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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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spanischen Polizeidienststellen weitergegeben.«
    »Juan Bautista de las Torres«, las Pia laut den Namen des Grünen. »Das ist ja mal ein Name für einen Stadtstreicher.«
    »Nein, nein, der ist ganz bürgerlich. Computerfachmann für Hardware. Servicemann. Arbeitet für Toshiba-Spain. Schöne Wohnung in Sant Antoni. Eine behinderte Tochter, elf. Die Ehefrau Catalina hat ausgesagt, er sei eines Abends vor sechs Tagen zum Zigaretten holen weggegangen und nicht wiedergekommen. Bei Toshiba hatte er sich für einen Monat beurlauben lassen, was die Frau nicht wusste. Die Story ist abgeschmackt, ich weiß. Ich hab ihn auch nur auf der Liste, weil die äußerlichen Merkmale so schön übereinstimmen. Ich tippe auf einen der drei gelben.« Bonet beugte sich über Pia und gab zu jedem der drei Namen seine Kommentare ab.
    »Erstens: Rodriguez Polan, neunundfünfzig. Alkoholiker, gelernter Schweißer, Langzeit-Arbeitsloser, zuletzt vor drei Wochen mit einer Gruppe Jobsucher beim Hafen gesehen. Er wurde abgelehnt und hat wohl eine Prügelei angefangen. Seither keine Spur. Zweitens: Benito Perez, neunundsechzig. Seit achtzehn Tagen vermisst. Keine Angehörigen, lebte im Alten- und Pflegeheim Santa Maria. Temporäre Demenz, beginnender Alzheimer. Er hatte eine Hundemarke mit Namen und Adresse am Hals, weil er immer wieder wegrannte. Allerdings wurde er meist ziemlich schnell von der Polizei wieder aufgegriffen. Diesmal nicht. Drittens: Tomás Grau, zweiundfünfzig. Stadtstreicher, seit sechs Wochen vermisst. Grau hatte sich einer Gruppe junger Ausreißer im Raval angeschlossen. Die haben eine dieser Abrisswohnungen besetzt und fühlen sich wie die Könige. Berber ziehen natürlich schon mal weiter. Aber Grau ist hier geboren, er lebte schon seit Jahren als Penner, und er spielte so eine Art Leithammel in der Gruppe.«
    »Keiner von denen hatte Zähne oder ein Gebiss?«
    »Nein, keiner hatte auch nur einen Zahn im Mund. Aber sie hatten alle ein Gebiss. Grau ein klappriges Provisorium aus Plastik, Bautista laut Gattin eine ungarische Luxusausführung.«
    »Wenn wir weder Zähne noch Gebiss zum Vergleich haben, kann uns auch kein Zahnarzt weiterhelfen.«
    »Wenn so ein Teil nicht richtig sitzt, kann man's wohl schon mal im Suff verlieren.«
    »Oder es wird entfernt. Nach dem Mord. Weil das eine Identifizierung extrem erschwert.«
    »Ja, genau da musst du einhaken.« Bonet legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und wollte gehen.
    Pia hielt seine Hand fest. »Was heißt, ich? Bist du nicht mehr dabei?«
    In dem Moment sprang Silvi an ihrem Tisch auf, sie hatte den Telefonhörer in der Hand. »Sofort! Ja, verstanden!«, sie warf den Hörer zurück und gab Toni ein Zeichen, der prompt zur Glaszelle von Sanchez rannte. Er klopfte kurz, verschwand drin und tauchte gleich darauf mit dem Chef zusammen wieder auf. Sanchez hatte sein Jackett an und ein Seidentuch im offenen Hemd. Er putzte sich gern heraus, aber das war bei der Hitze schon auffällig. Zusammen mit Toni eilte er nach hinten, Toni hob die Plane an, und sie verschwanden dahinter. Auf dem rückwärtigen Flur gab es nur noch die Putzkammer, eine Toilette und den improvisierten Konferenzraum.
    »Was geht denn da vor?«, fragte Pia.
    Bonet zog seine Hand vorsichtig zurück, blieb aber noch neben ihrem Tisch stehen. »Untersuchungsrichter Calvet und die Familie. Reimanns Halbbruder Paul und die erste Ehefrau, Gudrun, soviel ich weiß. Die zweite soll auch kommen. Birgit.«
    »Josep, bitte, klär mich auf. Ich verstehe das nicht. Die Angehörigen des Mordopfers sind hier, und Untersuchungsrichter Calvet und der comandante , El Jefe Sanchez-García nehmen sie sich persönlich vor? Nicht mit dir, dem capitán oder mir oder allen zusammen, nein, nur mit dem kleinen inspectór Toni Botía?« Pia sah zur Kaffeemaschine. Silvi fummelte dort hektisch herum und eilte dann mit Kaffee und Keksen aus der Artiach-Luxusdose nach hinten, Richtung Konferenzraum. »Bitte, sag mir, dass das alles eine Fata Morgana ist.«
    »Was meinst du jetzt genau?« Bonet wich verlegen zurück.
    »Ach bitte, Josep«, Pia rollte ihren Stuhl zurück und kippte ihn nach hinten. »Versuch nicht, mich für blöd zu verkaufen. Was läuft da ab? Der Big Boss hat eindeutig uns die Ermittlungen übertragen. Dir, Toni und mir. Als equipo especial . Ohne ihn. Und jetzt sitzt er da drin mit der Familie von Reimann, und ich werde nicht einmal informiert !«
    »Pia, meine Liebe, ich will dir nichts vorenthalten, aber ...«,

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