanzen, Protokolle der bisher erfolgten Verhöre und Befragungen, Fotos der Leichen und vom Tatort.
    »Okay, Toni«, Pia musste gegen den Schlagbohrer anschreien, »du hast das alles ja offensichtlich schon gesehen.«
    »Hat er eben nicht!«, warf Silvi ein.
    Pia überhörte sie. »Ich nehm mir die Papiere mal kurz mit. Wenn du mich nicht auf dem Laufenden hältst, dann muss ich mir selbst helfen. Wir können die Unterlagen aber gern auch im Sinne von Teamwork zusammen durchgehen.« Toni und Silvi wechselten einen kurzen Blick, sagten aber nichts. Da war etwas im Busch, aber Pia konnte es nicht festmachen. »Oder hat unser großer Chef, dein persönlicher Mentor, inzwischen eine andere Order ausgegeben?«
    » Du kannst den ganzen Papierkram gern haben«, erwachte Toni plötzlich aus seiner Erstarrung. »Du wirst nichts Neues finden. Der Brand wurde gelegt. Es wurde reichlich Brandbeschleuniger verwendet, Benzin in diesem Fall. Die Garage war praktisch getränkt damit. Deine Freundin hat ganze Arbeit

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